Sauer auf die Kanzlerin
31.8.2010, 00:00 UhrWerner Emmer aus Schwanstetten, Sprecher des Vereins „Energiebündel“ Roth-Schwabach, der eine autarke und umweltfreundliche Energieversorgung für die Stadt Schwabach und den Landkreis Roth anstrebt, ist nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert. „Dieses Gutachten, das keiner kennt, kann nicht neutral verfasst sein“, sagt er. Ein Hinweis sei, dass das an der Expertise beteiligte Energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln acht Millionen Euro von den Energieriesen RWE und E.on an Fördergeldern erhält.
Klare Position
Das „Energiebündel“ sei in der Frage der Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke klar positioniert, betont Emmer. „Wir sind gegen jegliche Verlängerung, denn das würde den Ausbau der erneuerbaren Energien enorm bremsen. Die AKW länger am Netz zu lassen, ist für Emmer „absolut unnötig“, denn wir haben ja jetzt schon Überschüsse. Es gebe auch keine Engpässe bei der Stromversorgung, wenn mehrere AKW gleichzeitig nicht am Netz seien, weiß der Vorsitzende.
Wichtiger ist Emmer, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in den Stadtwerken vorangeht. In der Nutzung von Blockheizkraftwerken, der Beteiligung an Windparks und vor allem im Ausbau lokaler Fotovoltaikanlagen werden Chancen zur Eigenversorgung gesehen. Es stehe deshalb auch die Gründung einer Genossenschaft bevor, die Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien erleichtern werde. Sehr konkrete Vorstellungen habe man da schon, sagt Emmer, aber verraten will er nichts, da das mit den Stadtwerken Schwabach und Roth sowie mit den Gemeindewerken Wendelstein so abgesprochen sei.
Die Frage nach dem Energiemix, den die Stadtwerke Roth ihren Kunden anbieten, macht deutlich, dass der Anteil am Atomstrom in den letzten Jahren immer weniger wird. Lag er in den Jahren 2005 und 2006 noch bei 28,1 Prozent, ist er im Bezugsjahr 2008 bereits auf 20,3 Prozent zurückgegangen. Die erneuerbaren Energien stiegen dagegen von 18,9 Prozent im Jahr 2007 auf 36,5 Prozent im Jahr 2008. Die Stadtwerke in Schwabach haben sich mittlerweile in einen 400-Megawatt-Windpark eingekauft, der derzeit in der Nordsee entsteht. Hatte man sich zuerst mit lediglich einem Megawatt beteiligt, gibt es nun einen Beschluss, der das Engagement der Stadtwerke ausweitet .
Die Kreisvorsitzende der Grünen im Landkreis Roth, Dr. Ursula Burkhardt, empfindet es als „ungeheuerlichen Vertrauensbruch“, dass die vier Stromkonzerne heute nichts mehr von dem nach zähen Verhandlungen ausgehandelten Kompromiss zum Atomausstieg wissen wollen. Bündnis 90/Die Grünen sei damals schon an die Grenzen gegangen, erinnert sich Burkhardt. Und sie verweist auf das weiter ungelöste Problem der Endlagerung des Atommülls. „Wir sind für den sofortigen Ausstieg und die sofortige Stilllegung aller AKW“, sagt die Parteisprecherin und verweist auf das hohe Sicherheitsrisiko: „Ein Tschernobyl bei uns würde bedeuten, dass das ganze Land verseucht und unbewohnbar ist.“
Ins gleiche Horn stößt Kai Körner, der Vorsitzende der Sozieldemokraten in der Kreisstadt Roth. „Das war damals eine ausgewogene Vereinbarung, und ich finde es sehr bedenklich, wenn die Laufzeiten der AKW jetzt verlängert werden sollen: „Das ist der falsche Weg.“ Die Risiken der Atommeiler seien ja nicht geringer, meint Körner.
Michael Kreichauf, stellvertretender Vorsitzender der Landkreis-CSU aus Thalmässing, will nicht, „dass jetzt alles komplett aufgeweicht wird.“ Er ist auch dafür, dass die Konzerne eine Abgabe bezahlen müssen, wenn die Laufzeiten verlängert werden. Kreichauf meint, dass man den derzeitigen Strombedarf ohne die Atommeiler nicht bereitstellen könnte, denn die alternativen Energien seien noch nicht so weit ausgebaut: „Denken Sie doch mal an die Widerstände, die sich zum Teil gegen Windkrafträder auftun.“ Er spricht deshalb beim Atomstrom von einer „Brückentechnologie“, die nur so lange verwendet werden soll, wie sie benötigt werde. Dies sei seine persönlich Ansicht, betont der Kommunalpolitiker abschließend, also keine Stellungsnahme des Kreisverbandes.