Extremsportler lüftet Geheimnis
"Geil war's": Jonas Deichmann stellt mit 120-Langdistanztriathlons Weltrekord in Roth auf
6.9.2024, 11:06 UhrIm Leben eines jeden Sportlers gibt es Ziele, die zu erreichen sind, manche nehmen sich dabei auch fest vor, gar einen Rekord zu brechen. Auch der Extremsportler Jonas Deichmann ist keine Ausnahme.
Am 9. Mai 2024 startete der 37-Jährige sein Projekt unter dem Namen "Challenge 120". Sein Ziel: jeden Tag sollte er in Roth 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer laufen und das 120 Tage lang.
Am Donnerstag, 5. September, erreicht der Extremsportler dann um 21.02 Uhr das Zieltor des DATEV Challenge Roth. Mit der Startnummer 120 und den Worten "Geil war's" schritt er über die Ziellinie. Das Stadtorchester begleitete ihn und mehrere hundert anderer Läuferinnen und Läufer mit dem Queens-Klassiker "Don't stop me now". Und unaufhaltbar schien der gebürtige Stuttgarter tatsächlich. Ohne einen einzigen Tag Pause legte er 120 Tage lang dieselbe Strecke zurück. 456 Kilometer im Wasser, 21.600 Kilometer auf dem Rad und über 5000 Kilometer zu Fuß absolvierte er in diesem für ihn "unvergesslichen Sommer".
Körper könnte noch mehr - Kopf will aber nicht
Einen strickten Zeitplan hatte Deichmann nicht nur während seiner sportlichen Leistungen, auch am Abend gab es eine feste Routine. Sechseinhalb Stunden Schlaf hat der Sportler zum Regenerieren jede Nacht gebraucht. Vor der zweiten, rund 90 Kilometer langen Radrunde plante er stets noch einen Powernap von immerhin ganzen zwölf Minuten ein. "Ich muss sagen, körperlich geht es mir gut", erklärte er in einem Artikel der "Deutschen Presseagentur (dpa)". Eine Grundmüdigkeit nach den 120 Tagen habe er aber dennoch.
Und doch fühle er sich selbst nach 120 Tagen Triathlon deutlich fitter, als am zehnten oder fünfzehnten Tag der Challenge. Das liege ihm nach daran, dass sich sein Körper an die Situation angepasst habe. Zudem sei er auch an die extreme Ausdauerbelastung gewöhnt.
"Wie lange ich es weitermachen könnte, werden wir nie erfahren", erklärte er nach seinem letzten "Läufchen", wie er es selber nannte. Denn obwohl sein Körper und sein Geist scheinbar zu mehr bereit wären, möchte der Sportler es bei diesem Rekord belassen. Deichmann selbst erklärt es so: Er habe sich darauf eingestellt, den alten Weltrekord von 105 Tagen zu brechen. Sein Ziel sei die "Challenge 120" gewesen, dieses hat er erreicht. Aber: "So ein Projekt muss man bedingungslos wollen. Man muss jeden Morgen aufstehen und dahinter einen Sinn sehen. Bis Tag 120 habe ich den gesehen." Ob er den Sinn nach einer Überbietung des eigenen Rekordes sehen wird, wisse er aber nicht. Deshalb sei jetzt Schluss, erklärt er. Das hindert Deichmann aber nicht daran, auch nächstes Jahr bei der Challenge Roth anzutreten. Ob es wieder 120 Tage werden oder er sich in der Zwischenzeit entscheidet, einen neuen Weltrekord aufzustellen, wird sich dann zeigen.
Landkreis Roth und seine Einwohner können stolz sein
Die DATEV Challenge Roth findet jährlich in der mittelfränkischen Stadt mit knapp 25.000 Einwohner statt. Rund 3500 Starterinnen und Starter nehmen an dem weltweit größten Wettkampf auf der Triathlon-Langdistanz teil. Dass der Extremsportler sich ausgerechnet diese Stadt für die Aufstellung seines Weltrekordes ausgesucht hat, macht mit Sicherheit den ein oder anderen Bewohner stolz. Dabei war die Wahl anfangs nicht eindeutig, verriet Deichmann am letzten Abend seiner Challenge: "Ich kann ein kleines Geheimnis verraten. Als ich überlegt habe, ich mache den Weltrekord für die meisten Langdistanzen, da war die Überlegung: Hawaii oder Roth." Letztendlich fiel die Wahl auf Roth. "Und ich bin echt froh, dass ich es hier gemacht habe", verkündete der 37-Jährige gefolgt von Applaus auf dem Festplatz der Stadt.
Auch Felix Walchshöfer, Renndirektor des DATEV Challenge Roth, teilte seine Begeisterung in einer Pressemeldung der Organisation:"Ich trage eigentlich niemals Hüte, aber bei der Leistung von Jonas überlege ich mir einen zu kaufen und ihn immer zu ziehen, wenn ich Jonas sehe." Deichmanns sportlicher Einsatz der letzten Monate sei immer noch surreal und historisch, findet Walchshöfer. Einen großen Dank richtet er auch an die Einwohner des Landkreises, sie hätten den 37-Jährigen Tag für Tag auf allen Abschnitten des Triathlons unterstützt. "Diese Menschen sind auch dafür verantwortlich, dass Jonas sich Roth als Ort seines Weltrekordes ausgesucht hat. Darauf können wir alle im Landkreis ungemein stolz sein. Roth hat mal wieder gezeigt, dass es weltweit nur einen Triathlonlandkreis gibt", fasst der Renndirektor zusammen.
Am 7. September soll ein öffentlicher Empfang für Deichmann und sein Team in den Ratsstuben der Stadt Roth stattfinden. Dort wolle man die bei der Challenge gesammelten Spenden an die Kinder- und Jugendfeuerwehren der Stadt übergeben.
Auf seinem Instagram-Kanal teilt Deichmann seinen Erfolg mit der Community. Dort schreibt er auch: "Dies war bei weitem das schwierigste Unterfangen, das ich je in Angriff genommen habe." Nun freue sich der Sportler aber auch darauf, "mal wieder allein zu sein."
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