Neue Streetworkerin in Roth: Eine Frau des Vertrauens

Petra Bittner

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung

E-Mail zur Autorenseite

20.12.2020, 05:55 Uhr
Nadine Röder unterstützt künftig den Sozialpädagogen Jürgen Fugmann bei der „Aufsuchenden   Jugendarbeit“ in der Stadt Roth.

© Jugendhaus Roth Nadine Röder unterstützt künftig den Sozialpädagogen Jürgen Fugmann bei der „Aufsuchenden   Jugendarbeit“ in der Stadt Roth.

Sie ist jung, attraktiv und um Antworten nicht verlegen. Passt! Für ihren neuen Job sind das nämlich keine schlechten Voraussetzungen: Nadine Röder (25) leistet seit 1. November "Aufsuchende Jugendarbeit" in der Stadt Roth. Kurz: Als Streetworkerin unterstützt sie künftig den Kollegen Jürgen Fugmann. Der hat sein Ohr schon seit 2008 an der Rother Jugend, um Hilfe bei Problemen anzubieten. Auch Nadine Röder will "Vertrauensperson für die Jugendlichen sein". Doch so richtig durchstarten darf sie derzeit nicht. Noch nicht.

Die Jugendtreffs sind zu. Und die informellen Draußen-Treffpunkte, wo Heranwachsende sonst so gern zusammenkommen, präsentieren sich winterlich ungemütlich. Außerdem ist von 21 bis 5 Uhr sowieso Schicht im Schacht – Ausgangssperre! Frau Röder, Sie sind die neue Streetworkerin der Stadt, aber wie kommen Sie aktuell überhaupt an Ihre Klientel ran?

Nadine Röder: Tja, das ist zugegebenermaßen ein schwieriger Einstieg. Eigentlich müsste ich jetzt Präsenz zeigen bei den Jugendlichen, sie auf der Straße ansprechen und an ihren Treffpunkten oder im Jugendhaus zeigen, dass ich da bin.

Aber Corona macht mir da gerade einen ziemlichen Strich durch die Rechnung – auch wenn bei dieser saisonbedingten Arbeit im Winter eh weniger los ist als im Sommer, wo ich sicherlich viel unterwegs sein werde...

Also, wie packen Sie´s an?

Röder: Mir bleibt während des strengen Lockdowns nur die Möglichkeit, alle verfügbaren Medien zu nutzen, um mich der Öffentlichkeit vorzustellen. Erste Kontakte knüpfen will ich dann im Januar, wenn das Jugendhaus ein virtuelles Meeting für Jugendliche anbietet. Ich hoffe ja schwer, dass spätestens im Frühjahr eine Art Normalzustand einkehrt, sodass auch die persönliche Kontaktaufnahme wieder möglich ist. Denn im Zuge der Lockerungen werde ich natürlich meine Touren zu den jugendrelevanten Plätzen machen. Bis dahin bin ich über meine Dienstnummer – auch per WhatsApp – für Anliegen erreichbar.

Ihr Kollege Jürgen Fugmann hat 2008 mit der "Aufsuchenden Jugendarbeit" im Rother Stadtgebiet begonnen, Sie stoßen als Verstärkung dazu. Wieso eigentlich ? Ist die Jugend am Ort schwieriger geworden?

Röder: Würde ich so nicht sagen. Vielmehr zeigt das doch ganz grundsätzlich: Der Stadt Roth liegt ihre Jugend am Herzen! Jürgen Fugmann ist 52, ich bin 25 und find´s gut, wenn wir uns ergänzen: Es gibt sicher Jugendliche, die lieber mit einem erfahrenen Mann sprechen, sofern irgendwelche Schwierigkeiten bestehen. Und auf der anderen Seite gibt´s die, die sich eher jemandem öffnen, der altersmäßig näher bei ihnen und/ oder eine Frau ist.

Außerdem bedeuten zwei Leute auch mehr Kontinuität: Wir können die Orte häufiger aufsuchen, wo sich Jugendliche aufhalten und garantieren damit eine gewisse Verfügbarkeit als Ansprechpartner.

Kennen Sie die hiesigen Brennpunkte?

Röder: Klar, ich stamme ja aus Pfaffenhofen und bin hier aufgewachsen. Außerdem hab´ ich mit dem Kollegen Fugmann schon eine "Roth-Tour" gemacht, bei der wir uns die Treffpunkte mal angeschaut haben.

Wo drückt die Rother Jugend denn der Schuh?

Röder: Ich glaube nicht, dass es da einen echten Schwerpunkt gibt. Die Themen, für die man in jungen Jahren eine Vertrauensperson braucht, sind meist dieselben: Schule, Familie, Freunde – einfach alles, was die Lebensbewältigung in der Pubertät betrifft.

Doch auch, wenn vereinzelt schwerwiegendere Probleme vorliegen – eine Suchtproblematik, Schwangerschaft oder Obdachlosigkeit zum Beispiel – so kann man sich jederzeit an mich wenden! Gemeinsam lassen sich Lösungsansätze entwickeln und, falls gewünscht, vermittle ich gerne entsprechende Kontakte.

Mit wem kooperieren Sie?

Röder: Je nach Wunsch und Bedarfslage gibt es spezialisierte Beratungsstellen. Aber ich kooperiere auch mit Schulen, Vereinen, dem Jugendamt... – normalerweise würde ich jetzt überall dort vorstellig werden, geht aber gerade nicht.

Trotzdem hat sich während der vergangenen Jahre, in denen hier ,Aufsuchende Jugendarbeit` stattfindet, doch sicher etwas verändert? Stichwort Internet.

Röder: Medialisierung und Digitalisierung sind natürlich da, gar keine Frage! Das bringt Vor- und Nachteile mit sich: Weil die Jugendlichen in den sozialen Netzwerken oft viel zu viel von sich preis geben, entstehen vermehrt Phänomene wie Cybermobbing. Andererseits bietet das Internet ein niedrigschwelliges Angebot professioneller Beratung. Insbesondere Jugendlichen fällt es oft leichter, Kontakt über ihre gewohnten Medien zu knüpfen und sich so Hilfe zu suchen. Das ist auch der Grund, weshalb ich vor Kurzem ein Zertifikat als Onlineberaterin erworben habe.

Was wollen Sie idealerweise erreichen?

Röder: Dass ich die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen erkenne und dass sie mich als Kontaktperson annehmen. Ich würde gerne eine Stütze sein in schwierigen Zeiten.

Zur Person: Nadine Röder (25) stammt aus Pfaffenhofen und macht gerade ihren Master in Sozialer Arbeit an der Technischen Hochschule Nürnberg. Während des Studiums hat sie mit psychisch erkrankten Jugendlichen gearbeitet. Die ,Aufsuchende Jugendarbeit’, die sie nun mit 20 Stunden pro Monat verstärkt, ist aus der Sozialraumanalyse hervorgegangen, mit der unter anderem die Bedürfnisse der Jugend in Roth besser abgedeckt werden sollen.


Wer Probleme oder Anliegen hat, kann sich ab sofort an Nadine Röder wenden: Telefon (01 76) 74 71 56 88 (auch via WhatsApp) oder per Mail an streetwork@jugendhaus-roth.de

1 Kommentar