In Corona-Zeiten steigt das Risiko, dem Alkohol zu verfallen
3.4.2020, 06:02 UhrDer Kühlschrank und die Vorratskammer sind daheim in greifbarer Nähe – und damit auch Bier, Wein und Co. Matthias Münz, Psychologe, Sozialtherapeut und stellvertretender Leiter Suchtberatungsstelle der Diakonie Roth-Schwabach, erzählt, dass sich bislang kaum Menschen wegen einer drohenden Alkoholsucht gemeldet hätten. Die Suchtberatung betreut Menschen über einen längeren Zeitraum und jene, die gefährdet sind, hätten ihr Handwerkszeug, um die Sucht einzudämmen, bereits erlernt. Es sind also eher bekannte Stimmen, welche die Berater momentan am Telefon hören. Derzeit stehen aber ohnehin eher Familien- und Jugendberater im Vordergrund, da die neue Situation ein engeres Zusammenleben bedeutet, das zu Konflikten, Streitigkeiten und ernsthaften Problemen führen kann.
"Wenn diese Situation zeitlich begrenzt ist, ist es eher unproblematisch", weiß Münz. Ob und wie viele Menschen ihre Sorgen und Ängste in der Corona-Krise mit Alkohol zu ertränken versuchen, werde sich erst in einigen Monaten zeigen. "Die Menschen, die jetzt mehr trinken als vorher, rufen ja nicht gleich bei uns an", so der Psychologe. Die Gefahr ist jedoch da. Ein struktureller Arbeitstag, feste Pausenzeiten und Kollegen, die das eigene Konsumverhalten vielleicht kritisch kommentieren könnten: All das fehlt momentan. In diesem Ausnahmezustand trinken manche Menschen dann schon morgens zur Brotzeit ein Weizen oder machen aus einem Glas Rotwein am Abend eine ganze Flasche.
"Wir verteufeln Alkohol nicht, es ist ein Jahrtausende altes Genussmittel", erklärt Münz und ergänzt: "Aber so sollte man es eben auch nutzen: als Genussmittel". Sobald aus dem Genuss mehr wird und der Alkoholkonsum für Entspannung sorgt, beim Einschlafen hilft oder die Sorgen etwas weniger drängend erscheinen lässt, wird daraus ein Problem. Der Experte gibt aber noch gleich hilfreiche Tipps mit auf den Weg, wie man das vermeiden kann: Das Hamstern sein lassen. Nicht nur Klopapier und Mehl braucht man nicht auf Vorrat, es müssen auch keine Kisten voller Wein oder mehrere Flaschen Whiskey zu Hause verfügbar sein.
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Mehr als ein moderater Vorrat an alkoholischen Getränken sollte nicht gehortet werden. Außerdem rät der Psychologe dazu, dass nicht zu früh getrunken wird, sondern es lieber bei dem einen Bier zur Abendzeit bleiben sollte. Auch sind Pausentage wichtig. Das bedeutet konkret: Es sollte Wochentage geben, an denen kein Schluck getrunken wird.
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Sollten der Druck, die Ungewissheit oder die Angst doch zu groß und die Flasche Wein zu verführerisch wirken, kann man jederzeit bei Matthias Münz und seinen Kollegen anrufen. Sie beraten nicht nur Betroffene, sondern auch allgemein Interessierte und Angehörige zum Thema Suchtprävention. Eine positive Entwicklung bemerkt der Psychologe in den letzten Jahren übrigens vermehrt: Das Bewusstsein der Menschen hat sich verändert. Es wird vor Jugendlichen und Kindern weniger getrunken als es früher der Fall war. Die Vorbildfunktion darf auch in diesen Zeiten nicht vergessen werden.
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