In den Appelhof ist das Leben zurückgekehrt
20.7.2015, 17:49 UhrIn großer Zahl sind die Besucher zu dieser Auftaktveranstaltung unter dem Titel „Landpartie“ gekommen. Auch die 86-jährige Felicitas Gräfin von Faber-Castell schreitet zusammen mit ihrer Cousine Bianca Bandekow und weiteren Verwandten durch den Park auf das ehemalige „Fressgütlein“ zu, vor dem heute bunte Sonnenschirme und Biertische stehen.
Sie kommen an der üppig blühenden Blumenwiese vorbei, an Palmen und Rhododendren in Pflanzkübeln und am munter plätschernden Springbrunnen. Ein klein wenig wird man an diesem warmen Sommertag an den Glanz vergangener Zeiten erinnert, der hier einmal geherrscht haben muss.
Auf seinem „Vogelhorn“ interpretiert Robert Vogel den Triumphmarsch aus Verdis „Aida“. Das Instrument, eine Eigenkonstruktion, ist eine Art kompaktes Alphorn. In Vertretung von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell begrüßt Vermögensverwalter Dr. Rüdiger Hunke die Gäste. Er freut sich, dass der Appelhof jetzt wieder ein lebendiges Haus geworden ist. Das sei das Verdienst aller, die in letzter Zeit hier tätig geworden sind. Das ist zum einen die Berliner Künstlerin Fides Becker, die das Haus mit Bildern auf Wand und Leinwand ausgeschmückt hat. Ein besonderes Lob gilt der Restauratorin Simone Clodius, die in wenigen Monaten schon vieles zum Positiven gewendet hat. Das Trio Florian Beck, Michael Kirschner und Cornelius Pöpel habe mit Klanginstallationen einen weiteren Beitrag geleistet.
Das Programm dieses Sommers, so Rüdiger Hunke, soll alle Sinne ansprechen, soll „durch das Herz“ auf die Besucher wirken. Als dienstbarer Geist begleitet der frühere Vermögensverwalter und jetzige Pressereferent Peter Schafhauser das Geschehen. Kurator Dr. Christian Schoen erinnert daran, dass es hier noch vor kurzer Zeit außer Spinnen und Mäusen kein Leben gegeben habe. Von Großzügigkeit sei im Terrassensaal nichts mehr zu spüren gewesen, da er durch inzwischen wieder entfernte Mauern abgeteilt gewesen war.
Angelehnt an Francisco de Goya
Die Künstlerin Fides Becker betrachtet ihre Werke als eine Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur. „Ich habe kultivierte Landschaften aufgegriffen und auf die Wände übertragen“, erklärt sie. „Es ist mir wichtig, die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen.“ Die dargestellten Picknickszenen seien in Anlehnung an Gemälde von Francisco de Goya und an Darstellungen im Park von Sanssouci entstanden. Ein Raum sei in Anklang an die frühere Nutzung mit Polstermöbeln eingerichtet worden.
Eine Symbiose zwischen Historischem und moderner Technik ist dem schon erwähnten Klangkünstler-Trio gelungen. Im Obergeschoss erwarten den Besucher interaktive Klanginstallationen. Beim Betreten erklingen Töne und Geräusche, die sich in Lautstärke und Rhythmus an das Verhalten der Menschen anpassen. Vor Ort aufgenommene Geräusche, aber auch Bilder, die mit einer Software in Klänge umgesetzt worden sind, dienten dabei als Grundlage, ebenfalls Kompositionen von Domenico Scarlatti.
Eine Besonderheit stellt der Glockenschlag der Uhr im Giebel dar. Klangkünstler Florian Beck erläutert die Technik. An vielen Stellen finden sich mechanische Gestänge und Drahtzüge, die von einem zentralen Werk die Uhren angetrieben haben.
Ein Lustschloss, das der Ruhe und Erholung dienen sollte, voller Uhren: Man rätselt noch über den Grund. Allerdings ist das Uhrwerk zurzeit so marode, dass man es nicht auf die Schnelle reparieren konnte. Michael Kirschner baute kurzerhand die Scheibenwischermotoren aus seinem betagten VW-Bus aus, kombinierte sie mit einem Mikroprozessor und brachte so die Glocken wieder zum Schlagen.
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