Rückbau in Grafenrheinfeld: So wird ein Kernkraftwerk zerlegt

31.1.2020, 10:58 Uhr
Wer das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld betreten will, muss Schutzkleidung tragen. Die Arbeiter stecken in orangefarbenen Kitteln, der Strahlenschutz in grünen. Besuchergruppen bekommen rote Mäntel und Überschuhe. In der Brusttasche misst ein Dosimeter die Strahlenbelastung während des Besuchs.
1 / 17

Wer das Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld betreten will, muss Schutzkleidung tragen. Die Arbeiter stecken in orangefarbenen Kitteln, der Strahlenschutz in grünen. Besuchergruppen bekommen rote Mäntel und Überschuhe. In der Brusttasche misst ein Dosimeter die Strahlenbelastung während des Besuchs. © Martin Müller

Bis zur Stilllegung war diese Personenschleuse zum Kontrollbereich, dem Allerheiligsten des Reaktorgebäudes, noch aktiv. Weil sich nun im Inneren kein Druck mehr aufbauen kann, kann Kraftwerksleiter Bernd Kaiser (links) die dicken Stahltüren mittlerweile offenstehen lassen. Solange das Kraftwerk aber noch nicht brennstofffrei ist, dürfen keine zusätzlichen Ausgänge in die Stahlhülle gebohrt werden. Das heißt: Alles, was innen schon zerlegt wird, muss durch diese Tür nach draußen.
2 / 17

Bis zur Stilllegung war diese Personenschleuse zum Kontrollbereich, dem Allerheiligsten des Reaktorgebäudes, noch aktiv. Weil sich nun im Inneren kein Druck mehr aufbauen kann, kann Kraftwerksleiter Bernd Kaiser (links) die dicken Stahltüren mittlerweile offenstehen lassen. Solange das Kraftwerk aber noch nicht brennstofffrei ist, dürfen keine zusätzlichen Ausgänge in die Stahlhülle gebohrt werden. Das heißt: Alles, was innen schon zerlegt wird, muss durch diese Tür nach draußen. © Martin Müller

Deshalb müssen große Komponenten in kleine Teile zersägt werden. Im Jahr 2020 zum Beispiel sollen acht solcher Druckspeicher zerlegt werden, die im Notfall für zusätzliches Kühlmittel gesorgt hätten. Die Edelstahlbehälter sind 14 Meter hoch und 22 Tonnen schwer - am Ende aber müssen sie durch die enge Personenschleuse passen.
3 / 17

Deshalb müssen große Komponenten in kleine Teile zersägt werden. Im Jahr 2020 zum Beispiel sollen acht solcher Druckspeicher zerlegt werden, die im Notfall für zusätzliches Kühlmittel gesorgt hätten. Die Edelstahlbehälter sind 14 Meter hoch und 22 Tonnen schwer - am Ende aber müssen sie durch die enge Personenschleuse passen. © Martin Müller

Wenn Komponenten stillgesetzt werden, müssen sie auch vom Restsystem getrennt werden. Dafür braucht es echte Schnittstellen. Zum Beispiel werden also Kabel oder Rohre durchtrennt.
4 / 17

Wenn Komponenten stillgesetzt werden, müssen sie auch vom Restsystem getrennt werden. Dafür braucht es echte Schnittstellen. Zum Beispiel werden also Kabel oder Rohre durchtrennt. © Martin Müller

Überall im Kraftwerk sind rosafarbene und blaue Farbkleckse zu sehen. Magenta bedeutet, dass Teile bereits stillgesetzt wurden. Blau signalisiert den im Kraftwerk aktiven Fremdfirmen, dass sie die Bauteile entfernen können.
5 / 17

Überall im Kraftwerk sind rosafarbene und blaue Farbkleckse zu sehen. Magenta bedeutet, dass Teile bereits stillgesetzt wurden. Blau signalisiert den im Kraftwerk aktiven Fremdfirmen, dass sie die Bauteile entfernen können. © Martin Müller

Durch den Ausbau bestimmter Teile soll in den engen Gängen und Räumen auch Lager- und Pufferplatz für den weiteren Rückbau geschaffen werden.
6 / 17

Durch den Ausbau bestimmter Teile soll in den engen Gängen und Räumen auch Lager- und Pufferplatz für den weiteren Rückbau geschaffen werden. © Martin Müller

Arbeiter zerkleinern im Reaktorgebäude Bauteile so, dass sie in die bereitstehenden grauen Kisten passen.
7 / 17

Arbeiter zerkleinern im Reaktorgebäude Bauteile so, dass sie in die bereitstehenden grauen Kisten passen. © Martin Müller

Zerkleinert werden müssten dafür zum Beispiel die 2,60 Meter langen Schrauben der Schraubenspannvorrichtung des Deckels des Reaktordruckbehälters.
8 / 17

Zerkleinert werden müssten dafür zum Beispiel die 2,60 Meter langen Schrauben der Schraubenspannvorrichtung des Deckels des Reaktordruckbehälters. © Martin Müller

Überall im Kontrollbereich stehen die aufeinandergestapelten grauen Kisten mit zerlegten Teilen. "Vorsicht! Kontamination", steht auf gelben Warnaufklebern, daneben sind die genauen Radioaktivitätswerte des Inhalts notiert.
9 / 17

