Marktgemeinderat einstimmig dafür

ICE-Werk: Markt Wendelstein bietet die Muna an

Gunther Hess

Schwabacher Tagblatt

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22.5.2021, 18:00 Uhr
In einem ICE-Instandhaltungswerk werden Züge gereinigt und repariert. Endet die Fahrt in Nürnberg, bleibt der Zug auch über Nacht hier. Bis zu 25 ICE-Züge am Tag können hier abgefertigt werden. Die Bahn verspricht 450 neue Arbeitsplätze.

In einem ICE-Instandhaltungswerk werden Züge gereinigt und repariert. Endet die Fahrt in Nürnberg, bleibt der Zug auch über Nacht hier. Bis zu 25 ICE-Züge am Tag können hier abgefertigt werden. Die Bahn verspricht 450 neue Arbeitsplätze.

Die Bahn plant ein ICE-Instandhaltungswerk in der Nähe von Nürnberg. Es soll der Reinigung und Instandhaltung von bis zu 25 ICE pro Tag dienen. Während alle Gemeinden im Umkreis die Pläne der Bahn auf ihren Flächen ablehnen, stimmt der Markt Wendelstein den Plänen für das Muna-Gelände zu.

450 neue Arbeitsplätze

Die Bahn will in das neue ICE-Instandhaltungswerk 400 Millionen Euro investieren. Es sollen 450 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2028 geplant. Bis Oktober 2021 will die Bahn die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren zusammengestellt haben.


ICE-Werk: Ab sofort neun Standorte im Großraum unter der Lupe


Um die 70 mögliche Standorte im 25-Kilometer-Umkreis um Nürnberg haben die Bahn-Verantwortlichen bereits näher in Augenschein genommen. Übrig geblieben sind neun. Es geht los im Westen mit Heilsbronn, Müncherlbach und Raitersaich, südlich von Nürnberg befinden sich nach der Standortvorauswahl die ehemalige Muna bei Feucht, eine Fläche südlich der Muna, Allersberg/Pyrbaum sowie, weiter östlich, Altenfurt/Fischbach, Mimberg/Schwarzenbruck und Ezelsdorf.

Der Standort Muna läge unmittelbar südlich des Geländes vom Gewebepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein (blau). Das ehemalige Munitionslager ist größer als die Fläche, die die Bahn für ihre ICE-Instandhaltungswerk benötigt. Sie sollte allerdings das gesamte Muna-Gelände entmunitionieren. 1. Umfang des Untersuchungsraums 2. Gewerbepark Nürnberg Feucht 3. Versiegelter Dichttopf 4. FASA/ehemaliges Munitionslager 5. POL/ehemaliges Treib- und Schmierstofflager 6. Autobahn A6.

Der Standort Muna läge unmittelbar südlich des Geländes vom Gewebepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein (blau). Das ehemalige Munitionslager ist größer als die Fläche, die die Bahn für ihre ICE-Instandhaltungswerk benötigt. Sie sollte allerdings das gesamte Muna-Gelände entmunitionieren. 1. Umfang des Untersuchungsraums 2. Gewerbepark Nürnberg Feucht 3. Versiegelter Dichttopf 4. FASA/ehemaliges Munitionslager 5. POL/ehemaliges Treib- und Schmierstofflager 6. Autobahn A6.

Gegen Altrenfurt/Fischbach hat sich schon früh Widerstand geregt; die Menschen gingen auf die Straße, um ihre Ablehnung kundzutun. Ähnlich sieht es bei den anderen Standorten „für die tiefergehende Untersuchung“ (DB-Fernverkehr) aus. Eigentlich will niemand das ICE-Instandhaltungswerk haben. Die Argumente gleichen sich: Es wird wertvoller Naherholungsraum zerstört, die Landschaft verschandelt.

35 bis 45 Hektar auf ebener Fläche

Die Bahn sucht ein Gelände, das Anschluss an eine zweigleisige, elektrifizierte Bahnstrecke bekommen kann, es soll höchstens 500 Meter von der Hauptgleis-Trasse entfernt liegen. Benötigt wird (je nach Zuschnitt der Anlage) eine Fläche von 4450 mal 300 Meter oder von 3200 mal 450 Meter. Der Platzbedarf beträgt 35 bis 45 Hektar. Das Gelände soll eben sein, außerhalb von Überschwemmungsgebieten liegen und keine größeren Gewässer und auch keine Autobahn kreuzen.

„Der Bedarf ist unstreitig“, erklärte Bürgermeister Werner Langhans in der Sitzung des Wendelsteiner Gemeinderats. „Das Gelände südlich der Muna kommt nicht in Frage“, stellte er fest, es liege viel zu nahe an Röthenbach/St.W. Die Muna selbst sei „nicht so ungeeignet“. Voraussetzung sei, dass das Gelände komplett von Munition geräumt werde.

Rückstände von Munition und chemische Kampfstoffe

Bekanntlich liegen auf dem Muna-Gelände Rückstände von Munition, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Teil einfach vergraben, zu Teil aber auch bei einer Explosion weitflächig verteilt worden ist. In dem Areal befinden sich auch noch Reste von Bunkern, in denen während des Zweiten Weltkriegs Munition gelagert wurde. Die chemischen Kampstoffe Senfgas und Lost sollen auf dem Muna-Gelände ebenfalls zu finden sein.

Allerdings seien die Signale eher so, dass sich das keiner leisten könne, erklärte Werner Langhans weiter. Die Wendelsteiner Bündnis-Grünen würden beide Gelände ablehnen, teilte er mit. Der Grund: Eingriffe in den Bannwald.

"Der ideale Standort"

„Hey, das wäre der ideale Standort“ solle man den Bahn-Verantwortlichen vermitteln. Das Gelände könne nur gewinnen. „Die Chance erleben wir sonst nicht mehr.“ „Das ist eine historische Chance“, stimmte CSU-Sprecherin Cornelia Griesbeck zu. Dr. Jörg Ruthrof erinnerte daran, dass der Markt Wendelstein wegen der Schadstoff-Belastung den Brunnen Röthenbach schließen musste. Der Markt Feucht sei sicher auch an der Räumung des Muna-Geländes interessiert. SPD-Fraktionssprecher Maximilian Lindner pflichtete bei. Es sei eine „einmalige Chance“. „Für den Standort Muna, wenn man will, dass er entmunitioniert wird“, stellte er fest.


Experten sagen: ICE-Werk im Großraum Nürnberg geht auch deutlich kleiner


Ob diese Hoffnung in Erfüllung gehen wird, ist offen. „Wir wollen das Werk gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestalten. Deshalb beziehen wir die Bürger der Metropolregion Nürnberg sowie die Verbände vor Ort bereits vor Beginn der Genehmigungsverfahren in unsere Planungen mit ein“, heißt es in der Vorstellung des Vorhabens für den Markt Wendelstein.

Einstimmig für das Muna-Gelände

Für den Standort Muna für das neue ICE-Instandhaltungswerk sprach sich schließlich der Marktgemeinderat einstimmig aus.

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