Zählen mit dem Piep

11.3.2014, 16:17 Uhr
Zählen mit dem Piep

© Gunther Hess

Es hört sich genau so an wie an der Supermarktkasse, wenn Joghurt oder Bananen über das Sichtfeld gezogen werden — piep macht es jedesmal, wenn der oder die Wahlhelferin mit dem digitalen Lesestift an einem Kreuz auf dem Stimmzettel landet. Und wenn dort eine „2“ oder eine „3“ steht, dann piepst es entsprechend öfter. Denn neben den Parteien- und Kandidatennamen auf den Listen in Roth und Thalmässing, in Rohr und Schwanstetten ist ein kleiner Strichcode (acht mal fünf Millimeter groß) eingefügt. Den „liest“ der digitale Stift und speichert die Stimme(n) entsprechend ab.

„Deutliche Zeitersparnis“ erhoffen sich die Wahlämter in diesen Kommunen, die mit dem Verwaltungsprogramm AKDB arbeiten. Und: „Ein genaueres Ergebnis, weil es keine Additionsfehler mehr gibt“, ist sich Roland Hitschfel sicher, Leiter des Ordnungsamtes in Roth und zuständig für die Wahlen.

Dafür wurden die Wahlhelfer „ausgiebig geschult“ bei sechs Veranstaltungen mit 30 Laptops in der Kulturfabrik, es gab „Echtzeit-Tests“ und Probestimmzettel, berichtet Hitschfel. Voraussetzung dafür, dass am Wahlabend alles klappt, sei zwar, „dass die Maschine läuft“, aber da das Programm über CD-Rom läuft und die Daten auf Sticks abgespeichert werden, seien die Daten selbst bei PC-Ausfällen gesichert.

Die zeitliche Ersparnis lässt sich laut Hitschfel zwar nicht genau bemessen, aber er hoffe doch auf deutlich weniger Zeitaufwand beim Auszählen von Stadtrats- und Kreistagswahl.



„Bis deutlich nach Mitternacht“ waren bisher die Wahlhelfer in Thalmässing mit dem Zählen der kumulierten und panachierten Stimmen über mehrere Parteilisten hinweg beschäftigt. Jetzt hofft Christian Huber, Leiter des Bürgerbüros der Marktgemeinde Thalmässing, auf ein Ende schon deutlich vor Mitternacht. Denn da die Stimmzettel vor dem Zählen nicht in mehr sortiert werden müssen (in Listen- und übergreifende Stimmabgabe), sei nur noch ein Arbeitsgang erforderlich: Das Zählen mit dem Lesestift. Gemeinden, die das Verfahren schon vor zwölf Jahren genutzt haben, würden am Wahlabend deutlich schneller fertig mit dem Auszählen, weiß er.

Zum dritten Mal praktiziert

Dazu gehört zum Beispiel die Gemeinde Schwanstetten, wo das Erfassen mit digitaler Unterstützung schon zum dritten Mal praktiziert wird. Zum Einsatz kommen je einer in den zehn Wahllokalen plus je zwei in den fünf Briefwahlbezirken.

In Rohr wird der Lesestift bei der Gemeinderatswahl am 16. März erstmals zum Einsatz kommen. Genauer gesagt neun Lesestifte plus je Wahllokal ein Laptop. Die Lesestifte habe die Gemeinde gekauft, die Rechner würden für die Dauer der Wahl gemietet, erklärt Michael Scheffler, Bauamtsleiter der Gemeinde. Er hat Erfahrung mit dem Lesestift in der Gemeinde Aurachtal. „Es geht viel schneller“, sagt Scheffler. „Beim Auszählen bedient einer den Stift, zwei passen auf, einer legt die Zettel ab“, beschreibt er das Verfahren. Bis zu 60 Stimmen dürfen bei der Kreistagswahl vergeben werden. „Wenn es 61 Stimmen sind, wertet der Computer den Stimmzettel gleich als ungültig.“

Das Verfahren gilt als ausgereift, es sei eine große Erleichterung damit auszuzählen, sagt auch Angelika Maurer von der Kommunalaufsicht am Landratsamt Roth und dort für Wahlen zuständig.

Einige Kommunen im Landkreis setzen immer noch auf das Auszählen von Hand, andere bewältigen die Aufgabe inzwischen „mit Maus und Tastatur“, wie Michael Pfeiffer, der Geschäftsleiter der Stadt Greding sagt. Dort sind die Stimmzettel — abgesehen von der Bürgermeisterwahl — eins zu eins auf dem Bildschirm des Computers abgebildet, und mit der Maus werden die Stimmen bei den entsprechenden Namen eingetragen. Auch hier gilt das Dreier-Prinzip: „Einer liest vor, einer trägt ein, und einer schaut über die Schulter“, erläutert Pfeiffer. Grund für das System ist ebenfalls Zeitersparnis.

Die Ausstattung mit Laptops in jedem Wahllokal und den Lesestiften für jedes Auszählteam sei zwar nicht ganz günstig, aber auf Dauer lohne sich die Investition bestimmt, glaubt Roland Hitschfel.

Michael Schoplocher, Leiter des Ordnungsamtes Schwabach, sieht das elektronische Auswerten mit Zählstift skeptisch. In Schwabach werde die Kommunalwahl über die üblichen Zähllisten ausgezählt. Ausnahme: die Briefwahlbezirke. Hier gebe es Excel-Tabellen zur Unterstützung. Schoplocher hegt Bedenken, weil die Elektronik generell anfällig sei beziehungsweise kaputtgehen könne.

Das Erfassen der Stimmen mit dem digitalen Stift ist derzeit nur bei Kommunalwahlen erlaubt. „Dann müssen wir es sechs Jahre lang einmotten“, sagt Hitschfel. Auch bei der Europawahl wird nicht digital gezählt.

Die Stimmzettel für die Bürgermeister-Wahlen werden übrigens überall von Hand ausgezählt, der Einsatz der digitalen Zählstifte wäre zu umständlich. Die Wähler haben nur eine Stimme, das Häufeln und Verteilen der Stimmen ist nicht möglich.

 

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