Raiffeisenbank am Rothsee «sticht in See«

17.10.2008, 00:00 Uhr

«Die Segel sind gesetzt«, hieß es nach der Zustimmung der beiden Generalversammlungen zu der Fusion im Sommer. «Jetzt nimmt die Raiffeisenbank am Rothsee Fahrt auf.« So seemännisch begleitet der Vorstandsvorsitzende der fusionierten Genossenschaftsbank, Georg Peter, das neue «Schiff« bei einem ersten Pressegespräch. Und: «Der Name passt zur Region.«

Mit auf der Kommandobrücke, also im Vorstand des fusionierten Hauses, sind neben ihm Friedrich Braun (57) und Udo Wehrmann (36). Braun war zuvor 30 Jahre lang im Vorstand der Raiffeisenbank Allersberg und ist jetzt für Kreditabteilung und Rechnungswesen zuständig. Wehrmann war zwölf Jahre lang bei der Allersberger Raiffeisenbank, die letzten beiden davon im Vorstand tätig. Bei der Raiffeisenbank am Rothsee kümmert er sich um die Kundenbetreuung. Georg Peter selbst übernimmt die Bereiche Innenrevision, EDV, Organisation, Personal und Gebäudemanagement. Mit dem Dreierteam wurde ein Vorstandsposten eingespart.

Damit ist die neue Bank - nun nur noch eine von dreien im Landkreis - juristisch zum Leben erweckt worden. Am kommenden Wochenende folgt noch die technische Umstellung. Das heißt, bei Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern, beim Onlinebanking oder der Kartenzahlung kann es kurzzeitig Einschränkungen geben. Ansonsten ändert sich für die bisherigen Hilpoltsteiner Kunden nichts, die rund 3000 Kunden aus Allersberg bekommen aber mit der neuen Bankleitzahl auch neue Kontonummern. Das Umstellen der Abbuchungen und Einzugsermächtigungen regelt bei den regelmäßigen Beträgen die Bank, bei selteneren Zahlungen wird der Kunde eigens auf die Änderung der Kontonummer hingewiesen.

Heimisch und überschaubar

«Raiffeisenbank am Rothsee« bedeutet in Zahlen: 213 Millionen Euro Bilanzsumme (zuvor hatte die Raiba Hilpoltstein 149 Millionen Euro, die Raiba Allersberg 64 Millionen) und 16000 Kunden, davon 4905 Mitglieder. Diese werden künftig von 73 Mitarbeitern (darunter vier Auszubildende) an sechs Standorten betreut: den Beratungszentren in Hilpoltstein und Allersberg, den Standorten Heideck und Meckenhausen sowie den (nicht ganztags geöffneten) Zweigstellen in Weinsfeld und Laibstadt. «Wir bleiben ein überschaubares, heimisches Unternehmen«, betont Peter, der aber in der neuen Größe «unsere Leistungsfähigkeit und den langfristigen Erhalt der Selbstständigkeit« gewahrt sieht.

Die Kunden sollen weiterhin ihre vertrauten Ansprechpartner haben, garantieren die drei Vorstandsmitglieder. Außerdem werde das Haus noch kundenorientierter ausgerichtet, also «möglichst viele Mitarbeiter im Kundenkontakt eingesetzt«. Mehr Augenmerk richte man zudem auf Kinder, Jugendliche und Studenten als wichtige Zielgruppe und «Zukunft der Bank«. Die Generation 50 plus stehe mit Risiko- und Altersvorsorge künftig ebenfalls mehr im Fokus. Peter: «Da gibt es noch erhebliches Beratungspotenzial.«

Das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, die Immobilienfinanzierung und -vermittlung sowie das Wertpapiergeschäft bleiben weiter die Hauptgeschäftsfelder.

Eine Fusion kostet zwar viel Zeit, Energie und Geld, dafür fallen aber viele doppelte Kosten weg: Allein in Allersberg seien jährlich 100 000 Euro fällig geworden, um etlichen formalen und Aufsichts-Vorschriften zu genügen, berichtet Friedrich Braun.

Übrigens: Angst um einen Kredit oder um die Liquidität der Raiffeisenbank am Rothsee müsse trotz der aktuellen Krise niemand haben, beruhigen die Banker ihre Kunden. Im Gegenteil: «Wir sind sozusagen Profiteure der Finanzmarktkrise«, beschreibt Georg Peter die Bewegung vieler Kundeneinlagen hin zu den Genossenschaftsbanken. Alle Einlagen und Inhaberschuldverschreibungen seien dank einer Sicherungseinrichtung der Raiffeisen- und Volksbanken zu 100 Prozent geschützt.