Rother Jugend sagt den K.o.-Tropfen den Kampf an

15.2.2014, 00:00 Uhr
Rother Jugend sagt den K.o.-Tropfen den Kampf an

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Dafür wurden Bierdeckel entsprechend bedruckt. Sie sollen dazu ermuntern, auf das eigene Getränk, aber vielmehr noch: aufeinander aufzupassen. Unterm Motto „Lass’ dich nicht K.o. tropfen!“ finden sich auf der Rückseite der neuen Bierfilzchen Tipps gegen unerwünschte Zusätze im Getränk.

Wer hat nicht schon davon gehört: Da sei dieser „totale Blackout“ nach einem abendlichen Disco- oder Kneipenbesuch gewesen, ein regelrechter Filmriss. Die Betroffenen können sich an keinerlei Details der vergangenen Nacht erinnern – und das, obwohl fast oder gar kein Alkohol im Spiel war. Ein vager Verdacht entsteht: Könnten K.o.-Tropfen im Spiel gewesen sein?

„Es wird immer gesagt, das sind Vorkommnisse, die sich ausschließlich in Großstädten abspielen. Stimmt leider nicht“, erklärt Elke Lades-Eckstein, die Vorsitzende des Kreisjugendrings.

Und der Rother Diakon Michael Martin fügt an, dass erst im Fasching des vergangenen Jahres ein solcher Fall im Landkreis Roth vorgekommen wäre. Dabei sei die Dunkelziffer hoch. Viele Betroffene würden aus Scham den Gang zu Polizei oder Arzt scheuen. Wenn man sich dann schließlich doch durchringen könne, den Vorfall zu melden, seien die Chemikalien oft nicht mehr nachweisbar. Schon nach sechs Stunden wären alle Rückstände im Körper verschwunden.

Die gefährlichen Mixturen, die unbemerkt ins Glas getropft werden, bewirken eine plötzliche Enthemmtheit und versetzten Betroffene in einen willenlosen Zustand, einhergehend mit besagtem Filmriss. Unter Ausnutzung der Wirkung dieser Droge werden dann Raub- und Sexualdelikte an den Opfern begangen. Deshalb stellt die Verabreichung entsprechender Substanzen auch einen schweren Straftatbestand dar.

Dabei gehören nicht nur Frauen zu den „Auserwählten“. Diakon Martin berichtet von einem Fall, in dem ein Täter seinen Nebenbuhler kurzerhand „ausgeschaltet“ hätte, um ungestört mit einem Mädel flirten zu können.

„Aber ganz egal, ob das Opfer Mann oder Frau ist – immer handelt es sich um einen fiesen, hinterhältigen Anschlag, der sogar zu posttraumatischen Problemen führen kann“, so Michael Martin. Landrat Eckstein stimmt zu: „Das ist hinterfotziger als ein Schlag in den Unterleib“.

Rechtzeitig zur Faschingszeit, während der es auch im Rother Landkreis wieder hoch her geht, soll bei den hiesigen Wirten für die Bierdeckelaktion geworben werden, betont Kreisjugendpflegerin Steffi Magerl. In den Jugendtreffs der Gemeinden liegen demnächst ebenfalls die mit einem jugendlichen Model als „Hingucker“ gestalteten Getränkefilzchen aus und sensibilisieren für das Thema.

„Zusammen kommen – zusammen gehen“ lautet einer der aufgedruckten Slogans. Soll heißen: Wer gemeinsam feiern geht, sollte die Party auch gemeinsam wieder verlassen. Denn der Spruch „Heim kommst du immer“ gelte laut Diakon Martin heute nicht mehr uneingeschränkt..

Gaststätten, die Interesse haben, an der Aktion mitzuwirken, können ab sofort mit dem KJR oder der Evangelischen Jugend in Roth Kontakt aufnehmen.
 

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