Hilpoltstein: Zirkusbesucher ausgebuht
18.10.2015, 19:22 UhrDie Reihe der Demonstranten steht wie eine Mauer auf dem Radweg nach Hofstetten, gelbe Plakate mit Aufschriften wie „Wir fordern ein Wildtierverbot in Deutschland“, gemeint ist vor allem für Zirkusse. Der Circus Alberti nämlich hat einen Bären und zwei Affen, außerdem hält man Kamele, Ponys und Pferde.
Bär Ben fährt Roller und macht in der Manege auch mal einen Purzelbaum. Ist das artgerecht? Nein sagen die Demonstranten: „Wir wollen ein Zeichen setzen und die Leute davon abhalten, die Vorstellungen zu besuchen“, sagt Sabine Pöferlein, die die Demonstration angemeldet und organisiert hat. „Wildtiere gehören nicht in einen Zirkus, wo es laut ist und grelle Lichter leuchten“, begründet sie ihr Engagement. Ob sie so etwas öfter macht, Demos organisieren, für Tiere protestieren? „Nein, ich habe vorher noch nie eine Demo angemeldet. Aber als ich die Plakate in der Stadt hängen habe sehen, da ist was in mir explodiert, da wollte ich was unternehmen“, berichtet sie am Rande der Demo. Am Samstag um 14 Uhr und um 17 Uhr wird protestiert, am Sonntag noch einmal um 14 Uhr. Immer vor den Vorstellungen.
Über eine Gruppe auf Facebook haben sich die Demonstranten zusammengefunden. „Hilpoltstein sagt ‚Nein’“ heißt sie und darin wurde in der vergangenen Woche rege diskutiert.
Einer der das naturgemäß anders sieht ist Wolfgang Frank, der Sprecher des Zirkus’. Den Circus Alberti gibt es seit 1821, seit ebenso langer Zeit ernährt er die Familie Frank. Die Demonstranten aber, die machen an diesem Wochenende das Geschäft kaputt. „Die Leute hier kennen sich alle gegenseitig, das ist ja eigentlich klar, dass die Leute da Angst haben, zu kommen“, sagt er.
Die Vorwürfe, die die Demonstranten seinen Besuchern entgegen und ihm über den Zaun brüllen, sind nicht neu, aber nachvollziehen kann er sie nicht. „Wir wachsen mit den Tieren auf. Und wir haben hier keine Wildtiere. Die Tiere, die hier sind, sind alle in Deutschland geboren und in Gefangenschaft aufgewachsen“, er. Über das Gelände und zu den Stallungen der Tiere führt er gerne. Ben liegt da in seinem Käfig auf dem Stroh. „Ben hat mehr Auslauf als er vom Gesetz her eigentlich haben müsste“, sagt Frank.
Die zwei Rotgesichtsmakaken sitzen in ihrem Käfig, kein Auslauf ist daran angeschlossen. „Wir müssen mehr Platz schaffen für die Affen, um die Auflagen zu erfüllen“, sagt Frank, „Aber dazu haben wir eine Frist und die ist noch nicht vorbei.“
Wie wäre es denn, wenn man Bär Ben abgeben würde? Wolfgang Frank möchte davon nichts wissen. „Wohin sollte man ihn denn tun? Der Bär ist hier aufgewachsen, ohne seinen gewohnten Käfig würde er nicht mehr fressen und eingehen“, meint Frank.
Vor den Toren des Zirkus’ hört man die Demonstranten grölen und buhen. Der Vorstellungsbeginn rückt näher. Einige Eltern haben ihre Kinder allein hinein geschickt und stehen 100 Meter von den Demonstranten entfernt auf dem Radweg herum, unschlüssig. „Holt eure Kinder raus, holt eure Kinder raus“, rufen die Demonstranten ihnen zu. Die Polizisten stehen neben den Demonstranten. Bei der ersten Demo um 14 Uhr seien zwei Passanten und zwei Zirkusangehörige aneinander geraten, berichtet Polizei-Chef Siegfried Frauenschläger. Dann gehen in der Manege die Lichter an und die Musik beginnt zu dudeln. The show must go on, vor den Toren ist die Show vorbei.
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