Reinhard Bienert und seine unzähligen kreativen Ideen
10.8.2017, 16:01 Uhr"Die Geburt der Akabixe", heißt ein neuer Zyklus von Bildern und Objekten des Künstlers. Der nennt sich seit fast 20 Jahren nicht mehr Reinhard Bienert, sondern EZIMO.
Um eine Art Neugeburt ging es vielleicht bei ihm selbst damals, nachdem er im Jahr 1998 mehrere Wochen in Afrika gelebt und gearbeitet hatte – die Igbo-Frauen in Nigeria bemalen alljährlich ihre Lehmhäuser kunstvoll, sie haben den Europäer tief beeindruckt. In dem kleinen Volksstamm gilt das Matriarchat, die Frauen teilen den Männern deren Jobs zu, sie selbst sind für die Kunst zuständig und renovieren die Lehmhäuser im Dorf mit Gemälden.
"Das gemeinsame Arbeiten gehört selbstverständlich zu deren Kunstverständnis", erzählt Bienert. Keine arbeitet für sich oder für ihren eigenen "Ruhm", alles dient dem gemeinsamen Ziel. Linien werden von einer zur nächsten Frau an der Lehmhauswand weitergeführt, von jeder Künstlerin bekommen sie eine neue Dynamik. Das fertig gestaltete Haus ist ein Gemeinschaftskunstwerk.
Die Kunst der Igbo-Frauen hat Bienert nicht mehr losgelassen. Fortan nannte er sich EZIMO und tauchte ein in afrikanische Lebensphilosophie, in Mythen und Geschichten. Die "Geburt der Akabixe" stellt er gerade bei "Ortung X" in Schwabach aus, schon zum vierten Mal zeigt er seine Arbeiten als Gastkünstler bei den Schwabacher Kunsttagen.
Preisgekröntes Design
Gast sein – das allein aber reicht Reinhard Bienert nicht. Schon immer hat er andere Ideen ausprobiert und Neues angestoßen. Der gebürtige Prager, der nach der Flucht der Eltern in Schwabach aufwuchs, hat sich schon 1970, kurz nach seinem Grafik-Studium an der Nürnberger Grafik- und Design-FH, selbstständig gemacht.
Und die ersten Aufträge ließen nicht lange auf sich warten – zum Beispiel für die Schwabacher Bürgerfest-Plakate. Bienert entwarf mehrfach preisgekröntes Corporate Design: für Stadt und Landkreis Roth, für den Triathlon, er gestaltete Markenzeichen für Städte, Biere, Wege.
Nebenbei machte er sich als Künstler einen Namen. Im Jahr 1983 wollte der damalige Landrat Dr. Helmut Hutzelmann nach dem Bau der Kreisklinik eine Ausstellung mit Arbeiten bildender Künstler der Region präsentieren. Bienert schrieb alle Künster im Landkreis Roth an, ob sie sich beteiligen wollten. "Und fast alle haben mitgemacht", erinnert er sich. Daraus wurde ein "Spectrum" der Kunst im Landkreis, Bienert rief den gleichnamigen Verein ins Leben und war mehrere Jahre Vorsitzender – und dann noch einmal von 2013 bis 2015.
Aquarellmaler kamen von überall her
1996 rief er das Aquarellmeeting ins Leben: Das jährliche Treffen von Künstlern war bundesweit ausgeschrieben, Aquarellmaler von überall her kamen Tage lang nach Roth, um einen Tag lang im Landkreis und rund um den Rothsee zu malen. Noch am selben Abend wurde die Trägerin oder der Träger des Aquarell-Kunstpreises gekürt.
Auch die Malschule am Rothsee war Bienerts Erfindung, seit 1986 führte er Kurse und unternahm Reisen mit den Teilnehmern, vor allem Kinder machten sich bei den Malaktionen am Rothsee mit Farbe, Pinsel und Papier an die kreative Arbeit.
Mehrere Kunst- und Ateliertage hat er initiiert, für die Schwabacher Kunsttage "Ortung" saß er nicht nur in der Projektgruppe, sondern gestaltete auch Kataloge und war mehrmals Gastkünstler – wie in diesem Jahr. Mit seiner "Geburt der Akabixe" sind gerade mehrere neue Arbeiten im Zeichen des Goldes zu sehen. Gezeichnet von EZIMO, der immer noch inspiriert wird von der Kunst der nigerianischen Igbo-Frauen.
Nun haben EZIMO und Reinhard Bienert 70. Geburtstag gefeiert. Sichtbar wird dies mit einer Ausstellung des Kunstvereins Spectrum in den Rothmühlpassagen in Roth ab 18. August.
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