Rother Mittelschüler auf dem Berufsparcours
16.10.2014, 18:34 UhrEingeladen dazu hatte die Hermann-Gutmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Weißenburg und den staatlichen Schulämtern der Region. „MAP – Mittelschulen – Arbeitswelt – Partnerschaft“ heißt das Konzept, das vom Technikzentrum Minden-Lübbecke entwickelt wurde.
Mit zum Teil sehr aufwendigen Aufbauten präsentierten sich die Unternehmen, die in erster Linie von ihren Azubis vertreten waren. „Die Art der Berufsberatung soll schließlich auf Augenhöhe stattfinden“, so Angela Novotny, die Vorstandsvorsitzende der Hermann-Gutmann-Stiftung. Und in der Tat sah man fast nur junge Gesichter in der Halle: Die jungen Auszubildenden, die ihre Berufe praxisgerecht demonstrierten, und die zum Teil noch deutlich jüngeren Schüler, die sich schon sehr interessiert an dem reichhaltigen Informationsangebot zeigten.
So formten Martina (12) und Elena (13), beide von der Hilpoltsteiner Mittelschule, einen „Einstrangzopf“ aus Teig am Stand der Bäckerinnung. „Es macht Spaß, hier auf dem Parcours viele neue Sachen auszuprobieren“, sagte Elena. „Die Mädels machen das ziemlich gut“, sagte Martin Specht, Fachlehrer an der Berufsschule Weißenburg.
Auch am Stand des Forstbetriebs Allersberg der Bayerischen Staatsforsten durfte man Hand anlegen. Die Azubis hatten dazu einen „Entastungssimulator“ mitgebracht, an dem man mit einem „Kettensägendummy“ das korrekte Entasten eines gefällten Baumes üben konnte. Zwar durfte sich der 13-jährige Hilpoltsteiner Mittelschüler Dennis Kronich nicht an einer echten, laut knatternden Kettensäge versuchen, aber auch der simulierte Vorgang machte ihm Spaß. „Ich kann mir durchaus vorstellen, später mal etwas mit Holz zu machen, aber ich schau mich jetzt erst mal weiter um“, sagte er, und verschwand im Gewühl. Vielleicht zum Stand der Schreinerinnung? Um dorthin zu kommen, musste er aber zunächst noch an vielen anderen Bereichen des Berufslebens vorbei – von sozialen Berufen wie bei Regens-Wagner oder der Awo über Stände mit kompliziert verkabelten Elektronikaufbauten bis hin zum Einzelhandel, wo das Kassieren simuliert wurde. „Wir haben unseren Parcours bewusst ordentlich durchmischt aufgebaut, damit die Schüler, die eigenverantwortlich durch die Halle gehen, mit möglichst vielen beruflichen Bereichen in Berührung kommen“, so Angela Novotny, die sich freute, dass auch die „Erfinderin“ des Berufsparcours anwesend war.
Dabei handelt es sich um Karin Ressel, die Geschäftsführerin des Technikzentrums Minden-Lübbecke, der das Erfinden offenbar in die Wiege gelegt wurde, denn bei ihr handelt es sich um eine direkte Nachkommin von Josef Ressel, dem Erfinder der Schiffsschraube, wie sie erzählte. Ihre Erfindung jedoch folgt natürlich einem ganz anderen Konzept als das ihres Ahnen. „Die Unternehmen gehen bei ihrer Nachwuchswahl zu 60 Prozent nach Sympathie und nur zu 30 Prozent nach Begabung. Deshalb eignet sich unser System hervorragend, Jugendliche und Betriebe zusammenzuführen“, sagte sie.
Sollte ein potenzieller Kandidat bei einer Firma einen guten Eindruck hinterlassen, dann bleiben beide Parteien im Idealfall in Verbindung. Der ersten Kontaktaufnahme beim Berufsparcours folgt dann oft ein Praktikum. „Und sollte auch dies vielversprechend ausfallen und die Chemie stimmen, dann kriegen die Schüler oft die Rückmeldung: ,Du schreibst uns jetzt eine Bewerbung‘“, so Ressel.
Rund 800 Siebt- und Achtklässler der Mittelschulen der Region nutzten das Angebot aus, um viel über sich, ihre eigenen Interessen, und den dazu passenden Angeboten auf dem Ausbildungsmarkt zu erfahren.
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