Mit Gameboy am Sandkasten

9.9.2009, 00:00 Uhr
Mit Gameboy am Sandkasten

© Robert Unterburger

Was aus der Idee geworden und was dabei herausgekommen ist, präsentierten die beiden jungen Leute im Sitzungssaal des Hilpoltsteiner Rathauses. Zur Filmpremiere konnte 2. Bürgermeister Gerhard Schwing neben den jungen Hauptdarstellerinnen und -darstellern sowie deren Eltern, Geschwistern und Verwandten auch Birgitt Rödel von der Stadt Hilpoltstein begrüßen, die das Filmprojekt «organisiert und angeschoben« (Schwing) hat. Auch der Kreisjugendring war bei der Realisierung des Projekts mit im Boot.

Seit drei Jahren machen Philipp Laude und Matthias Roll ein Comedy-Projekt. Vor einem Jahr wurden sie mit einem Comedy-Film vom Fernsehsender «Premiere« entdeckt, und dadurch wurde Birgitt Rödel aufmerksam auf die beiden umtriebigen Filmemacher aus der Burgstadt. «Aus dem Klamauk ist bei uns die Leidenschaft fürs Filmen entstanden«, erzählten sie.

Mit dem neuen Film «Spielzeit« haben sich Philipp Laude und Matthias Roll von der Comedy abgewandt und beschreiten eine völlig andere Richtung. Eigentlich wollten sie zuerst einen Film über Alkohol und Drogen drehen, aber darüber gibt es bereits sehr viel. Deshalb wandten sie sich dem Thema «Spielen« zu. «Sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren die Grenze«, sagte Philipp Laude.

Und wie bereiteten sie die Ferienkinder in ihrer Rolle als Schauspieler vor? «Zuerst machten wir Sprechübungen und gaben ein bisschen Schauspielunterricht, dann fragten wir in einem Brainstorming: Was habt ihr für Ideen?«, erzählte Matthias Roll. «Zuerst ist uns gar nichts eingefallen, schließlich wurden wir von einem Foto angeregt: Ein Junge sitzt vor einem Sandkasten, doch anstatt im Sandkasten zu spielen, sitzt er davor und spielt mit dem Gameboy.«

Dieses Foto war sozusagen die Initialzündung, einen Film über das Thema «Spielen« zu drehen. Gedreht wurde zwei Tage im Haus der Familie Laude und auf dem Gelände des Hilpoltsteiner Gymnasiums, dann ging es ans Schneiden des Filmmaterials. «Am Ende waren wir sehr zufrieden damit«, bekannten die Filmemacher.

Der Sieben-Minuten-Film zeigt einen «ganz normalen Tag« vor, wie er vielleicht in einigen Jahrzehnten ablaufen könnte: Nach der Schule wird Vanessa (Xenia Ruder) mit dem Wagen abgeholt. Als Abendessen gibt es Pillen statt einem wirklichen Essen. Vanessa hat das Spielen mit Gleichaltrigen, so wie es früher war, total verlernt. In der Schule arbeitet sie auf einem Notebook, und auch die Hausaufgaben werden am Notebook geschrieben. Die Elektronik beherrscht den Alltag.

Doch eines Tages findet Vanessa am Dachboden etwas, das sie nicht kennt und das nicht elektronisch funktioniert: einen Ball. Vanessa zeigt ihn der Oma, und die erzählt ihr, dass sie als Kind damit gespielt hat. «Spielen – was ist spielen?« fragt Vanessa ratlos.

Nun werden im Film mehrere Personen interviewt, was spielen für sie bedeutet. Alle haben andere Vorstellungen vom Spielen. «Spielen ist für mich Fußball, Computerspielen, Lego, Playmobil oder chatten am Laptop«, sagen zwei Interviewpartner. «Spielen ist eine sinnlose Beschäftigung, hat aber eine soziale Komponente«, sagt ein Dritter.

Demgegenüber stehen die Antworten von Erwachsenen. «Spielen ist für mich, dass ich meine Fantasie ausleben kann«, antwortet Vanessas Mutter (Birgit Laude), während Vanessas Oma davon erzählt, dass sie als Kind nach dem Krieg nicht spielen konnte, sondern auf die Geschwister aufpassen musste. Der Film endet mit einem virtuellen Flipperspiel auf dem Bildschirm. Er wurde von den Premierengästen mit viel Beifall aufgenommen.

Folgende kleine Schauspieler wirkten mit: Vanessa (Xenia Ruder), Jason (Jakob Grimm), Hama (Paulina Welzenbach), Linda (Tanja Griesbach), Schülerinterview 1 (Max Koch) und Schülerinterview 2 (Nicole Pröbster). Weiter wirkten mit: Philipp Laude (Regie), Philipp Laude und Matthias Roll (Drehbuch, Schnitt, Kamera), Manuel Regnet und Nick Beringer (Musik), Organisation (Birgitt Rödel) und Rainer Geier (Equipment).

Der Film will Anregungen geben, darüber nachzudenken welchen Sinn und welche Aufgaben das Spiel für Kinder hat. «Wir wollten zeigen, wie die Entwicklung des Spielens weitergehen könnte in der Zukunft«, brachten es die beiden jungen Filmemacher auf den Punkt.

«Am Anfang mussten wir nicht, wie wir das Thema Filmkurs anpacken können«, sagte Birgitt Rödel. «Ich bin beeindruckt, was da für ein aussagekräftiger Film entstanden ist, das ist wirklich toll, Hut ab!« Auch 2. Bürgermeister Gerhard Schwing zeigte sich beeindruckt: «Ihr habt einen wunderbaren nachdenklichen Film gemacht!«, lobte er bei der Premiere.

Mit dem Film bewerben sich Philipp Laude – er macht gerade ein Praktikum bei Radio Gong in Nürnberg – und Matthias Roll – er ist Schüler der 13. Klasse am Gymnasium Hilpoltstein – beim mittelfränkischen Kinderfilmfestival.

«Unser Wunsch ist es, dass wir mal in der Branche Fernsehen, Film oder Theater tätig werden können«, so die beiden Filmemacher abschließend, «Deshalb ist unser Film eine Referenz für einen möglichen späteren beruflichen Einstieg«.