Überall im Kontrollbereich stehen die aufeinandergestapelten grauen Kisten mit zerlegten Teilen. "Vorsicht! Kontamination", steht auf gelben Warnaufklebern, daneben sind die genauen Radioaktivitätswerte des Inhalts notiert. © Martin Müller

Bei manchen Kisten steht der Hinweis "Nur mit Maske" öffnen, bei anderen kann man aber schon mal kurz die rote Plane lupfen, wie hier Steffen Pretscher, Leiter des Programm Management Office im Kraftwerk.
10 / 17

Bei manchen Kisten steht der Hinweis "Nur mit Maske" öffnen, bei anderen kann man aber schon mal kurz die rote Plane lupfen, wie hier Steffen Pretscher, Leiter des Programm Management Office im Kraftwerk. © Martin Müller

Noch ist das Kraftwerk nicht brennstofffrei. 179 Brennelemente lagern noch im Abklingbecken. Zwischen Februar und Mai 2020 sollen sie in zehn Castoren verladen und ins Zwischenlager neben dem Kraftwerk transportiert werden. Dort werden dann 54 volle Castoren stehen.
11 / 17

Noch ist das Kraftwerk nicht brennstofffrei. 179 Brennelemente lagern noch im Abklingbecken. Zwischen Februar und Mai 2020 sollen sie in zehn Castoren verladen und ins Zwischenlager neben dem Kraftwerk transportiert werden. Dort werden dann 54 volle Castoren stehen. © Martin Müller

Zusätzlich befinden sich noch zwölf einzelne Brennstäbe im Abklingbecken. Sie sollen bis Ende des Jahres entfernt werden. Dann ist das Kraftwerk brennstofffrei.
12 / 17

Zusätzlich befinden sich noch zwölf einzelne Brennstäbe im Abklingbecken. Sie sollen bis Ende des Jahres entfernt werden. Dann ist das Kraftwerk brennstofffrei. © Martin Müller

Nach der Brennstofffreiheit kann der Rückbau deutlich intensiviert werden. Im Jahr beispielsweise werden Bauteile mit einem Gesamtgewicht von 474 Tonnen ausgebaut. Künftig sollen es mehr als 2000 Tonnen pro Jahr sein.
13 / 17

Nach der Brennstofffreiheit kann der Rückbau deutlich intensiviert werden. Im Jahr beispielsweise werden Bauteile mit einem Gesamtgewicht von 474 Tonnen ausgebaut. Künftig sollen es mehr als 2000 Tonnen pro Jahr sein. © Martin Müller

Beim Zerlegen müssen die Arbeiter Schutzanzüge und Masken tragen. Nicht nur das Material, sondern auch jedes verwendete Werkzeuge muss nach der Arbeit vom Strahlenschutz untersucht werden. Meist ist die radioaktive Belastung auf den Werkzeugen aber nur oberflächlich und kann einfach abgewischt werden.
14 / 17

Beim Zerlegen müssen die Arbeiter Schutzanzüge und Masken tragen. Nicht nur das Material, sondern auch jedes verwendete Werkzeuge muss nach der Arbeit vom Strahlenschutz untersucht werden. Meist ist die radioaktive Belastung auf den Werkzeugen aber nur oberflächlich und kann einfach abgewischt werden. © Martin Müller

Im Reststoffbehandlungszentrum im Kraftwerk müssen zum Beispiel 30 Kilometer Rohrleitungen zerlegt werden, um auch an deren Innenseiten zu gelangen. Auch sie müssen schließlich auf Radioaktivität untersucht und dekontaminiert werden.
15 / 17

Im Reststoffbehandlungszentrum im Kraftwerk müssen zum Beispiel 30 Kilometer Rohrleitungen zerlegt werden, um auch an deren Innenseiten zu gelangen. Auch sie müssen schließlich auf Radioaktivität untersucht und dekontaminiert werden. © Martin Müller

Diese beiden Arbeiter zerkleinern die Isolierung, die heiße Bauteile ummantelt hat. In den Jahren 2018 und 2019 wurden etwa 130 Tonnen Isolierung entfernt. Angesichts des geringen Gewichts stecken da gewaltige Mengen dahinter.
16 / 17

Diese beiden Arbeiter zerkleinern die Isolierung, die heiße Bauteile ummantelt hat. In den Jahren 2018 und 2019 wurden etwa 130 Tonnen Isolierung entfernt. Angesichts des geringen Gewichts stecken da gewaltige Mengen dahinter. © Martin Müller

Erst Ende 2033 soll sämtliches radioaktive Material aus dem Kraftwerk entfernt sein und die Anlage aus dem Atomgesetz entlassen werden. Dann soll bis Ende 2035 auch der konventionelle Abriss erfolgen, der zum Beispiel die beiden 143 Meter hohen Kühltürme umfasst.
17 / 17

Erst Ende 2033 soll sämtliches radioaktive Material aus dem Kraftwerk entfernt sein und die Anlage aus dem Atomgesetz entlassen werden. Dann soll bis Ende 2035 auch der konventionelle Abriss erfolgen, der zum Beispiel die beiden 143 Meter hohen Kühltürme umfasst. © Martin Müller