Bei der Simulationskonferenz in New York dabei

4.12.2015, 06:00 Uhr
Bei der Simulationskonferenz in New York dabei

© Foto: oh

„National Model United Nations“, kurz NMUN, heißt das Programm. Studierende von allen fünf Kontinenten nehmen an der riesigen Konferenz im UN-Hauptquartier in New York teil und simulieren Vollversammlung, Sicherheitsrat und all die kleineren Einheiten der Vereinten Nationen. Sie handeln Abkommen aus, formulieren Resolutionen und sprechen im Plenum zu aktuellen weltpolitischen Themen.

Besonders spannend ist dabei, dass keine Delegation ihr Herkunftsland vertritt. Die Nationalitäten werden teils zufällig, teils nach den Wünschen der Vorjahresteilnehmer neu verteilt. Und es steht den Studenten auch nicht frei, die Politik „ihres“ Staats einfach umzuwerfen und neu zu definieren. Sie sind vielmehr gehalten, dessen Interessen so zu vertreten, wie es die realen Botschafter des Landes vermutlich tun würden.

Zur Debatte stehen bei der Konferenz weltpolitische Themen wie der IS-Terror, die globale Ressourcenverteilung oder die Geschlechtergerechtigkeit. Tagesaktuelle Ereignisse fließen ebenfalls ein. Neben Israel als Hauptland, das allein schon eines der ambivalentesten Lose sein dürfte, haben Tina Stanzel und ihre Kommilitonen dabei zusätzlich die Aufgabe, im UN-Sicherheitsrat das nichtständige Mitglied Chile zu repräsentieren.

Dass die Bamberger Otto-Friedrich-Universität eine NMUN-Delegation nach New York entsendet, hat schon Tradition. Seit 2003 nehmen Studenten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen teil, die auch schon etliche Auszeichnungen nach Oberfranken geholt haben. Um dabei zu sein, musste Tina Stanzel insbesondere politisches Interesse und Sprachkenntnisse vorweisen. Ihr Bewerbungs-Essay passte angesichts der politischen Situation wie die Faust aufs Auge: „Chancen und Risiken für die Türkei als Vermittler im Nahen Osten.“

Derzeit bereiten sich die 20 Nachwuchsdiplomaten intensiv auf ihre Aufgabe vor. Seit Semesterbeginn trainieren sie sechs Stunden pro Woche diplomatische Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationstechnik, lernen „ihr“ Land kennen und arbeiten sich in die Funktionsweisen supranationaler Organisationen ein. Dazu kommen Testsimulationen mit wechselnden Rollen sowie viel weitere Arbeit daheim, um Themen zu recherchieren, Resolutionstexte zu verfassen oder Reden zu schreiben.

In Berlin besucht die Bamberger Delegation die Bundeszentrale für politische Bildung, das Außenministerium und den Bundestag. Auch die Botschaften von Israel und Chile sowie die palästinensische Vertretung empfangen die Studenten. Der Flug in die USA geht am 15. März. In Washington erhalten die Konferenzteilnehmer Einblick in die deutsche Botschaft und die Weltbank, bevor es vom 20. bis 24. März in New York „ernst wird“.

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