Triathlon Roth: Die Challenge-Familie feiert sich selbst

14.7.2015, 08:00 Uhr
Triathlon Roth: Die Challenge-Familie feiert sich selbst

© Salvatore Giurdanella

ROTH — Claudia und Rudi dürfen als Erstes auf die Bühne. Dabei haben sie gar nicht gewonnen. Sie haben etwas gemacht, was die Challenge-Veranstalter aber ebenfalls sehr verdienstvoll finden: Sie haben sich als erste Starter, die außerhalb des Landkreises Roth wohnen, für den Triathlon im kommenden Jahr angemeldet. Dafür bekommt Claudia ein SpinningRad fürs Wohnzimmer, Rudi ein professionelles Training.

Die Challenge-Familie — und dazu zählen alle Athleten, Angehörige und Anhänger im vollbesetzten Zelt — klatschen, nein, sie flippen schier aus. So soll es sein, so wünscht es sich der Veranstalter: Einen Tag nach dem Challenge ist die Siegerehrung vor allem dazu da, dass sich die Familie selber feiert.

„Auf uns“

Die Stimmung im Zelt erinnert an einen Gottesdienst einer evangelischen Freikirche. Der Zeremonienmeister heißt Tobias Ködel, trägt ein rotes T-Shirt und viel wichtiger: in der rechten Hand ein Mikrofon. Unterstützt durch dröhnende Musik aus den Boxen (natürlich wird auch mehrmals „Auf uns“ von Andreas Bourani gespielt), animiert er die Familie immer wieder zu wahren Jubelstürmen. Altersklassensieger, Helfer, große und kleine Geburtstagskinder — sie alle sollen etwas vom fast durchgehenden Applaus während dieser zwei Stunden abbekommen und die Familie lässt ihre herausragenden Mitglieder natürlich nicht im Stich.

Etwa 90 Minuten nach Claudia und Rudi steht Gabriele Schaller von den „PowerBärs Rednitzhembach“ auf der Bühne. Sie war mit 11:36 Stunden die schnellste Frau des Landkreises Roth beim Challenge und bekommt dafür neben Familien-Applaus eine hübsche Trophäe aus Glas.

Runter, rauf, runter

Fünf Minuten später ist Schaller wieder verschwunden, so läuft das während der Siegerehrung: Sieger runter, nächste Sieger rauf, wieder runter und die nächsten.

Schaller sitzt mit ihrem Lebensgefährten Walter Kifmann im Vorzelt, wo es ein paar Dezibel leiser ist. Und: „Hier ist es nicht so warm“, sagt Schaller. Die Glastrophäe hat sie vor sich stehen, der eigentliche Preis folgt noch: Die Hausarbeiten werden neu verteilt.

Kifmann startete nämlich auch beim Challenge, in der Staffel „die schnell-en Kammersteiner“ (benannt nach Bürgermeister und Sponsor Walter Schnell). Auf dem Rad war er aber mit 6:01 Stunden fünf Minuten langsamer als seine Lebensgefährtin, weshalb er in nächster Zeit im Haushalt ein paar Pflichten mehr bekommt. „Eigentlich müsste ich weniger machen, damit ich mehr Zeit zum trainieren habe“, schmunzelt Kifmann.

Trainiert haben die beiden beim Fahrradfahren zusammen. Ungezählte Kilometer haben sie heruntergerissen und vor allem in der Woche vor dem Challenge wenig geschlafen.

In der Nacht zum Triathlon verzichteten sie sogar ganz auf nächtliche Ruhe: In Oberreichenbach, dem kleinen Kammersteiner Ortsteil, gab es ein Dorffest. Schaller und Kifmann wohnen dort und blieben lange — nur richtig gefeiert haben sie nicht, am nächsten Tag war schließlich der Challenge. Nächstes Jahr wollen Schaller und Kifmann wieder starten und vielleicht am Abend vorher doch ein bisschen feiern: Am 17. Juni 2016 — wenn der Triathlon stattfindet — wird Schaller 54 Jahre alt.

Der Lebensgefährte wird dann schon 63 Jahre alt sein, aber ans Aufhören denken die beiden noch lange nicht. „Der Sport hält uns jung“, sagen sie unisono.

Apropos aufhören: Die Siegerehrung endet mit den Gesamtsiegern. Erst sind die Frauen an der Reihe, danach die Männer.

Danke an die vielen Helfer

Beide Gewinner — Nils Frommhold und Yvonne van Vlerken — nutzen die Bühne, um Danke zu sagen. In ihren kurzen Reden gibt es ein paar warme Worte für die 6000 Helfer. Beide sind von deren Einsatz begeistert.

Daneben darf sich die ganze Familie über verbalen Applaus freuen. „Es war schon im vergangenen Jahr ein super Erlebnis, hier zu starten“, sagt Frommhold, „aber diesmal habe ich die Unterstützung als noch extremer empfunden“.

Van Vlerken hat nach eigener Aussage noch vier oder fünf schnelle Jahre in sich, also bleibe sie Roth treu. Für 2016 hat sie ihr Kommen schon zugesagt. „Ich hoffe, ich werde euch dann alle wiedersehen.“ Die meisten Familienmitglieder wahrscheinlich, Claudia und Rudi auf jeden Fall.

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