Streit um Verbrauch: Golfclub benötigt mehr Wasser
22.7.2020, 06:07 UhrÄhnliche Privilegien genießen zum Beispiel auch Landwirte für die Beregnung ihrer Felder. Aber in den Hitzesommern 2015, 2018 und 2019 haben dem Golfclub die erlaubten 45.000 Kubikmeter nicht gereicht, da überzog der Verein den Rahmen schon einmal um knapp 50 Prozent. Jetzt liegt ein Antrag auf dem Tisch, pro Jahr bis zu 92.000 Kubikmeter Grundwasser zu fördern, also mehr als doppelt so viel, als bisher erlaubt war. Das ganze zur Probe für zwei Jahre.
So viel wie für 2000 Abenberger
Flankiert werden soll dieser Probebetrieb von einem hydrologischen Gutachten. Stellt dieses fest, dass die erhöhte Entnahme die städtischen Trinkwasserbrunnen und die landwirtschaftlich genutzten Brunnen nicht beeinträchtigt, würde ein neuer Antrag folgen, der auf einen längeren Zeitraum abzielt. Entscheiden wird in dieser Thematik das Landratsamt in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt. Aber in der Sitzung des Abenberger Stadtrats wurde das Thema zum ersten Mal öffentlich diskutiert. "Es ist ein heißes Eisen", resümierte Bürgermeisterin Susanne König.
Denn die Sachlage ist komplex. Der Golfplatz ist ja nicht nur ein Sportplatz. Er hat überregionale Bedeutung. Er zählt zu den schönsten Anlagen mindestens in Bayern und bringt Abenberg einen touristischen Mehrwert. Darüber hinaus ist der Golfclub in Sachen Natur-, Arten- und Umweltschutz besonders engagiert, er dürfte demnächst Bayerns erster "blühender Golfplatz" werden.
In der Tat werden mit dem Wasser aus den Grundwasserbrunnen nicht nur die intensiv gepflegten Grüns bewässert. Der Greenkeeper (Platzwart) und seine Helfer kümmern sich auch um geschützte Bereiche wie Feuchtbiotope. Trotzdem: 92.000 Kubikmeter ist natürlich schon eine Hausnummer für eine Sportstätte, auch wenn diese knapp 150 Hektar umfasst. Das ist in etwa die Hälfte dessen, was die Abenberger Trinkwasserversorgung für rund 4000 Einwohner in der Burgstadt pro Jahr fördert.
Deshalb gab es im Stadtrat viele kritische Stimmen. Dem wasserrechtlichen Antrag des Golfclubs will man deshalb nur unter bestimmten Bedingungen das Einvernehmen erteilen: Die jährliche Entnahmemenge soll höchstens 70 000 Kubikmeter betragen, orientiert am maximalen Verbrauch in den vergangenen Jahren. Die Probezeit soll mindestens drei Jahre umfassen. Es müsse ausgeschlossen werden, dass durch die Erhöhung der Wasserentnahme die städtischen Brunnen beeinträchtigt werden. Und: Der Golfclub müsse verstärkt Maßnahmen ergreifen, anderweitig an Wasser zu kommen; zum Beispiel indem er Regenrückhaltebecken baut.
Leitplanken setzen
"Wir müssen diese Leitplanken setzen", sagte Stadträtin Birgit Helbig (Grüne). "Denn wir wollen nicht, dass es bald zu einem Verteilungskampf um die wertvolle Ressource Wasser kommt." Markus Hofmann (CSU) richtete den Blick über Abenberg hinaus. "Jetzt blicken wir auf den Golfplatz. Aber wenn es ums Wasser geht, dürfen wir auch unsere größte Baustelle nicht aus den Augen verlieren." Hofmann spielte damit auf die Wassermungenauer Reckenberggruppe an. Dort werden pro Jahr nicht 92 000 oder 180 000 Kubikmeter Wasser gefördert, sondern mehr als vier Millionen. Nur ein Teil davon wird im weitläufigen Verbandsgebiet verbraucht.
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