Mit den Füßen malen
24.07.2012, 14:07 Uhr![Mit den Füßen malen Mit den Füßen malen](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.2227510:1495834038/3098207353.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=7901409)
Und das gleich zu Beginn. Im „Lied vom Anderssein“ treffen sie alle aufeinander: Die Blaukarierten, Rotgefleckten, Grüngestreiften und Gelbgetupften. Erst naserümpfend über die jeweils andere Musterung und Farbgebung. Bis sich dann alle in der letzten Strophe doch pudelwohl fühlen. Im „Land der Buntgemischten“ nämlich, in dem Unterschiede als Bereicherung wahrgenommen werden, egal welcher Art sie sind.
Mit schwächerem Fuß
Nachdem diese schöne Botschaft bei den mehreren Hundert Besuchern angekommen ist, machen sich diese zu den Stationen der Einrichtung auf, die Andersartigkeit einmal am eigenen Leib erleben lassen. Das geht auch auf ganz einfache Weise. Warum nicht mal mit dem vermeintlich schwächeren Fuß auf ein Tor donnern oder mit der Hand schneiden, mit der man es nicht gewöhnt ist?
Julius aus Hilpoltstein und Elias aus Thalmässing versuchen beides und schlagen dazu noch mit dem weniger kräftigen Arm auf Erbsen ein, nach dem diese durch ein Röhrchen gekullert sind. Nicht alle Versuche sind von Erfolg gekrönt. Aber das liegt am Hammer, wie die beiden befinden.
Keine brachiale Gewalt, sondern Geschick ist beim kreativen Selbstversuch nebenan gefragt. Hier kann man in die Haut von Künstlern mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit der Arme schlüpfen und mit den Füßen malen. „Krixelkraxel“ nennt Anne aus Offenbau ihr Werk, das vor Farbenfreude sprüht und für Fans abstrakter Kunst neue Welten eröffnet.
Auf dem Sportplatz indes lässt sich erfahren, wie sich an Multiple Sklerose erkrankte Zeitgenossen wohl fühlen mögen. Erst eine Brille aufsetzen, die das Sehvermögen einschränkt. Dann werden Gewichte um die Fußknöchel geschnallt und schon kann es losgehen auf dem Marsch über eine Luftmatratze. Kein leichtes Unterfangen — für viele MS-Kranke aber tägliche Herausforderung.
Parcours mit Rollstuhl
Manche von ihnen benötigen auch Rollstühle, um im Leben mobil bleiben zu können. Die gibt es in einem Parcours am Schulfest ebenso auszutesten. Das macht den Kindern besonderen Spaß. Vor allem die elektronischen Versionen dieser Fortbewegungsmittel haben es ihnen angetan.
Während hier die Reifen quietschen, versteht es sich von selbst, dass es in dem Klassenzimmer, in dem Gehörlosigkeit thematisiert wird, sehr ruhig zugeht. Gebärdensprache ist hier das Mittel der Kommunikation. Breiten Raum nimmt die Auseinandersetzung mit Sehbehinderung und Blindheit ein. Fällt das Auge aus, sind die anderen Sinne umso mehr gefragt. Das wird am Barfußpfad und bei einem Fühlparcours deutlich. Aber auch bei einem Hindernislauf mit Augenklappe. Hier muss auch blind gesprungen werden. Vor allem für jüngere Kinder an den Händen der Mama kein Problem — hier hilft das Urvertrauen.
Der Thalmässinger Bürgermeister Georg Küttinger greift auch zur Augenklappe und lässt sich im „Dunkelcafé“ bewirten. Einen bestürzenden Eindruck hinterlässt ausgerechnet jene Station, in der es um Schokolade geht, deren Rohstoff Kakao nicht selten durch Kinderarbeit gewonnen wird. Anders leben, um die Welt für alle genießbar zu machen, so die Botschaft.
Nochmal ganz anders lebt Elec. Er ist als Außerirdischer Hauptfigur eines Musicals, das beim Schulfest aufgeführt wird. Elec ist auf unserem Planeten, weil er auf der Suche nach der Menschlichkeit ist. Wie so viele andere auch, die allerdings nicht aus „anderen Welten“ kommen...
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