Weiterhin drei mögliche Standorte
ICE-Ausbesserungswerk: Bahn plant immer noch mit Muna-Süd
19.1.2022, 20:18 UhrJosel machte deutlich, dass die schwierige Suche nach einem passenden Grundstück keine politische Entscheidung sei. Er nahm damit den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein wenig aus der Schusslinie. Söder hatte sich zunächst für eine Verschonung der Alternative Fischbach/Altenfurt stark gemacht. Und sich zuletzt auch hinsichtlich der Alternativen Muna-Süd ähnlich geäußert.
Gegen Fischbach/Altenfurt zum Beispiel würden betriebliche Gründe sprechen. Das dortige S-Bahn-Netz könne man aufgrund der dichten Taktung nicht nutzen. Die daneben liegende Fernbahnstrecke habe zwar die nötigen freien Slots, allerdings müsste man die S-Bahn großräumig überspannen oder untertunneln. Für das eigentliche Werksgelände, das 3200 Meter lang wird, reiche deshalb der Platz nicht mehr. Dabei räumte Klaus-Dieter Josel ein, dass Fischbach/Altenfurt zunächst einmal "aus dem Bauch heraus" der Favorit der Bahn gewesen sei.
Weitere fünf mögliche Alternativen, unter anderem bei Heilsbronn, Raitersaich und Ezelsdorf, seien ausgeschieden, weil die Strecken schon zu stark ausgelastet seien, so der Projektbeauftragte Carsten Burmeister, der ebenfalls zur digitalen Sitzung zugeschaltet war. Landrat Herbert Eckstein und die Kreisräte stellte das nicht zufrieden. Solche Fragen hätte man doch schon im Vorfeld klären müssen, noch ehe die Bahn zunächst neun Alternativstandorten an die Öffentlichkeit getreten sei.
Josel betonte, dass man noch immer ganz am Anfang des Verfahrens stehe. Man gehe keinesfalls mit einer fertigen Planung ins Raumordnungsverfahren. Er sagte zudem zu, dass im Zuge dieses Raumordnungsverfahrens durchaus noch neue Flächen aufgenommen werden könnten, so sie denn auftauchen. Grundsätzlich betonte der Konzernbevollmächtigte aber, dass man derzeit davon ausgehe, an einer der jetzt angedachten Alternativen das Werk bauen zu können. "Da sind wir zuversichtlich."
Und wenn die Regierung von Mittelfranken bei allen drei möglichen Standorten ein Stoppschild setzen sollte? Josel: "Es gibt keinen Plan B."
Ingolstadt? Zu weit weg
Ein Plan B wäre es zum Beispiel auch nicht, das Ausbesserungswerk weiter entfernt von Nürnberg zu bauen. Gefordert wird immer wieder, Brachflächen nahe Ingolstadt oder Sulzbach, die der Bahn auch angeboten wurden, näher unter die Lupe zu nehmen. Grund für die ablehnende Haltung der Bahn: zu weit entfernt vom Knotenpunkt, dem Hauptbahnhof Nürnberg. 25 Kilometer oder 15 Minuten Fahrtzeit seien das maximal Darstellbare, so Carsten Burmeister.
Das Verfahren noch einmal auf Null zu stellen, wie es eine einstimmig verabschiedete Resolution des Kreistages gefordert hatte, lehnte Klaus-Dieter Josel ab. Man verstehe die Ängste der Bürger, man könne die Bedenken der Politik vor Ort nachvollziehen. Doch selbst wenn man noch einmal von vorne beginnen würde, würde man höchstwahrscheinlich zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Josel räumte aber ein, dass man in Sachen Kommunikation noch besser werden müsse. Zumindest in dieser Hinsicht gibt es dazu schnell Gelegenheit. Bereits an diesem Donnerstag gibt es in Nürnberg einen "Runden Tisch" mit Vertretern der Bahn und Kommunalpolitikern der möglicherweise betroffenen Standorte. Mit dabei sein werden unter anderem Landrat Herbert Eckstein sowie die Bürgermeister Werner Langhans (Wendelstein), Daniel Horndasch (Allersberg) und Andreas Buckreus (Roth).
Nicht dabei sein werden Vertreter der Bürgerinitiativen aus Harrlach, Röthenbach und Feucht. Diese hatten am Mittwoch im Vorfeld der digitalen Kreistagssitzung noch einmal die Möglichkeit, ihre Bedenken vorzubringen. Am deutlichsten dabei wurde Petra Seitz von der Bürgerintitive Harrlach. Sie fürchtet dass ihr Dorf das "Bauernopfer" für Nürnberg werden könnte, weil sich nach Bahnangaben in der Großstadt kein geeigneter Platz für das Ausbesserungswerk habe finden lassen.
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