Musikschule feiert ein halbes Jahrhundert Musik-Bildung

9.3.2018, 18:05 Uhr
Tritch-Tratsch-Polka mit acht Händen: Es wurde eng, aber Ludmilla Götzfried, Susanne Czieharz, sowie Burkhard und Birgit Freimuth ließen sich nicht beirren.

© Tobias Tschapka Tritch-Tratsch-Polka mit acht Händen: Es wurde eng, aber Ludmilla Götzfried, Susanne Czieharz, sowie Burkhard und Birgit Freimuth ließen sich nicht beirren.

Max Netter, der erste Vorstand der Musikschule, war auch der erste Redner. Er gab zu, sich ein bisschen geziert zu haben, als er vor ein paar Jahren dieses Amt von seiner Vorgängerin Edeltraud Stadler übernommen hatte, denn mit Musik hatte er nicht wirklich viel zu tun. Inzwischen sei er jedoch sehr stolz darauf, einer so hochgeschätzten Einrichtung vorzustehen. Ein großes Lob sprach er seinem Stellvertreter Harald Mulack für die aufwendig gestaltete Festschrift aus. Dabei handle es sich um ein "rundweg gelungenes Werk, in dem viel Herzblut und Können steckt", so Netter. In der Tat lohnte sich ein Blick in das 40 Seiten starke Heft, in dem neben einer Menge an Bildern aus den vergangenen fünf Jahrzehnten außerdem kurze Statements ehemaliger Musikschüler, Original-Dokumente der Entstehungsgeschichte der Schule, viele Zeitungsartikel und ein Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen des Jubeljahrs zu finden sind.

Verein, geboren aus Querelen

Früher seien die Zeitungsberichte über die Musikschule Hilpoltstein "aufregender" gewesen, sagte Landrat Herbert Eckstein, und dachte dabei an die Artikel über die Querelen und das befürchtete Aus der Hilpoltsteiner Musikschule um das Jahr 2004 herum, in denen die Musik fast nur noch am Rande vorkam. Seit dem Übergang der Musikschule von einer rein städtischen Einrichtung in einen eingetragenen Verein 2005 sind diese Probleme Geschichte. Seitdem würde in den Zeitungsartikeln "nur noch" die musikalischen Darbietungen gelobt. Das sei auch gut so, denn die musikalische Grundbildung sei wichtig, "weil Bildung viel mehr ist als das Wissen, das man in der Schule lernt oder im Computer nachschauen kann", so Eckstein. Die Hilpoltsteiner Musikschule hat das früh erkannt, und war ihrer Zeit weit voraus. "Seitdem ist diese Einrichtung ein Aushängeschild von Hilpoltstein, zu dem auch die Qualität der Musiklehrer und nicht zuletzt deren Leiter Burkhard Freimuth mit seinen Vernetzungsqualitäten viel beigetragen haben", so der Landrat.

Vorstand Max Netter bekam vom Elternbeirat für seine Arbeit eine goldene Stimmgabel überreicht.

Vorstand Max Netter bekam vom Elternbeirat für seine Arbeit eine goldene Stimmgabel überreicht. © Tobias Tschapka

Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl gab zwar zu, dass er von Musik – von gelegentlichem Summen einmal abgesehen — herzlich wenig Ahnung habe, aber dank seiner Kinder, die durch ihren Besuch der Musikschule in den Genuss eben dieser musikalischen Grundbildung gekommen seien, habe er doch das eine oder andere mitbekommen. "Es ist unglaublich, was für Fähigkeiten in Kindern stecken. Die Musikschule erweckt diese zum Leben und bringt ihnen Freude und Selbstbewusstsein", so Mahl. Eines stünde jedenfalls fest: Auch wenn die Musikschule keine städtische Einrichtung mehr sei, die Stadt werde sie auch in Zukunft finanziell unterstützen, zumal sie das kulturelle Leben präge und ein wesentliches Element der Schulstadt Hilpoltstein sei.

Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert

Weiter ging es mit einer kleinen Zeitreise durch die 50-jährige Geschichte mit Vorstandsmitglied Eva Neubert. Das älteste Zeitdokument war ein Schwarzweißfoto von einem Auftritt des damaligen "Junggesang" unter der Leitung des ebenfalls zum Festakt gekommenen Gesangslehrers und Gründungsmitglieds Adolf Müller. Des Weiteren gab es Fotos von Freizeiten und Workshops, von Ausflügen, die unter anderem ins Nürnberger Opernhaus führten, Besuche und Gegenbesuche mit der Partner-Musikschule im polnischen Limanowa oder von Tagen der offenen Tür, an denen sich die Musikschule präsentierte.

Jens Magdeburg (E-Piano), Jens Liebau (Percussion) und Gunther Rissmann (Bass) servierten "Jazz à la carte".

Jens Magdeburg (E-Piano), Jens Liebau (Percussion) und Gunther Rissmann (Bass) servierten "Jazz à la carte". © Tobias Tschapka

Die Vorsitzende des Elternbeirats Daniela Krawczyk wünschte sich, dass die Erfolgsgeschichte Musikschule weitergeschrieben werde, denn, wenn es die Schule nicht geben würde, hätten sie und alle Eltern vermutlich viel mehr Zeit und weniger Diskussionen mit ihren Kindern, "aber auch viel weniger Spaß, Freude und Erfolgserlebnisse". Zum Dank schenkte sie im Namen aller Eltern dem ersten Vorstand Netter eine goldene Stimmgabel.

Unter den Ehrengästen befand sich auch Markus Becker, der erste Vorsitzende im Landesverband der Freien Musikinstitute Bayern, dem es positiv auffiel, in welch familiärer Grundstimmung das Jubiläum hier begangen wird. "Wir sind sehr stolz, dass die Hilpoltsteiner Musikschule Mitglied bei uns ist, schließlich gehört sie zu den allerbesten in Bayern – und damit auch in ganz Deutschland", so Becker. Er forderte alle Anwesenden auf, sich auch in Zukunft für die Schule einzusetzen, damit diese mit Leben gefüllt werde. "Tun sie das mit Engagement, mit Geld, oder am besten, indem sie musizieren, denn das macht die Welt ein kleines bisschen besser", ist Becker überzeugt.

Lob an Kollegen

Das Schlusswort hatte der Leiter der Musikschule, Burkhard Freimuth, der die Monopolstellung der Hilpoltsteiner Musikschule betonte. "Grund dafür ist unser guter Unterricht, für den ich allen meinen Kollegen meinen Dank ausspreche. Gerade in den letzten Jahren hat sich unsere Schule toll weiterentwickelt", so Freimuth, der nach dem offiziellen Teil alle Anwesenden zum Mittagessen einlud.

Aber kein Festakt für eine Musikschule ohne Musik. Denn der offizielle Teil war selbstverständlich durch hochkarätige musikalische Darbietungen untermalt. So spielten Carolin Brandl, Evelyn Ebert sowie Susanne und Siegfried Czieharz zu Beginn auf Flöte, Klarinette, Fagott und Posaune zwei Stücke aus Johann Strauß Operette "Die Fledermaus". Auf ihren Konzertgitarren spielten Eugen Götzfried und Peter Juraschek die Stücke "Rain", "Dying Embers" sowie "A Bluesy Day in Brazil". Jazzig wurde es mit Jens Magdeburg (E-Piano), Jens Liebau (Percussion) und Gunther Rissmann (Bass) mit dem Stück "Jazz à la carte". Der Höhepunkt war jedoch das Johann-Strauß-Stück "Tritsch-Tratsch-Polka für Klavier zu acht Händen", bei dem Ludmilla Götzfried, Susanne Czieharz, sowie Burkhard Freimuth und seine Frau Birgit, die für die erkrankte stellvertretende Schulleiterin Karin Greber eingesprungen war, ganz schön zusammenrutschen mussten.


Weitere Veranstaltungen zum Jubiläum:


Am Samstag, 10. März, um 20 Uhr, Band-Revival im Kreuzwirts-Keller unter anderem mit Elena Jank und Andrea Häupler. 

Am Sonntag, 11. März, um 16 Uhr, großes Jubiläums-Konzert in der Hilpoltsteiner Stadthalle. 

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