Bahn-Linie Gredl
S-Bahn oder nicht: Gredl-Bahnübergänge machen dem Rother Stadtrat Sorgen
20.6.2021, 18:00 UhrDie Gredl ist - noch - die Bahnverbindung zwischen Roth und Hilpoltstein. Elf Kilometer lang, vor allem für Schüler ein wichtiges Verkehrsmittel, mehr als die Hälfte der Fahrgäste fahren damit von und zur Schule.
Für die elf Kilometer braucht das Bähnle allerdings 15 Minuten, das liegt daran, dass 22 Bahnübergänge, davon 17 technisch nicht gesichert, die Strecke kreuzen. An jedem dieser nicht gesicherten Übergänge muss die Gredl laut hupen – und bremsen. Statt der eigentlich 80 km/h kommt sie dadurch nur auf 60 Stundenkilometer.
Gredl-Ausbau zur S-Bahn: Bauern machen mobil
Das ist ein Haken an der Gredl. Es gibt aber noch mehr. Neben der Auslaufzeit 2031 sind das zum Beispiel die ungünstigen Anschlüsse: Im blödsten Fall kommt die Gredl in Roth an, wenn der Zug nach Nürnberg gerade weggefahren ist. Vier Mal täglich reicht die Umsteigezeit von weniger als fünf Minuten eigentlich nicht aus.
Außerdem fährt sie nur alle Stunde, hat also keinen wirklichen „Takt“, so dass sie eine echte Alternative etwa zum Auto wäre. Fazit: „Die Gredl entspricht nicht den Anforderungen an einen modernen Bahnbetrieb“, sagt der Ingenieur und Gutachter Dr. Kilian Berthold. Potenzial aber (was die Einwohnerzahlen angeht) wäre sehr wohl vorhanden.
S-Bahn-Befürworter wollen auf Landwirte zugehen
Seit Längerem ist bekannt, dass der Vertrag mit dem Gredl-Betreiber, der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, Ende 2031 ausläuft. Dieses Datum hat man sich vor allem in Hilpoltstein zu Herzen genommen. Das Projekt „S-Bahn 2030“ wurde aus der Taufe gehoben, ein Arbeitskreis hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt – und dafür auch in Roth und beim Landkreis die Werbetrommel gerührt. Ein erstes Zwischenziel ist erreicht: Ein von den zwei Städten und dem Landkreis gemeinsam beauftragtes und bezahltes Gutachten hat die Machbarkeit dieser Vision untersucht.
Fällt nur ein Übergang?
Im Hilpoltsteiner Stadtrat und im Kreistag hat das Karlsruher Ingenieurbüro TransportTechnologie-Consult (TTK) das Resultat bereits präsentiert, jetzt hat Projektleiter Dr. Kilian Berthold die Untersuchung auch dem Rother Stadtrat vorgestellt.
Doch trotz vieler Antworten bleiben nach der Präsentation einige Fragen offen. Denn für die Stadt Roth stellen sich vor allem die Bahnübergänge als großes Problem dar. Erste Ergebnisse nach Gesprächen mit Landwirten waren „überschaubar“, berichtet Bürgermeister Ralph Edelhäußer, lediglich ein Übergang könne nach deren Ansicht aufgelöst werden. Das ist aber ausgerechnet der gegenüber der Zufahrt zum Museum Eisenhammer, wohin man gerade einen Radweg gebaut hat, auch aus touristischen Gründen nicht vorstellbar.
Strecke Roth-Hilpoltstein: Wird aus der Gredl eine S-Bahn?
Das technische Sichern der 17 Bahnübergänge ist aber, so Kilian Berthold, die erste der notwendigen Maßnahmen, um die Chance auf einen Fortbestand der Bahnverbindung – und eine mögliche Verbesserung von Takt oder „Durchbindung“ – zu erreichen.
Berthold hat die Chance auf eine Gredl- (oder S-Bahn-)Zukunft in vier Varianten aufgeteilt. Erstens: Der 60-Minuten-Takt könnte beibehalten werden, die Bahn aber (mit Auflösen oder Sichern der Übergänge) schneller werden. Die Kosten dafür liegen bei zweieinhalb Millionen Euro. Zweitens könnte der Takt halbiert werden, so dass alle halbe Stunde ein Zug fährt (das bedeutet aber den Einsatz eines weiteren Fahrzeugs plus Fahrer, macht gut acht Millionen Euro Kosten). Drittens kommt eine „Durchbindung“ als S-Bahn ins Spiel, entweder mit nur einem Kurs (knapp 23 Millionen Euro) oder - viertens - für alle Fahrten, im 20-Minuten-Takt, also auch mit mehreren Zügen.
Einen Teil der Kosten übernähmen Bund und Bahn
Diese Möglichkeit gefällt den S-Bahn-Fans am besten. Aber sie wäre auch am aufwändigsten und mit 24 Millionen Euro Kosten am teuersten. Eine Gleisverlegung am Rother Bahnhof (mit Kauf und Neubau des denkmalgeschützten Gebäudes) wäre nötig. Den Denkmalschutz sieht der Rother Stadtbaumeister Wolfgang Baier dabei aber „nicht als das größte Problem“.
Brücken an der Strecke müssten für neun Millionen Euro erneuert werden – das gilt aber für alle Varianten. Und eine Lösung für die ungesicherten Bahnübergänge wäre auch für alle Fälle erforderlich. Die Kosten für die Infrastruktur bezahle außerdem die Bahn. Wofür die Stadt sorgen muss, seien zum Beispiel neue Wegeverbindungen für die Landwirte.
Jetzt oder nie mehr
„Aber die gehen nicht gleich in die Hunderttausende“, beruhigt Bürgermeister Ralph Edelhäußer, weil im Stadtrat nach der Planungssicherheit gefragt wird: „Was ist, wenn die Bahn die Strecke dann doch stilllegt?“ Die Chance auf Erhalt und Attraktivierung durch die „Verschnellerung“ der Bahn gebe es halt nur, wenn man „jetzt startet“, wie Berthold nachdrücklich mahnt. Dann würden auch mehr Fahrgäste mitfahren, hat sein Büro beim „Karlsruher Modell“ gelernt. Der Einzugsbereich in Roth, Eckermsühlen und Hilpoltstein sei groß genug, um bei einem attraktiven, enger getakteten Angebot mehr Menschen in die Bahn umsteigen zu lassen.
Trotzdem fordern Stadträte, auch andere Alternativen wie etwa (wasserstoffbetriebene) Busverbindungen zu prüfen. Verbunden sei das allerdings mit hohen Betriebskosten für Stadt und Kreis. Und gerade jetzt werden Schienenverbindungen reaktiviert, die Bahn gewinne enorm an Bedeutung, erinnert nicht nur Berthold, „und hier sind die Schienen schon da“. Das Fazit des Bürgermeisters: „Wir wären ganz schön doof, wenn wir das nicht fördern würden.“
Die Gespräche rund um die Bahnübergänge werden also wieder - oder weiter - geführt. Danach wird der Stadtrat wieder informiert.
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