Simon Maurer: Sprung in die Downhill-Elite steht an

3.1.2019, 15:02 Uhr
Simon Maurer: Sprung in die Downhill-Elite steht an

© Sebastian Sternemann

2018 war ein überragendes Jahr für Simon Maurer. Der Mountainbiker aus der Hopfenstadt ist in seiner dritten Saison endgültig in der ersten Liga der deutschen Downhiller – zumindest im Juniorenbereich – angekommen. Sowohl national wie auch international konnte Maurer sich in diesem Jahr in den vorderen Rängen platzieren. Und auch die ersten Siege hat der 18-Jährige mittlerweile auf dem Konto.

Zweiräder haben es Maurer schon immer angetan. Bis er acht Jahre alt ist, kurvt er beim Motocross und auf dem Trial-Parcours mit dem Motorrad herum, sein erstes Mountainbike bekommt er zur Kommunion geschenkt. Mit dem Downhill-Virus infiziert ihn ein Videoclip. Durch Zufall stolpert er im Internet über Aufnahmen des französischen Mountainbike-Profis Cedric Gracia, der spektakuläre Trails hinunterjagt. Für Maurer ist klar: "Das will ich machen, das ist richtig geil!"

2013 bekommt er ein Downhill-Mountainbike. Zwei Jahre später ist es so weit: In Leogang steht er zum ersten Mal bei einem Rennen am Start. Die Strecke ist hart, immerhin ist es ein Europacup-Rennen, aber irgendwie kommt Maurer ins Ziel – wenn auch leicht überfordert, wie er rückblickend meint. Aber: "Ich war total geflasht", erinnert er sich.

Letztlich sei dieser Sprung ins kalte Wasser das Beste für ihn gewesen. Im Gegensatz zu etlichen anderen Fahrern, die der 18-Jährige mittlerweile kennengelernt hat, habe er nicht mit leichten Wettbewerben angefangen und immer nur gewonnen. Viele bekämen dann bei anspruchsvolleren Rennen Probleme, die Erfolge blieben aus und die Fallhöhe sei dann umso tiefer. Dass er von Anfang an anspruchsvolle Rennen gefahren ist, habe ihm deshalb letztlich wesentlich mehr gebracht. So sei er gerade wegen der von Beginn an schweren Strecken "langsam in die Sache reingekommen" und habe umso mehr lernen können – verpasste Endläufe, durchwachsene Ergebnisse und heftige Stürze inklusive.

Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – dieser ersten harten Erfahrung lässt Maurer die Faszination Downhill nicht mehr los. Stück für Stück arbeitet er sich nach oben. 2016 bestreitet er im Trikot des Rother Radgeschäfts Herobikes seine erste wirkliche Wettkampfsaison. Dank der guten Ergebnisse – bei acht seiner zehn Rennen schafft er es aufs Stockerl – wird eines der besten deutschen Nachwuchsteams im Downhillbereich auf ihn aufmerksam und so geht der Spalter in der nächsten Saison für die Sram Young Guns an den Start.

Heftiger Sturz 

2017 ist auch das Jahr, in dem er zum ersten Mal bei einem Weltcup-Rennen dabei ist. Doch damit nicht genug: Da er weiter gute Resultate liefert, darf er im Oktober die deutschen Farben bei der Downhill-Weltmeisterschaft im australischen Cairns vertreten. Die Premiere in der Nationalmannschaft steht allerdings unter keinem guten Stern. Ein heftiger Sturz zerstört seinen Traum von einer guten Platzierung in Down Under.

Simon Maurer: Sprung in die Downhill-Elite steht an

© Andreas Regler

Dennoch ist 2017 ein wichtiges, fast vorentscheidendes Jahr für den Spalter. Er kann erste Erfahrungen im Weltcup-Zirkus sammeln und dank der herausfordernden Strecken dort seine fahrerischen Fertigkeiten weiterentwickeln, er hat endlich ein richtiges Team hinter sich und bekommt immer mehr Routine in Wettkampfsituationen.

2018 beginnt sich die harte Arbeit in den Vorjahren dann endlich auszuzahlen. Simon Maurer startet richtig durch. In Portugal schrammt er Anfang April als Vierter der Junioren-Europameisterschaften knapp am Treppchen vorbei. Besser läuft es in Willingen, wo er beim zweiten Rennen des German Downhill Cups endlich seinen ersten Sieg auf dem Mountainbike holt.

Im Weltcup etabliert

"Ein unbeschreibliches Gefühl", erzählt der 18-Jährige. Dank konstant guter Platzierungen in dieser Rennserie (bei sieben Starts steht er fünf Mal auf dem Podium, in Willingen und Innsbruck sogar ganz oben) gewinnt er am Ende die Gesamtwertung in der Klasse der U19-Elite-Fahrer – mit komfortablen 160 Punkten Vorsprung.

Auch im Weltcup, wo auf wesentlich höherem Niveau gefahren wird, was die Qualität der Fahrer, aber auch Länge, Steilheit und technische Schwierigkeit der Strecken anbelangt, etabliert er sich. Bei drei Rennen schafft er den Sprung in die Top Ten, ein siebter Platz in Leogang ist dort sein bestes Ergebnis heuer. In der Endabrechnung belegt er als bester deutscher Starter im Junioren-Bereich Gesamtrang acht.

Nicht ganz wie erhofft läuft hingegen sein zweiter Auftritt im Trikot der Nationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide/ Schweiz muss sich der Schornsteinfeger-Azubi mit Platz 13 zufriedengeben. Insgesamt ist der Spalter aber mit seiner sportlichen Leistung im zurückliegenden Jahr zufrieden. "Es war auf jeden Fall eine gute Saison", meint er. "Ich habe versucht, an die Elite heranzufahren, und das hat funktioniert."

Im dritten Anlauf

Das Ergebnis, das Maurer aus dem Jahr 2018 mit Sicherheit noch am längsten in Erinnerung bleiben wird, ist jedoch kurioserweise kein erster, sondern ein zweiter Platz. Bei der fünften Station des German Downhill Cup wird er Mitte August im Finallauf nur Zweiter hinter Tristan Botteram. Trotzdem war es "eines meiner besten, definitiv aber mein wichtigstes Rennen 2018", so Maurer.

Und da bei dem Wettbewerb in Bad Tabarz gleichzeitig die Deutsche Meisterschaft im Downhill ausgefahren wird, Botteram aber Niederländer ist, darf sich am Ende der Spalter über den Titel freuen. Nachdem er in den beiden Jahren zuvor jeweils knapp vorbeigeschrammt war, freut er sich umso mehr, dass es diesmal endlich gereicht hat: "Der Titel war mir sehr wichtig."

2019 werden die Karten wieder neu gemischt. Dann muss Maurer nicht mehr in der Juniorenklasse ran, sondern darf endlich bei den Erwachsenen starten. Gleichzeitig wird er mit einer neuen Mannschaft an den Start gehen. Der Wechsel zum Carbocage Factory Racing Team bedeutet gleichzeitig, dass er heuer – von der Deutschen Meisterschaft abgesehen – primär bei Europacup- und Weltcup-Rennen fahren wird.

"Konstant und auf Punkte fahren", das sind seine Ziele für die erste Saison in der Männer-Elite. Es wird wohl ein "Lehrjahr" werden, schätzt er. Apropos: Neben dem Training und den Rennen läuft parallel natürlich auch seine Ausbildung zum Schornsteinfeger weiter. Langeweile dürfte also 2019 sicher nicht aufkommen.

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