Leichenfund in Roth: Die Spur führt nach Schoppershof

Lorenz Bomhard

Ressortleiter Metropolregion Nürnberg und Bayern

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26.2.2019, 19:48 Uhr

Philip Engl von der Staatsanwaltschaft spricht erst einmal nur von "gemeinschaftlichem Totschlag". Dieser Verdacht ist auf dem Haftbefehl gegen eine 33-Jährige und ihren 34-Jährigen Freund aus Nürnberg festgehalten. Doch die Ermittlungen haben erst begonnen, sagt Engl. Ganz unterschiedliche Angaben hatten die Verdächtigen bei den Vernehmungen gemacht. Auch sei zu prüfen, ob es Mordmerkmale gebe, also Habgier, Heimtücke oder schlichtweg Mordlust.

Eine zentrale Rolle spielt in dem Fall eine Freundin der Verdächtigen. Die Polizei hatte nur die nackte Männerleiche, aber keine Identität des Toten. Der Abgleich mit der Fingerabdruckdatei und den aktuellen Vermisstenfällen blieb negativ. Fingerabdrücke von bekannten Kriminellen sind beispielsweise beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden gespeichert. Aber dort war keine vergleichbare Fingerspur gespeichert.


Mord in Roth? Polizei nimmt Verdächtige fest - Opfer identifiziert


Da meldete sich die Frau, über deren Identität die Polizei beharrlich schweigt, und gab den Fingerzeig, die 33-Jährige aus der Schoppershofstraße in Nürnberg könne Hinweise auf die Identität des Mannes geben. Schnell wurde aus dem Tipp ein Tatverdacht. Offenbar fanden die Beamten in der Wohnung der 33-Jährigen erste Hinweise.

Weil der 34-jährige Partner der Frau wegen Gewaltdelikten polizeibekannt war, nahmen ihn sicherheitshalber Spezialeinsatzkräfte fest.

Doch damit ist der Fall längst nicht gelöst. Beide räumten nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur ein, die Leiche in Roth deponiert zu haben. Der leblose Körper des schwer misshandelten Mannes war zuvor in einen Rollkoffer gepackt worden. Beim Ausladen in Roth fiel der Leichnam auf den Weg an der Rednitz. Das Paar ließ den Koffer liegen und verschwand — so die Informationen der Polizei — in einem schwarzen Seat Ibiza mit Hamburger Kennzeichen, den sich der Mann von einem Bekannten geliehen hatte. 

Blutige Dreiecksgeschichte?

Beide Verdächtige streiten aber ab, mit dem Tod des gebürtigen Bambergers etwas zu tun zu haben. Das Opfer hatte offenbar zuletzt in Nürnberg gelebt und sich häufig bei der 33-Jährigen aufgehalten. Alle Beteiligten waren ohne feste Arbeitsstelle. 

War es also eine „Dreiecksgeschichte“, die blutig endete? Werner Forster von der Kriminalpolizei in Schwabach, der die 20-köpfige Sonderkommission „Rednitz“ leitet, schüttelt den Kopf. Das „Beziehungsgeflecht“ ist Gegenstand der Ermittlungen. Aber eigentlich sind die beiden Inhaftierten wohl ein Paar. Keine Hinweise gebe es auch auf Drogen oder Prostitution, heißt es auf Nachfrage. Und: Die Beteiligten sind nicht verwandt.

Jetzt hängt viel von der Spurensicherung ab. Die Wohnung der Verdächtigen in Schoppershof ist beschlagnahmt worden. Die Polizei vermutet, dass das Opfer dort zu Tode kam. Wurden Kleidungsstücke des gebürtigen Bambergers dort entdeckt? Gibt es Blutspuren? Warum wurde das Opfer unbekleidet in den Koffer verfrachtet und ausgerechnet nach Roth gefahren?

Details werden wohl erst bekannt, wenn eine Anklage formuliert wird. Denn diese Informationen gelten in dem Verfahren als Wissen, das nur die Täter haben können, sie sind also für die Beweisführung besonders wichtig. Geprüft wird auch noch die Vorgeschichte des Falles.

Eine Spaziergängerin hatte den Leichnam am vergangenen Mittwoch gefunden. Der Bamberger könnte aber bereits drei oder vier Tage vorher zu Tode gekommen sein, meint Werner Forster von der Kriminalpolizei. Deshalb werden nun weitere Zeugen gesucht, die das Paar mit dem Rollkoffer in Nürnberg-Schoppershof oder in Roth gesehen oder den schwarzen Seat beobachtet haben. Den Wagen hatte sich der 34-jährige Verdächtige in der Nacht zum Mittwoch für wenige Stunden geliehen.


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