Noch keine Windkraft in Jahrsdorf
7.3.2012, 17:46 UhrSowohl die Hilpoltsteiner SPD-Stadtratsfraktion als auch die Freien Wähler (FW) nutzten die Gelegenheit, sich nach ihren Sitzungen über ein Thema zu informieren, „das uns einfach unter den Nägeln brennt“, so Michael Pfeiffer (FW). Ähnlich sahen dies die Sozialdemokraten, von denen Markus Mahl als Bürgermeister bei diesem Thema natürlich besonders in der Pflicht steht. Nichtsdestotrotz sei es schon eine Seltenheit, dass die „politischen Vertreter bei solchen Veranstaltungen gegenüber dem Normalvolk in der großen Überzahl sind“, stellte BN-Ortsgruppenvorsitzender Frank Lehner verwundert fest.
Hauptredner des Abends waren Wolfgang Scharpff und Werner Emmer. Ersterer sprach als Referent des BN, ist aber auch Mitglied im Energiebündel, das wiederum den Zweitgenannten als Vorsitzenden hat. Worauf sich die Bürger im Landkreis einstellen könnten, seien Windräder mit einer Nabenhöhe von 125 Metern oder höher, schätzte Scharpff in seinen Ausführungen die Lage ein. Er wolle „Ängste abbauen“, so der Referent. Diese Ängste beziehen sich etwa auf die von Windrädern verursachten Schall-Emissionen. Die würden aber in der Regel nicht mehr als 50 Dezibel betragen - da sei schon sein eigener Vortrag im Saal lauter, wie er anhand eines Messgerätes bewies.
Laut Untersuchungen gäbe es auch keine unterschwellige Gesundheitsgefährdung durch nicht hörbare Infraschallwellen. Auch die Zeiten des sogenannten „Disco-Effekts“ würden der Vergangenheit angehören. Moderne Windräder hätten keine spiegelnden Oberflächen mehr und würden demgemäß auch keine stroboskopähnliche Wirkung mehr haben.
Bleibt das Problem des Schattenwurfs, das Scharpff in seinem Vortrag ebenfalls zu relativieren suchte. Je größer der Abstand zu einem Windrad sei, desto stärker werde der von ihm geworfene Schatten auch „verwischt“ und damit weniger störend. Für die beiden Regionen westlich und östlich von Jahrsdorf, die derzeit Vorrangflächen für Windkraft sind, könnte das Problem allerdings relevant werden, ließ Scharpff durchblicken.
„Eventuell Probleme“
Bei einer potenziellen Anlage in Richtung Eibach allerdings nur an Sommerabenden, wenn die Sonne über Solar untergeht. Auch am Standort in Richtung Meckenhausen könnte es „eventuell Probleme geben“. In beiden Fällen allerdings nur in zeitlich sehr beschränktem Maße. Während jener geschätzten 30 Stunden im Jahr, in denen der Schattenwurf der Windräder sich störend auswirke, sei der Betreiber dazu angehalten, die Anlage abzustellen.
Völlig offen ist derzeit, wer denn ein solcher Betreiber sein könnte. „Ich plädiere für Bürgerwindanlagen“, so Scharpff. Denn dadurch bliebe die Wertschöpfung auch in der Region. Emmer pflichtete ihm bei. Außerdem „sehe ich hier bei der Finanzierung kein Problem“, so der Energiebündel-Chef. Ein solches stelle eher die Projektentwicklung selbst dar. In früheren Jahren lief die andernorts durchaus suboptimal, wie die zwei Jahrsdorfer Andreas Mederer und Walter Landhammer zu bedenken gaben. Sie hätten sich mit einem Betroffenen unterhalten, der etwa beim Zeitunglesen die Jalousien herunterlassen müsse, um nicht von den Schattenwürfen eines benachbarten Windrads irritiert zu werden. Auch seien die Geräusche einer solchen Anlage zwar nicht übermäßig laut, dennoch störend, sei ihnen berichtet worden. Ähnlich dem Dauerknarzen einer nicht geölten Eisentür.
„Miteinander extrem wichtig“
Diese Störfaktoren gelte es natürlich beim Bau von Windrädern in unserer Region zu vermeiden, betonte Emmer. Ebenso wie die Spaltung von Dorfgemeinschaften in an Windkraftanlagen beteiligte und nichtbeteiligte Bürger. „Das Miteinander ist extrem wichtig“, so Emmer. Was die Flächen selbst anbetrifft, sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, ergänzte Bürgermeister Mahl. Sowohl Regionalplan als auch der bayerische Windatlas seien derzeit in der Überarbeitung, und es könnten auch noch bestehende Vorrangflächen gegen andere ausgetauscht werden. Was aber aus rechtlichen Gründen nicht einfach sei, so der Rathaus-Chef.
Generell werde die Diskussion „ergebnisoffen geführt“, so die stellvertretende SPD-Sprecherin Christine Rodarius. „Ich hielte es aber für gut, wenn wir eine erste Bürgeranlage hinbekämen“, fügte sie hinzu. Wo, ist derzeit noch völlig offen. „Jahrsdorf gehört für uns nicht zu den bevorzugten Standorten, ich sehe hier keine betriebswirtschaftlich darstellbare Lösung“, meinte etwa Emmer. Durch neue Technologien aber könnte sich dies durchaus ändern, gab er ebenso zu bedenken.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen