Surfen Fehlanzeige: Kein Empfang auf Frankens Bahnstrecken
23.9.2017, 13:53 UhrBesonders entlang der Strecke von Nürnberg nach Augsburg, durch Schwabach, Roth, Georgensgmünd, Weißenburg und Treuchtlingen ist es mit dem Empfang ein Kreuz. Auch auf dem Weg nach Ansbach, oder in Richtung Neumarkt findet das Handy oft höchstens das Edge-Netz. Für Pendler, die auf dem Weg zur Arbeit ein Telefonat erledigen, WhatsApp schreiben oder Mails beantworten wollen, ist das ein echtes Problem. Gerade im Zug, wo man Zeit hätte, all diese Dinge zu erledigen, fehlt der Empfang.
Auf der Website der DB-Regio, die für den Nahverkehr der Bahn zuständig ist, findet sich eine Karte, auf der man nachschauen kann, wie es um das Netz entlang der persönlichen Stammstrecken bestellt ist. Die Verbindung in Richtung Süden nach Augsburg macht dabei keine gute Figur. Egal welcher der drei großen deutschen Anbieter angewählt ist, für das UMTS-Frequenzband ist der Empfang entweder nicht, schlecht oder nur mäßig vorhanden. LTE, also die derzeit schnellste Verbindung, findet sich einzig im Schwabacher Bahnhof und in Nürnberg.
Entlang der Bahnstrecke nach Neumarkt sieht es noch schlechter aus: Egal welcher Anbieter - schlechtes oder gar kein Netz. In Richtung Forchheim hingegen haben die Pendler weniger Probleme, der Empfang ist gut, Telekom-Kunden haben sogar abschnittsweise LTE-Empfang. Für diese regionalen Unterschiede gibt es einen Grund. Denn in Richtung Süden, Osten und Westen führen die Bahnstrecken oft durch zersiedeltes Gebiet.
Der Telefonica-Konzern, der die Netze von o2 und E-Plus betreibt, lässt wissen, dass etwa in Richtung Ansbach "sowohl unter topografischen als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten" eine lückenlose Versorgung dieser Bahnstrecke schwierig sei. Ähnliches äußert auch ein Sprecher der Telekom. So sei der Bau neuer Mobilfunkmasten wegen Naturschutzgebieten oder mangels potenzieller Standort-Vermieter oft nicht umsetzbar.
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Mobilfunk-Standorte sollen mit LTE nachgerüstet werden
Auch Tunnelstrecken seien auf ICE-Trassen wegen der hohen Geschwindigkeit ein Problem. Hinzu kommt, wie Telefonica erklärt, dass beim Netzausbau entlang von Verkehrsinfrastruktur priorisiert wird. An ICE-Strecken, wo weit mehr Menschen unterwegs seien, werde deshalb bevorzugt investiert, erst dann folgten regionale Strecken. Alle Mobilfunkanbieter aber beteuern, dass sie ihr Netz kontinuierlich ausbauen. Vodafone äußert, dass seit 2011 mehr als 170 neue Mobilfunk-Standorte entlang der fränkischen Bahnstrecken in Betrieb gegangen seien, so dass für mobiles Telefonieren die Netzabdeckung inzwischen 98,3 Prozent betrage, für mobile Datenverbindungen immerhin 86,9 Prozent.
Bestehende Standorte würden mit LTE-Frequenzen nachgerüstet. Bei allem Ausbau der Strecken stehen die Netzanbieter aber noch vor einem ganz anderen Problem. Denn viele Züge, besonders im Fernverkehr, sind so gebaut, dass sie Mobilfunkstrahlen isolieren, diese also nicht nach innen aber auch nicht nach außen gelangen. Denn die Scheiben von ICE-Zügen sind mit Metall bedampft und auch die Außenhülle ist kaum durchlässig.
Die Bahn setzt deshalb in diesen Zügen Repeater ein, die das Mobilfunk-Signal von außen nach innen und umgekehrt transportieren. Bis Ende 2018 sollen 3750 Wagen in Zusammenarbeit mit den drei Mobilfunkbetreibern mit neuen Repeatern ausgestattet werden. Die alten Geräte waren vor allem auf Frequenzen für Telefonate ausgelegt, mit den neuen Repeatern verspricht die Bahn 90 Prozent weniger Gesprächsabbrüche, auch eine schnellere Datenübertragung soll dann möglich sein.
Das aber betrifft nur den Fernverkehr. Die Bahn sagt, in den Zügen, die im Regionalverkehr zum Einsatz kommen, sei die Dämmung der Züge nicht so stark wie in der Fernverkehrsflotte, deshalb würden diese nicht mit Repeatern ausgestattet. Der Netzanbieter Vodafone hingegen hält auch dort den Einsatz wie im Fernverkehr für sinnvoll, da auch die modernen Triebwagen hohe Dämpfungswerte aufwiesen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Ausbau des bordeigenen WLAN in Regionalzügen vorankommt.
Die Bahn arbeitet derzeit an einer Lösung, bei der die Signale aller drei Mobilfunkanbieter gebündelt werden sollen. Auftraggeber seien hier aber die Bundesländer. In Sachsen-Anhalt wurde das komplette Nahverkehrsnetz bereits ausgestattet. Bis es in Franken so weit ist, dauert es aber noch: "Wir sind in Gesprächen", verrät eine Bahnsprecherin. Bis dahin bleibt aber wohl erst mal nur der Griff - zur Zeitung.
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