Landkreis bis 2030 energieautark?
1.6.2011, 18:43 UhrNötig ist für das „KEEK“ erst einmal ein Ordnungssystem. „Wir brauchen belastbare Zahlen“, führte Landrat Herbert Eckstein in die Idee ein, im Landkreis „sinnvoll und passgenau zu investieren“, damit am Ende auch ein passgenaues Energie(spar)konzept statt nur Papier herauskommt.
Die Ordnungsstruktur liefert das Regionalmanagement des Landkreises in der Person von Andreas Scharrer: Zusammen mit Stadtwerken, Gewerbe und Industrie, Land- und Forstwirtschaft, den Vertretern von Verkehr und lokalen Initiativen sowie der Politik lädt er zu einem Energieforum ein.
Daten über Istzustand
Dieses Forum holt sich von Experten des Institutes für Energietechnik (IfE) an der Hochschule Amberg-Weiden mittels einer Studie Daten über den Istzustand der Energiebilanzen, dann über Einsparmöglichkeiten und Potenziale für erneuerbare Energien in den Landkreisgemeinden. Dann sollen, so Scharrer, die Ergebnisse bei einer Energiekonferenz in eine Endfassung des Konzeptes und in die Umsetzung vor Ort münden. Ziel ist — zumindest als Frage: „Energieautarker Landkreis — 2030 möglich?“
Der erste Schritt in diese Richtung wurde gestern bereits gegangen: Professor Dr. Markus Brautsch, Geschäftsführer des Amberger Instituts für Energietechnik, stellte die Phasen bis dahin vor: Wie sieht die Energie- und CO2-Bilanz im Landkreis heute aus? Was verbrauchen Privathaushalte, Gewerbe und Industrie, Landwirtschaft und Kommunen an Energie? Dazu müsse sowohl der „leitungsgebundene“ Energiebedarf (also Wasser und Strom) ermittelt werden als auch — was deutlich schwieriger ist — der „nicht leitungsgebundene“ Bedarf wie der an Heizöl, Kohle, Benzin. Besonders wichtige Ansprechpartner seien da, so Markus Brautsch, auch die Schornsteinfeger, die den Experten ebenso zuarbeiten sollen wie Kommunen und Verbände.
„Die beste Energie ist die, die man nicht mehr braucht.“ Dieses Motto ist natürlich auch ein Grundsatz des neuen Energiekonzepts. „20 bis 30 Prozent der Energie in gewerblichen Betrieben können bereits schnell und sinnvoll eingespart werden“, erinnerte der Wissenschaftler an weitere Einsparpotenziale.
Für private Haushalte wie für kommunale Gebäude seien Wärmedämmung und Gebäudesanierung am effektivsten, und im öffentlichen Nahverkehr müsse ebenfalls über Energiesparmaßnahmen nachgedacht werden.
„Steckbriefe“ für Gemeinden
Was gibt es in den Städten und Gemeinden schon an erneuerbaren Energien wie Windkraft, Solar- oder Geothermie, Biomasse, Fotovoltaik, Wasserkraft oder Abwärmenutzung? „Bei der Erhebung der Daten sind wir nur so gut, wie Sie uns zuarbeiten“, forderte Brautsch die Auftaktteilnehmer im Landratsamt auf. Denn je exakter die gemeindespezifischen „Steckbriefe“ ausfallen, umso genauer können dann auch ihre Daten ermittelt werden.
Im März 2012 soll die Energiebilanz vorgestellt und in den Gemeinden dann auch umgesetzt werden, wünscht sich Umwelttechniker Brautsch.
Ganz unabhängig von Energieimport könne der Landkreis übrigens noch nicht so schnell werden. Brautsch zeigte anhand der prognostizierten Linien von Bedarf und Potenzial ein weißes „Delta“ auf der Grafik: Ganz ohne Energiezufuhr von außen gehe es also nicht ab.
Diskutiert werden müsse dabei vor allem, welche Art der erneuerbaren Energien verwendet werden. So kritisierte zum Stichwort Biomasse der IHK-Gremiumsvorsitzende Joachim von Schlenk: „Für die Stromversorgung meines Unternehmes wären 1000 Hektar Maisfelder nötig.“