Marktplatz Roth: Gegner trauen sich nicht aus Deckung

17.5.2021, 06:00 Uhr
Marktplatz Roth: Gegner trauen sich nicht aus Deckung

© Foto: Carola Scherbel

Herr Heyder, das Schließen und Öffnen des Rother Marktplatzes für den Autoverkehr hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Jetzt hat der Stadtrat wieder eine probeweise Öffnung beschlossen. Mit Ihrem Geschäft am nördlichen Ende der Hauptstraße sind Sie auch direkt betroffen. Was halten Sie von der Entscheidung?

Gar nichts. Ich finde sie schlecht, weil dort kein richtiger Gehsteig mehr existiert, sondern nur eine abgesenkte Spur für die Fußgänger. Wenn zwei Kinderwagen aneinander vorbeifahren wollen, muss einer von ihnen auf die Fahrbahn ausweichen. Und von unseren Kunden hat sich in all den Jahren auch niemand beschwert, dass er nicht mit dem Auto bis vor den Laden fahren darf.

Sehen Sie das vielleicht deshalb so ab, weil die Autos im Fall einer Öffnung direkt vor Ihrem Schaufenster im Stau an der Ampel stehen?

Ja, natürlich. Aber nicht nur ich sehe das so. Es gibt noch etliche andere Geschäftsleute, die ebenfalls nicht daran glauben, dass mehr Autoverkehr mehr Frequenz in die Innenstadt bringt.


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Aber können 1500 Unterschriften lügen?

Diejenigen, die dagegen sind, wurden ja nicht gefragt. Man sieht jetzt an der Menge an Leserbriefen und Kommentaren, dass das viele sind. Die wurden jetzt sozusagen wachgerüttelt.

Was wäre für Sie die Alternative zu Durchfahrt und Parken auf dem Marktplatz?

Eine schöne Gestaltung des Marktplatzes – mit Cafés, Außengastronomie, Spielmöglichkeiten für Kinder, mehr Grün, mehr Bäume… Es ist verrückt: Überall versuchen Städte, grüner zu werden, die Innenstädte autofrei zu machen. Und in Roth passiert das Gegenteil. Das kann doch nicht wahr sein. Und der Stadtbus fährt – abgesehen von Schulbeginn und -schluss – leer rum.

Die Gemeinschaft der Einzelhändler in Roth zeigt sich da recht heterogen. Etliche sind für das Auto in der "guten Stube" …

Das sind nur ein paar, die laut schreien. Und zwar diejenigen, die sogar Parkplätze vor der Tür haben. Aber es gibt mehrere, die das nicht wollen. Aber die trauen sich leider nicht aus der Deckung.

Kreisvorsitzender des Handelsverbandes sind Sie noch. Aber seit der Neuwahl nicht mehr Ortsvorsitzender. Ändert sich dadurch etwas an Ihrer Verbandsarbeit für die Stadt?

Ich bin jetzt mehr für den Landkreis tätig.

Hat Sie die Abwahl gekränkt?

Nein, ich habe es erwartet.

Warum?

Weil ich direkt bin, und weil es bei mir kein Gemauschel gibt.

Zur Person:

Uwe Heyder (56) ist gelernter Kaufmann und seit 25 Jahren Mitglied im Einzelhandelsverband. Ortsvorsitzender war er 18 Jahre lang, Kreisvorsitzender ist er seit zwölf Jahren. Das Schuhgeschäft, das er in der vierten Generation betreibt, ist bereits 120 Jahre alt.

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