Erste Frau an der Spitze der Kripo

16.10.2015, 18:51 Uhr
Erste Frau an der Spitze der Kripo

© Foto: Gerner

Dass dieser offizielle Akt nicht wie üblich bei der Polizei in der Friedrich-Ebert-Straße über die Bühne ging, sondern im altehrwürdigen Goldenen Saal des Rathauses, hatte allerdings nichts mit der in Neuendettelsau geborenen und in Ansbach lebenden Kriminalrätin zu tun. Bei der Polizei stand der Saal wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung, Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf sprang als Ersatz-Gastgeber ein.

An der Spitze der Schwabacher Kripo hat es in den vergangenen Jahren sehr häufig einen Wechsel gegeben. Nach dem Abschied von Kripo-Urgestein Michael Foell im Herbst 2012 kamen Thorsten Wolfram, Thomas Hörath und Daniel Schade. Ehe man sich Name und Gesicht einprägen konnte, waren sie aber auch schon wieder weg. Bei Wolfram und Schade war das von Anfang an geplant. Sie sollten sich als Übergangs-Kripochef für höhere Aufgaben bewähren. Thomas Hörath sollte eigentlich länger bleiben, wurde aber überraschend nach Nürnberg berufen.

Jetzt also soll unter Cora Miguletz wieder etwas mehr Kontinuität Einzug halten. Polizeipräsident Johann Rast geht davon aus, dass die Leiterin von knapp 60 „Kriminalern“ mehrere Jahre bleiben wird. „Meinen 50. werde ich auf jeden Fall noch mit euch feiern“, präzisierte die neue Kripo-Chefin vor ihren Kolleginnen und Kollegen, die zur Amtseinführung gekommen waren.

Aus einem Polizistenhaus

Es überrascht nicht, dass aus Cora Miguletz die Polizistin Cora Miguletz geworden ist. Ihr Vater war Polizist, ihre Mutter war Polizistin. „Ich bin also buchstäblich ein Polizistenkind“, sagte sie. Klar, dass sie auch einen Polizisten geheiratet hat.

Die Karriereleiter kletterte die Beamtin zielstrebig und zügig nach oben. Nach ihrem Abitur 1991 war für sie klar, dass der Weg in den Staatsdienst führen würde. Ausbildung, Polizei-Fachhochschule, Polizeiinspektion Ansbach und Verkehrspolizeiinspektion Ansbach waren ihre ersten beruflichen Etappen. Dann wechselte sie von der Schutzpolizei zur Kripo.

Sechs Jahre lang war sie im Präsidium in Nürnberg zuständig für Delikte rund um häusliche Gewalt (Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Schläge, Stalking). Ganz besonders wichtig waren ihr dabei Prävention und Opferschutz. „Das wird auch in Schwabach für mich ein großes Thema sein“, kündigte Miguletz an. „Hier kann die Polizei unheimlich viel leisten.“

Nach ihrem Abschluss an der Polizei-Hochschule war klar, dass die Beamtin für Führungsaufgaben vorgesehen ist. Ein Jahr lang musste sie in Ingolstadt noch eine Warteschleife drehen, doch jetzt kehrte sie nach Mittelfranken zurück. „Ich spare mir jeden Tag drei Stunden Autofahrt“, beschrieb sie einen der Vorzüge des neuen Postens.

Dass die Schwabacher Kripo mit Cora Miguletz erstmals eine Chefin hat, wollte Polizeipräsident Johann Rast nicht allzu hoch hängen. „Wir schauen nicht, ob wir einen Mann oder eine Frau brauchen. Wir nehmen den besten Bewerber.“

Die Kripo in Schwabach ist zuständig für die Stadt Schwabach sowie die Landkreise Roth und Nürnberger Land, zusammen also für rund 300 000 Menschen. Das heißt: Über mangelnde Arbeit wird sich „die Neue“ nicht beklagen können, obwohl sie mit ihrem Team einen relativ friedlichen Landstrich beackert. Schwabach ist, was die Häufigkeit von (Gewalt-)Delikten angeht, die sicherste kreisfreie Stadt Bayerns. Und die Landkreise Roth und Nürnberger Land zählen nun auch nicht gerade zu den Horten des Bösen.

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