Rother Stadtweiher: Frau von aggressivem Hecht attackiert
9.8.2019, 10:09 UhrAls Christa Missenberger am Donnerstagnachmittag die Füße in das trübe Wasser des Stadtweihers sinken lässt, wie sie es immer tut, wenn sie dort vorbei spaziert, denkt sie nichts Böses. Sie genießt einfach die lauwarme Wassertemperatur und die Ruhe des Stadtgartens. Es vergehen keine zwei Minuten, da fühlt sich ihr Fuß plötzlich so an, als würde er mit einem Messer durchtrennt. Instinktiv stößt sie einen lauten Schrei aus, der in dem Rauschen der nahen Wasserfontänen allerdings ungehört bleibt. Dann reißt sie abrupt den Fuß aus dem Wasser und kann ihren Augen kaum trauen, als ein etwa 80 Zentimeter großer Fisch mit spitzem Maul vor ihr in die Luft schießt, sich mit einem "Klatsch" verabschiedet und sogleich in das tiefere Seewasser hinabtaucht.
Die 67-Jährige blutet die Planken der Seebühne voll, steht schließlich auf und läuft zu einer Frau, die ein Stück entfernt bei ihren zwei spielenden Kindern sitzt. Gemeinsam warten sie auf den Rettungswagen, die Sanitäter halten den Anruf zuerst für einen schlechten Scherz.
Fast eine Woche krankgeschrieben
Die Wunde, die der Hecht ihr beigebracht hat, muss mit sechs Stichen genäht werden. Fünf Zentimeter breit und stolze drei Zentimeter tief – der erschreckten Frau wird eine Narbe bleiben, die sie für immer an den Vorfall erinnert.
In der Folge wird Missenberger fast eine Woche krankgeschrieben, sie wendet sich in einer Mail an die Stadt, der das Gewässer gehört. Doch sie erhält keine Antwort. Als sie wieder laufen kann, sucht sie sogleich das Ordnungsamt auf.
Dort reagiert man überrascht, auf Anfrage heißt es, man werde den Vorfall prüfen. Im Ordnungsamt wüsste man nichts von Hechten im Stadtweiher, allerdings wurde das Wasser 2012 das letzte Mal abgelassen, um den Fischbestand zu kontrollieren. Im Oktober soll der Teich nun abgefischt werden, dann werden "Fische entfernt, die da nicht reingehören", sagt Roland Hitschfel, Leiter des Ordnungsamts.
Herkunft des Raubfisches unbekannt
Über die Herkunft des Fisches herrscht indes Ratlosigkeit. Es gäbe verschiedene Szenarien, so Stadtbaumeister Wolfgang Baier. Er ist als Geschäftsführer der "Natur und Erholung in Roth GmbH" beauftragt, der Sache nachzugehen. "Entweder", erklärt er, "wollte jemand seine Fische loswerden", oder der Fischlaich wurde von Enten übertragen, und so landete der Hecht im Teich.
Generell betont die Stadt allerdings, dass der Bestand noch nicht bewiesen sei. Zudem weist sie darauf hin, dass es ein "Baden verboten"-Schild am Ufer gibt.
"Baden verboten"-Schild gibt es bereits
Christa Missenberger macht diese Aussage wütend: "Das steht da zwar, aber es rechnet doch niemand damit, dass da ein bissiger Fisch kommt und einem die Fußsohle aufschlitzt, wenn man die Füße knöcheltief im Wasser baumeln lässt."
Bei einem Kind hätte das Ganze noch schlimmer ausgehen können, aber auch bei ihr, sagt sie. Hätte der Hecht weiter vorne gebissen, hätte der Fisch ihr vielleicht den Zeh abgerissen.
Sie macht sich jetzt Sorgen, denn sie hat schön öfter Jugendliche beobachtet, die am Wasser sitzen – oder Hunde, die dort schwimmen. Erst im Oktober wird der friedlich aussehende Stadtweiher abgelassen, kurzfristige Maßnahmen sind nicht geplant. Baier dazu: "Ein ,Baden Verboten‘-Schild reicht unterm Strich aus."
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