Schlechte Amazon-Bewertung: Händler verklagt Kunden auf 70.000 Euro

25.4.2014, 10:59 Uhr
Ein Fliegengitter für 22,51 Euro könnte einen Mann aus Schwaben 70.000 Euro kosten.

© Reuters Ein Fliegengitter für 22,51 Euro könnte einen Mann aus Schwaben 70.000 Euro kosten.

Auf Amazon, auf eBay, bei Hotelbuchungen: Überall im Internet wird bewertet, mal der Käufer, mal der Händler, mal gut, mal eher weniger. Ein Fliegengitter und die dazugehörige Verkäufer-Bewertung könnten einen Mann aus Schwaben nun allerdings wesentlich mehr als nur die ausgeschriebenen 22,51 Euro kosten. Weil aufgrund der schlechten Benotung durch den 38-Jährigen das Verkäuferkonto des Händlers gesperrt wurde, will der nun Schadensersatz für entstandene Einnahmeausfälle. 70.000 Euro fordert der Mann - und könnte damit das Bewertungs-System im Internet juristisch auf den Kopf stellen.

Am 28. Juni 2013 bestellt Thomas A. ein Fliegengitter über Amazon, berichtet die Augsburger Allgemeine. Das Paket kam - und mit ihm der Ärger. Zu missverständlich, zu ungenau soll die beiliegende Anleitung gewesen sein, behauptet der 38-Jährige. Und schnitt das Fliegengitter zu klein für sein Fenster aus, sodass es sich nicht mehr befestigen ließ. "Ich hielt mich genau an die beigelegte Anleitung", erklärt Thomas A. der Zeitung.

Der Mann sucht den Kontakt zum Händler, beschwert sich. Dort wird er allerdings "richtig unverschämt" behandelt, sagt der 38-Jährige - und bekam keine Hilfe. Das allerdings wird von den Anwälten des Händlers bestritten. Der Kunde habe einfach nicht begriffen, wie das Fliegengitter aufzubauen sei.

Amazon sperrt, der Verkäufer fordert Schadensersatz

"Die Lieferung erfolgte schnell. Das war das positive. In der Anleitung steht ganz klar Mann muss den Innenrahmen messen das ist falsch. Damit wird das ganze zu kurz! Die Ware selbst macht guten Stabilen Eindruck, Der Verkäufer nie wieder!", tippt Thomas A. laut Augsburger Allgemeine in seinen Computer - und veröffentlicht die Kritik am 3. Juli 2013 auf dem Verkäuferkonto des Händlers. Der Aufforderung, die Bewertung zu löschen kommt A. nicht nach, beschwert sich stattdessen bei Amazon. Der Händler erstattet Anzeige und schickt eine Abmahnung mit der Forderung nach einer Unterlassungserklärung an seinen Kunden. Und der gibt nach und löscht die Bewertung. Für die Anwaltskosten, laut Händler 800 Euro, allerdings will er nicht aufkommen.

Wohl wegen der schlechten Bewertung sperrt Amazon das Konto des Händlers. Und eben dafür soll Thomas A. nun aufkommen, fordert der Verkäufer. Auf etwa 70.000 Euro beziffert der seine Einnahmeausfälle für die Zeit der Sperrung. Das könnte Folgen für das komplette System der Bewertungen im Internet haben und klären, inwieweit Kritiken im Netz Rufschädigung oder eben freie Meinungsäußerung sind.

Im Juni wird der Fall vor dem Landgericht Augsburg verhandelt, den Gerichtskostenvorschuß von knapp 2000 Euro hat der Händler laut Augsburger Allgemeine bereits bezahlt.

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