Wer am Rother Bahnhof dringend muss, muss fünf Jahre warten
25.9.2018, 06:00 UhrUnser Leser Peter Döckinger aus Roth beklagt in einer E-Mail an die Redaktion, dass er als regelmäßiger Bahnpendler in Richtung Erlangen öfter übelriechende Hinterlassenschaften am Bahnhof vorfindet. Etwa "flüssigen Kot" direkt neben der Aufzugstür. Früher gab es als notdürftige Alternative für die Verrichtung der Notdurft noch das Gebüsch neben den Bushaltestellen. Aktuell steht diese Alternative aber nicht mehr zur Verfügung: Ein provisorischer Bauzaun entlang der Bahnhofstraße (siehe Foto) riegelt das von Döckinger so bezeichnete "Böschungs-WC" ab.
Fahrgäste müssen in die Kälte
Nach seinen Beobachtungen gehörten die Fahrer der Rother Stadtbusse zu den häufigsten Nutzern dieser Ausweichmöglichkeit im Gebüsch. Denn: "Sie haben zwar die Möglichkeit, auf ein WC im Bahnhof zu gehen — allerdings ist das zu umständlich und wenn mehrere gleichzeitig dorthin gehen, kann der Fahrplan nicht eingehalten werden." Wenn die Fahrer ihren Bus zur Verrichtung dringender Geschäfte verlassen, dürften, so Peter Döckingers Beobachtung, keine Fahrgäste im Bus bleiben: "Also müssen die ÖPNV-Nutzer im Winter in der Kälte stehen."
Wir haben die Röhler Stadt Bus GmbH mit Döckingers Kritik konfrontiert. Sabine Kohlbauer teilte uns mit, dass die Firma Röhler ein Zimmer im Bahnhofsgebäude angemietet habe, das als Aufenthaltsraum für die Busfahrer diene. Dort stehe den Fahrern auch ein WC zur Verfügung.
Bahn sieht sich nicht in der Pflicht
In den Fahrplänen seien Pausen etwa für Toilettengänge vorgesehen. Für die Frage, was passiert, wenn mehrere Mitarbeiter gleichzeitig dieses WC benutzen wollen, fühlt sich Kohlbauer nicht zuständig: "Ich kann das menschliche Bedürfnis der Fahrer nicht steuern." Die Information, dass die Fahrgäste den Bus verlassen müssen, wenn sich der Fahrer auf den Weg zum WC macht, bestätigt Kohlbauer, denn "wer passt dann auf das Geld in der Kasse auf?"
Natürlich haben wir auch die Deutsche Bahn (DB) um eine Stellungnahme gebeten. Ein Bahnsprecher teilte uns mit: "Die Deutsche Bahn möchte ihren Kunden das Reisen in jeder Beziehung angenehm und problemlos gestalten." Dazu gehöre die Bereitstellung von Toiletten in den Zügen. "Die DB AG ist nicht zur Vorhaltung öffentlicher Toiletten in den Bahnhöfen verpflichtet." Man entscheide in wirtschaftlicher Verantwortung, ob an einem Bahnhof Toiletten für Reisende und Besucher bereitgehalten werden — oder eben nicht.
Eine Lösung gibt es erst "mittelfristig"
Ein Hintertürchen lässt der Unternehmenssprecher allerdings offen: Die DB AG stehe für Gespräche mit Kommunen, die Toiletten in Bahnhofsgebäuden betreiben wollen, gern zur Verfügung. Damit liegt der Ball bei der Rother Stadtverwaltung. Die ließ uns wissen, dass die Kommune das Problem kenne, aber leider nicht über geeignete Flächen für eine öffentliche Toilette in Bahnhofsnähe verfüge.
Eine Lösung seitens der Stadt könne es frühestens "mittelfristig" geben. Auf Nachfrage präzisierte eine Sprecherin der Stadt, was damit gemeint ist: "In fünf bis zehn Jahren." Für alle, die jetzt gleich auf’s WC müssen, ein bisschen lang.
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