Ruhe in der Passage?

6.9.2016, 17:17 Uhr
Ruhe in der Passage?

© Foto: Carola Scherbel

Ruhe in der Passage?

© Foto: Detlef Gsänger

Der silbern und blau schimmernde Knopf hält sich immer noch aufrecht. Ungerührt prangt das Wahrzeichen der Firma Wöhrl auf dem gebogenen Metall an der Kreuzung von Hilpoltsteiner und Städtlerstraße in Roth. Aber wenige Straßen weiter hängt der Knopf an einem seidenen Faden: Das Rother Wöhrlhaus in der Valentin-Passage ist von der drohenden Insolvenz des Nürnberger Textilherstellers ebenso betroffen wie die 33 weiteren Filialen des Hauses.

Schließungen bleiben nicht aus

„Schließungen werden nicht ausbleiben“, sagte gestern auf Anfrage Wöhrl-Pressesprecher Frank Elsner, nachdem bekannt geworden war, dass der Umsatz der Rudolf Wöhrl AG im vergangenen Geschäftsjahr eingebrochen war. Wie viele und welche Häuser dichtmachen müssen, sei aber noch nicht klar.

Denn zunächst hat das Familienunternehmen mit insgesamt knapp 2000 Beschäftigten (vorwiegend in Bayern) drei Monate Zeit, unter einem sogenannten „Schutzschirm“ einen Sanierungsplan aufzustellen, sodass die Insolvenz noch abgewendet werden könnte. Zu diesem Plan gehört laut Elsner, dass einzelne defizitäre Betriebe geschlossen werden müssen — „aber nicht unbedingt“, wie der Pressesprecher betont. Einige Filialen könnten sicher profitabler gemacht werden.

Ob das Haus in Roth mit seinen gut 30 Mitarbeitern zu den besonders defizitären gehört oder nicht, konnte Frank Elsner nicht sagen. Auch nicht, ob die hiesige Filiale auf der „Abschussliste“ steht.

Bis bekannt gegeben werde, welche Häuser schließen müssen, werde es, so der neu berufene Pressesprecher des Unternehmens, sicher noch eine Weile dauern. Personelle Einschränkungen wurden gestern angekündigt.

Sechs bis zehn Häuser stehen nach Informationen unserer Zeitung auf dem Prüfstand. Bernhard Weber, Geschäftsleiter bei Wöhrl Roth, wollte sich auf Anfrage zur Zukunft der Filiale in der Kreisstadt jedoch überhaupt nicht äußern. „Ich weiß nicht mehr, als die offiziellen Informationen besagen“, verwies er auf die Hauptgeschäftsführung. Weber wurde, wie die Geschäftsleiter sämtlicher Wöhrl-Filialen, nach dem Gespräch mit unserer Zeitung gestern Mittag zu einer Besprechung nach Nürnberg beordert.

Das Rother Haus hat in der Geschichte der Firma eine besondere Stellung, weil es 1945 die Gründung des Unternehmens markierte: Rudolf Wöhrl war nach dem Krieg und der Zerstörung seines Nürnberger Modehauses Zetka mit seiner Familie nach Roth gezogen, hier wagte er mit einem kleinen Laden in der Hauptstraße den Neuanfang. 1997 zog man in die neu gebaute Valentin-Passage um und konnte nun Mode auf 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche anbieten.

Gleich gegenüber in derselben Einkaufspassage wird es bei Edeka Fischer ebenfalls ruhiger. Die Frischetheke für Fleisch, Wurst und Käse wird seit vorgestern nicht mehr befüllt und bedient. Ladeninhaber Florian Fischer, der einen weiteren Edeka-Markt im Eichenweg betreibt, hatte bereits vor Monaten den Vertrag in der Passage vorzeitig gekündigt. Wann und ob Edeka aber wirklich auszieht, war bislang nicht klar, Fischer selbst wollte sich dazu jetzt nicht mehr äußern.

5 Kommentare