Ralph Edelhäußer: Der "Social-Media-Bürgermeister" gibt Tipps

7.10.2020, 12:22 Uhr
Ralph Edelhäußer: Der

© Yevheniia Frömter

Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürger und dem Werben um bestmögliche Lösungen. Der Blick auf die zurückliegenden Wahen lässt aber den Schluss zu, dass die Politik allgemein ein immer geringeres Vertrauen in der Bevölkerung besitzt. Von zunehmender Politikverdrossenheit ist gar die Rede. Erreicht die Politik nicht mehr ihre Bürger?

"Gemeinden, Städte und Landkreise, aber auch Kreisrätinnen und Kreisräte sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten zwingend das Social Web endlich ernst nehmen. Ansonsten erreichen sie einen Teil der Bevölkerung bald überhaupt nicht mehr.

Das ersetzt auch keine Bürgersprechstunde, keinen Infostand und keine Diskussionsrunde vor Ort – aber es ergänzt die bisherigen Kanäle und schafft Zugang zu neuen, vor allem jüngeren Zielgruppen", sagt Markus Kaiser, Professor für Medieninnovationen und digitalen Journalismus an der Technischen Hochschule Nürnberg, Berater für Change-Prozesse und Social Media, Journalist, Medienvernetzer und Buchautor.

Vertreten sein 

Der Wissenschaftler weiter: "In manchen Städten war es ja schon so, dass die Social-Media-Aktivitäten über die Wahl des Bürgermeisters entschieden haben. Die Politiker müssen eben genau dort vertreten sein, wo sich auch die Bürgerinnen und Bürger aufhalten."

Die Bandbreite sei riesig, wie gut, wie schlecht oder manchmal auch überhaupt nicht soziale Netzwerke von Landrätinnen und Landräten, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und Kreis-, Stadt- und Gemeinderätinnen eingesetzt werden.

Doch was sind die richtigen Kanäle? Social-Media-Kanäle sollten laut dem Medienexperten Kaiser nicht in erster Linie dafür genutzt werden, um einfach nur zu dokumentieren, welche Termine man wahrgenommen hat. Ehrungs- und Handschüttel-Bilder würden zudem keine User vom Hocker reißen. Oft lohne es sich auch hier, etwas mehr Zeit in die Produktion von Inhalten zu investieren, um diese zumindest in der eigenen Stadt so gut aufzubereiten, dass sie häufig geteilt werden.

Mehrere Kanäle werden bedient 

Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer ist nicht nur gut vernetzt, er postet auch gerne Neuigkeiten aus der Stadt via facebook und Instagram, berichtet auf diesen Kanälen hinterher von Ausschuss- und Stadtratssitzungen oder hält Sprechstunden als Live-Streaming ab.

Kaiser wurde schon vor einiger Zeit auf die online-Aktivitäten Edelhäußers, mit dem er über facebook befreundet ist, aufmerksam. Für den Wissenschaftler ein positives Beispiel. Seiner Meinung nach differenzieren sich die Social-Media-Kanäle immer stärker aus.

Natürlich müsse kein Kommunalpolitiker auf TikTok sein (und sollte auch nur die Kanäle nutzen, für die er authentisch Inhalte produzieren kann). Es gelte aber stark zu überlegen, welche Netzwerke sinnvoll sind. Wenn man wenig Zeit hat, sollte man sich lieber fokussieren, als alles zu bespielen.

 

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Gepostet von Ralph Edelhäußer am  Dienstag, 6. Oktober 2020

 

Ralph Edelhäußer hat stets ein offenes Ohr für die Bürger. Neben der monatlichen Telefon- und der persönlichen Sprechstunde bietet er auch digitale Sprechstunden über seine facebook-Seite an. Über seine Erfahrungen referiert Edelhäußer als Referent bei einer Veranstaltung der Akademie für Politische Bildung Tutzing heute in Tutzing und morgen in Nürnberg zum Thema "Der digitale Bürgermeister: Social Media für Kommunalpolitiker". Zudem darf er darüber heute auch bei einem Treffen der neuen Bürgermeister in Fürstenfeldbruck sprechen.


So nutzen fränkische Politiker soziale Medien


Erstmals präsentierte er sich zur Bürgermeisterwahl 2011 auf facebook. "Die Nachfrage war da, die Zahlen gingen immer weiter nach oben." Mit einer Online-Sprechstunde im Jugendhaus für Jugendliche setzte er den Anfang. "Mit steigendem Erfolg. Auch die ältere Generation beteiligte sich daran."

Zugang zu Jugendlichen 

Da sich die Jugendlichen jedoch mehr denn je auf Instagram bewegen, hat er dort seine Aktivitäten verstärkt. Die Zugriffe: insgesamt knapp 1000 Bürger (300 auf Instagram und 700 via facebook).

Mittlerweile hat auch Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz einen Instagram-Account und auch der Bürgermeister-Kollege aus Lichtenfels ist auf diesen Kanälen unterwegs. Beim Bayerischen Städtetag eilt Edelhäußer schon der Ruf als "Social-Media-Bürgermeister" voraus.

Warum er so auf die neuen Medien abfährt, erklärt Edelhäußer so: "Ich will so die Bürgerinnen und Bürger abgreifen, die ansonsten in keine öffentlichen Sitzungen gehen, an keiner Bürgerversammlung teilnehmen und auch die Printerzeugnisse immer weniger lesen. Ansonsten sind meine Beiträge als Ergänzung in Wort und Bild zur Tageszeitung gedacht."

Neuerdings überlegt der Rother Bürgermeister sogar, ob er nicht auch Podcasts anbieten soll, die immer beliebter werden. Allerdings: "Social Media zu bestücken ist für einen Bürgermeister zeitraubend, und man muss aufpassen, dass man sich nicht verzettelt."

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