Platzmangel in Schwabach und Roth
Intensivbetten und Corona: Was tun gegen die Überlastung
4.11.2021, 06:04 UhrKnapp 25.000 intensivmedizinische Betten für 83 Millionen Menschen gibt es in Deutschlands Krankenhäusern. Im europaweiten Vergleich ist das eine sehr ordentliche Quote. Im Vergleich zum Vorjahr sind das aber zwischen 4000 und 5000 Betten weniger. Deshalb droht jetzt, inmitten der vierten Corona-Welle, eine Überlastung der Kliniken beziehungsweise des Personals. Vom allgemeinen Trend können sich auch das Krankenhaus in Schwabach und die Kreisklinik in Roth nur schwer abkoppeln.
Das Krankenhaus in Schwabach zum Beispiel hat Platz für fünf und mehr Intensivbetten. Doch inzwischen fehlen mitunter die Pflegekräfte, die sich um viele Schwerkranke gleichzeitig kümmern könnten. Deshalb sind bei der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (DIVI) schon seit Wochen für Schwabach nur noch vier Intensivbetten gemeldet. Eines davon ist derzeit nicht belegt, auf zweien liegen Covid-19- Patienten, einer davon muss beatmet werden. Auf Normalstation wird ein weiterer Covid-19- Patient betreut.
Die für das Krankenhaus zuständige Trägergesellschaft Diakoneo teilt auf Anfrage nicht ganz überraschend mit, „dass die Kapazität im Wesentlichen von den zur Verfügung stehenden Pflegefachkräften abhängt“. Zwar könne man durch Maßnahmen im Personalmanagement – sprich durch zeitlich befristete Verlagerung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von einer Diakoneo-Klinik in eine andere – in gewissem Rahmen Bedarfe ausgleichen. Doch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Betten könne trotzdem variieren. Derzeit geht der Trend tendenziell eher nach unten.
Neun statt zehn
Ein bisschen anders ist die Situation in der Kreisklinik Roth. Von ursprünglich zehn Intensivbetten stehen derzeit nur noch neun zur Verfügung. Allerdings hat das weniger mit mangelndem Personal, sondern mit dem direkt neben der Intensivstation entstehenden Neubau zu tun.
Fünf der neun Intensivbetten verfügen über Beatmungsmaschinen. Doch die wurden zuletzt nur selten für Corona-Fälle benötigt. Denn: Die Klinik ist in Absprache mit der Integrierten Leitstelle für solche Patienten abgemeldet. Baulich ist sie nämlich (noch) nicht auf hochansteckende Infektionskrankheiten eingestellt. „Die Intensivstation ist, wenn man es mit dem normalen Arbeitsleben vergleichen will, leider kein Einzel-Arbeitsplatz, sondern bei uns immer noch Großraumbüro“, sagt die neue Vorständin Nadine Ortner.
Dennoch sei man für den Fall der Fälle gerüstet. Auf Normalstation werden nämlich zehn Coronapatienten versorgt. Für den Fall, dass sich der Zustand Einzelner verschlechtert, stehen Intensivärzte und -pflegepersonal selbstverständlich Gewehr bei Fuß. Allerdings verringere auf Intensiv jeder Covid-19-Patient die Kapazität schlagartig.
Ortner: „Wenn der Corona-Intensivpatient in Box 8 liegt, dann muss Box 9 zur Schleuse umfunktioniert werden.“ Personell sei die Situation angespannt, räumt die Geschäftsführerin ein. „Theoretisch können wir alle Intensivplätze versorgen, aber wenn jemand vom Personal erkrankt, dann wird es sehr eng.“
Leichte Entspannung?
In Sachen Corona gab es am Mittwoch (3. November) vor allem in Schwabach eine leichte Entspannung. Weil nur drei neue durch PCR-Test bestätigte Neuinfektionen gemeldet wurden, sank die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuansteckungen binnen einer Woche, hochgerechnet auf 100.000 Einwohner, von über 250 auf immer noch sehr hohe 216,8.
In Roth stiegen die Zahlen zumindest nicht weiter, die Inzidenz verringerte sich trotz gut zwei Dutzend Neuinfektionen minimal von 182,4 auf 179,3. Möglicherweise tritt das ein, auf was Gesundheitsamtschef Dr. Stefan Schmitzer auf Nachfrage Anfang der Woche gehofft hatte: „eine gewisse Beruhigung während der Herbstferien“.
Allerdings meldete das Robert-Koch-Insitut für die Region drei weitere Sterbefälle in Zusammenhang mit Coronainfektionen; zwei aus dem Landkreis Roth, einer aus Schwabach. Im Landkreis sind damit seit Beginn der Pandemie 181 in Schwabach 112 Personen an oder mit Corona gestorben, die meisten davon alt und mit Vorerkrankungen.
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