Ernüchterung in Roth nach Kündigungen von C&A und Edeka

17.2.2016, 06:00 Uhr
Ernüchterung in Roth nach Kündigungen von C&A und Edeka

© Foto: Carola Scherbel

Ernüchtert ist man nach den beiden Kündigungen im Rother Rathaus: „Keine gute Entwicklung“, nennt Bürgermeister Edelhäußer den Auszug auch von C & A und kündigt für März ein Gespräch mit den Passagenmietern an. Aber er nimmt auch die Kunden nicht aus der Verantwortung: „Wenn viele Leute mehr eingekauft hätten, wäre es vielleicht nicht dazu gekommen.“ Und wenn Edeka-Chef Florian Fischer vor seinem Einzug in die Valentin-Passage das von der Stadt beauftragte Gutachten über den Bedarf von Lebensmitteleinzelhandel an diesem Standort „ernster genommen hätte“, dann hätte er auch wahrgenommen, dass darin „nur von innerstädtischem, also kleinem Bedarf die Rede war“.

Überhaupt wundere er sich, dass Fischer der Stadt den schwarzen Peter zuschiebe. Erstens beim Parkdeck: bei der Sanierung des Parkhauses, das zum Teil den Stadtwerken gehört, könne ein öffentlicher Auftraggeber nun mal nicht ganz so schnell agieren wie ein privater, sowohl das Suchen nach Fördermitteln als auch die Ausschreibung dauern länger. Und zweitens bei den Werbetafeln für Edeka habe die Stadt „die Vorgaben schon über Gebühr gedehnt“. Dass es dann ein Dreivierteljahr bis zum Bauantrag gedauert habe, „dafür kann nicht die Stadt etwas, sondern der Eigentümer“.

Kaufland - Totengräber der Innenstadt?

Verwundert zeigt sich Edelhäußer auch darüber, dass „Kaufland zum Totengräber der Innenstadt gemacht wird, bevor es überhaupt eröffnet ist. Das ist schon mutig.“ Er sieht den Fehler beim Bau der Rothmühl-Passagen, die ursprünglich als „große Lösung mit integriertem Kaufland“ konzipiert waren. Diese Lösung wurde per Bürgerentscheid gekippt, Edelhäußer sagt heute: „Was dann folgte, war Flickschusterei.“

Er selbst übrigens habe in seinem Wahlkampf 2005 für den Bau von Wohnungen und Hallenbad auf dem Areal geworben.

Darin ist der Bürgermeister sich einig mit FW-Stadträtin Elisabeth Bieber, damals eine der Initatorinnen des Bürgerbegehrens. Nach ihrer Ansicht hätte die Stadt das frühere VAW-Gelände kaufen und dort Wohnungen, ein Hotel und ein Hallenbad bauen sollen. Denn aus dem versprochenen Branchenmix sei nichts geworden, weder C & A noch Kaufland würden in Roth das Sortiment wie in Nürnberg oder Kleinschwarzenlohe bieten. Ihr Lösungsvorschlag: „Vielleicht könnten uns Factory Outlets retten.“ Und: „Wir wollen bloß hoffen, dass der Wöhrl noch weiter aushält.“

Wie beurteilt das Modehaus Wöhrl die Kündigung des Nachbarn, mit dem man durch eine Fußgängerbrücke verbunden ist? „Wöhrl bedauert die Schließung der C & A-Filiale in den Rothmühl-Passagen“, so viel ließ die Geschäftsleitung wissen. Und setzte hinzu: „Durch den Weggang von C & A wird der Einzelhandel geschwächt, und der Standort verliert an Attraktivität. Ein Rückgang der Kundenfrequenz ist dadurch zu erwarten.“

Auch andere Nachbarn in den Passagen wirken geknickt. Ina Prinz, Filialleiterin von Olymp & Hades, findet es „nicht schön“, weil „jedes Geschäft eine Bereicherung für das Stadtbild bedeutet“. Entsprechend werde die Passage „leerer und unattraktiver, wenn ein Geschäft rausgeht. Zum ,schöner Shoppen‘ sind auch in einer kleinen Region mehrere Geschäfte nötig.“

Mitzieh-Effekt bei Kündigungen befürchtet

Uwe Reichelt, der Caféteria-Wirt in den Passagen, fürchtet zwar nicht um sein eigenes Geschäft — „ich hab meine Stammkunden“, aber wenn für die bald leerstehenden C & A-Flächen kein neuer Mieter gefunden werde, sieht er keine gute Zukunft für die Ladenpassage. Und Sonja Kraisel, die den Tee- und Kräuterladen im Erdgeschoss betreibt, befürchtet, dass von der einen Kündigung andere mitgezogen werden.

Für Olymp & Hades gelte das — trotz anderslautender Gerüchte — übrigens nicht, betonte der Bürgermeister. Die Zentrale des Modehauses war gestern für eine Stellungnahme jedoch nicht zu erreichen.

Für die Innenstadt von Roth seien die beiden Auszüge „sehr bedenklich“, ist aber auch Joachim von Schlenk, Vorsitzender des Industrie- und Handelsgremiums im Landkreis, sicher. Der Edeka-Standort sei damals schon eine mutige Entscheidung von Fischer gewesen, aber dass C & A bereits vor der Kaufland-Eröffnung aufgibt, hätte er nicht vermutet. Auch er sieht den Urfehler übrigens im Bau der Rothmühl-Passagen. „Aber das ist zehn Jahre her, darüber zu grübeln, wäre Kaffeesatzleserei.“

Uwe Heyder, Rother Ortsvorsitzender im Einzelhandelsverband, zeigte sich „schwer enttäuscht, dass Edeka die Reißleine gezogen hat“. Jetzt gelte „erst recht, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Wir hatten zwar drei Jahre lang einen Citymanager, aber der war eher Theoretiker als Praktiker.“ Jetzt müsse „ein echter Kümmerer her“. Und: „Wenn nötig, muss die Stadt Geld in die Hand nehmen, will man nicht noch mehr Image verlieren.“ Er werde zu einer Sondersitzung mit Verbandsvertretern und IHK-Gremium einladen.

Die Firma C & A selbst will überhaupt nichts sagen über die Gründe für ihre Kündigung. Nur so viel: „Der Bürgermeister hat auch nicht mehr erfahren.“

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