Wenn die Residenz zum verrauchten Jazzclub wird
11.12.2012, 00:00 UhrFür die Frontfrau und Jazzsängerin geriet dieses Konzert fast zu einem Heimspiel. Denn Margit Held ist in Roth geboren und in Stauf zuhause. Nichtsdestotrotz hat die Lehrerin an der Musikschule Hilpoltstein zumindest mit der nach ihr benannten Formation noch nie in der Burgstadt gespielt.
Das könnte sich nun ändern. Denn der 35-Jährigen mit der markanten Stimme ist es nicht nur gelungen, ein Herrentrio aus der Metropolregion um sich zu scharen, mit dem sie hervorragend harmoniert und langfristig zusammenarbeiten will; sondern sie kann sich auch vorstellen, mit den Dreien des Öfteren im Landkreis Roth aufzutreten, eine eigene CD-Produktion ist ebenso bereits in Planung. In der Residenz gelang schon mal ein Supereinstand.
Wer die Augen schloss, wähnte sich schon zu Beginn des Auftritts in einem verrauchten Jazzclub irgendwo in Amerika, irgendwann in der späten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Wie den Großen des Jazz liegt es auch Margit Held fern, altes Material unkommentiert aufzutischen, sondern sie haucht den Klassikern des Genre durch Neuinterpretationen auch neues Leben ein, versieht sie mit ganz eigener Phrasierung. Und schreckt auch nicht davor zurück, aus schnulzigen Balladen peppige Nummern zu kreieren.
Trotzdem aber wäre ihr beinahe ein „schlimmer Fehler“ passiert. Wollte das Quartett doch tatsächlich ein Stück aus dem Programm werfen, das wie kein anderes nach Hilpoltstein passt: "I'm hip!" nennt es sich und kam in der Residenz natürlich zur Aufführung. Im fast rockigen Gewand.
Dafür brachte das Quartett wortwörtlich den letzten Sommer zurück. Gleich im ersten Stück wurde dieser thematisiert, ihm folgte ein brasilianisch angehauchtes Werk. Der Begriff „American Songbook“ aus dem Konzertmotto erwies sich so als wohltuend weit gefasst. Ein Jazzensemble wäre aber kein solches, wenn es außer heißblütigen Arrangements nicht auch richtig cool sein könnte. Auch ganz ohne Sonnenbrille. Für die Vier kein Problem. Da streute Pianist Sören Balendat schon mal ein paar trockene „Yeah“ in den Raum, wenn Kollege Hendrik Gosmann am mal gezupften und mal gestrichenen Kontrabass beim Improvisieren für Stimmung im Publikum sorgte. Und Stefan Seegel am Schlagzeug stand ihm in nichts nach. Im punktgenauen Wirbeln über Becken und gespannte Trommelfelle verstand er sich ebenso wie im leisen, unterkühlten Bearbeiten des Schlagwerks mit dem Jazzbesen.
In diese Melange reihte sich am Konzertabend in der Residenz Klassiker an Klassiker. „Survey with the fringe on top" oder „I'll be around" klangen dabei allerdings etwas anders als gewohnt, so manche Ballade wurde gekonnt aufgefrischt.
Zu Beginn des zweiten Teils lockte ein lässiges „Take five" als Intro die Gäste schnell wieder weg von der Getränketheke auf die Plätze. Und zum weiteren Genießen von Evergreens wie „Manhattan“ in neuem Gewand.
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