Roth: Einzelhändler wollen "mit Pfunden wuchern"

10.11.2017, 17:20 Uhr
Roth: Einzelhändler wollen

Die gute Nachricht zuerst: "Roth ist nicht tot". Das glaubt jedenfalls Uwe H. Werner, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbandes Mittelfranken. Schon lange verfolgt er die Entwicklung in der Kreisstadt und "leidet" manchmal an ihr.

Dabei habe der inhabergeführte Einzelhandel in Roth dem Online-Handel "viel voraus: Service, Wissen und Beratung", wähnt sich Uwe Heyder sicher. Seit sieben Jahren ist er Vorsitzender des Rother Ortsverbandes im Einzelhandelsverband.

"Roth ist nicht tot, nur devot", beschreibt Silvia Smetana die Situation. Sie führt seit zweieinhalb Jahren ein Geschäft in Roth und beobachtet nach eigenen Angaben das Geschäftsleben "sehr genau".

25 Einzelhändler sind derzeit Mitglied im Rother Handelsverband. Darüber hinaus gibt es am Ort vertretene Ketten wie Aldi, die ebenfalls dem Verband angehören, aber in anderen Orten geführt werden. "Mit den Einzelhändlern in Roth vertreten wir keine Nischensparte, sondern 80 Prozent des Gesamtumsatzes hier", beschreibt Werner die Stärke seines Verbandes.

Es handle sich dabei um die unternehmenspolitische Interessenvertretung des Bayerischen Einzelhandels gegenüber Politik, Öffentlichkeit und Medien. Der HBE sei das legitimierte Sprachrohr des Handels und wirke in Kommunen wie auch auf Landkreis-, Bezirks- und Landesebene auf die Meinungsbildung beziehungsweise die Beschlüsse der politischen Entscheider ein.

Die Interessen und Belange der Branche vertritt der HBE auch in der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), der Spitzenorganisation der Arbeitgeber in Bayern sowie auf Bundesebene im Handelsverband Deutschland (HDE). "Eine starke Truppe", findet Werner, der jedoch bei der Stadtspitze in Roth auf "wenig Gehör für Belange der Einzelhändler" stoße.

Weder im Vorfeld, etwa bei Planung und Bau der Rothmühlpassage , ("Wir haben vor einer Verödung der Innenstadt gewarnt"), noch in Sachen Verkehrsführung ("Man kann einen Marktplatz auch zu Tode beruhigen"), bei den Parkgebühren und erst recht nicht, was die Ansiedlungspolitik anbelangt ("Der Fokus wurde zu sehr in den Außenbereich gelegt").

Kein Austausch von Stadtseite

"Dabei kennen wir den Markt und die Marktgesetze sehr genau", meint Werner. Doch "die Kompetenz unseres Verbandes wurde nicht abgerufen". Es gebe immer unterschiedliche Meinungen, aber in Roth hätte kaum ein Austausch auf fachlicher Ebene statt gefunden.

Nachdem das Bekleidungshaus Wöhrl sowie C&A der Kreisstadt den Rücken gekehrt haben, nicht abzusehen ist, welche Verträge demnächst in den Rothmühlpassagen verlängert werden und die Zukunft der Valentin-Passage in den Sternen steht, die Stadt sich also als Einkaufsstadt verabschiedet hat, wollen die Einzelhändler in Roth ihre Stimme erheben. "Irgendwie geht nichts voran, sagt Uwe Heyder, einer der Initiatoren für mehr Miteinander der Einzelhändler.

Heyder ist wie Silvia Smetana und weitere Mitstreiter überzeugt, dass Roth nach wie vor etwas zu bieten habe und verweist auf die Neueröffnungen in jüngster Zeit: Das Nähzentrum in der Bahnhofstraße, die Boutique mit angeschlossenem Cafe in der Kugelbühlstraße, das demnächst eröffnende Thai-Restaurant (früher: Fischmann) und einige andere mehr würden beweisen, dass Roth für Geschäftstreibende nach wie vor attraktiv sei.

Schlechtes Image? "Wir müssen alle zusammen – also Politik, Handel und Bürger – an einem Strang ziehen, damit wir uns besser verkaufen", sagt Heyder. Roth habe viel zu bieten, einen S-Bahn-Anschluss, ein prächtiges Schloss, die Kulturfabrik, den Challenge...

Die Stadt habe ferner viele lobenswerte Initiativen gestartet und den Marktplatz mit Veranstaltungen belebt. Es wurde dafür sogar extra ein Veranstaltungskaufmann angestellt.

Und auch sonst sei die Stadt den Gewerbetreibenden entgegengekommen, wenngleich die "Versuchsphase Citymanagement" nicht wie erhofft eingeschlagen hätte, so Heyder als Sprecher der Einzelhändler. Der sieht in vielen Dingen Gesprächsbedarf mit der Stadt, beispielsweise in der Abstimmung von Veranstaltungen.

In dem Wissen, dass die Stadt Initiativen der Einzelhändler auch weiter unterstützt, will der Handelsverband am Ort weitere Mitglieder und Unterstützer um sich scharen – und dann mehr auf die Beine stellen. Um den Mut aufzubringen, neue Ideen umzusetzen, die Roth als Stadt noch attraktiver machen.

Dazu bedürfe es aber einer starken Händler-Gemeinschaft: "Wir müssen halt selber was wagen und uns nicht nur auf die Stadt verlassen", geht Heyder in die Offensive. Außerdem: "Wenn was geht, ziehen andere mit", ist Silvia Smetana vom "Haus der Schönheit" überzeugt.

Also findet auch heuer im Anschluss an den Christkindlesmarkt wieder ein "After Work Christmas" auf dem Marktplatz statt. Daniela Smetana hat nämlich im Vorjahr schon erkannt, dass es nach dem Rother Christkindlmarkttreiben "ruhig geworden ist im Städtchen". Sehr ruhig. Also werden auch heuer wieder sechs Buden angemietet. Und es wird Aktivitäten geben.

Zu diesem After Work Christmas sind auch weitere Einzelhändler eingeladen, die dazu beitragen wollen, mehr Leben in die Innenstadt zu bringen. Erste Aktionen sind schon angedacht: "Wir wollen ins Gespräch kommen, Stammtische abhalten, gemeinsame Werbung schalten und nach vorne schauen", sagt Heyder, der sich in den nächsten Tagen mit Bürgermeister Ralph Edelhäußer zusammensetzen möchte.

"Die Rahmendaten für Roth sind gut", sind Heyder, Smetana und Werner überzeugt, nur "mit den Pfunden hat man bislang nicht gewuchert".

2 Kommentare