Traditionsunternehmen vor dem Aus

1723 in Mittelfranken gegründet: Die älteste Nadelfabrik der Welt ist insolvent

Azeglio Elia Hupfer

nordbayern-Redaktion

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29.11.2024, 05:00 Uhr
Der Schwabacher Firma Schmauser droht die Zahlungsunfähigkeit.

© Sabine Gliedstein-Pflaumer Der Schwabacher Firma Schmauser droht die Zahlungsunfähigkeit.

Am 17. Oktober 1723 wurde Leonhard Schmauser im Alter von 24 Jahren als Meister in die Zunft des fränkischen Nadlerhandwerks aufgenommen und gründete die Leonhard Schmauser Nadelfabrik. Das hält die urkundliche Erwähnung im Ladenbuch der Handwerker zu Schwabach fest. Zu dieser Zeit war Schwabach neben Aachen das Zentrum der deutschen Nadlerei. Heute zählt Schmauser mit seinen 301 Jahren Firmengeschichte zu den ältesten deutschen Unternehmen, doch nun droht das Aus. Die Firma, mittlerweile firmiert als Schmauser Precision GmbH, hat vergangene Woche wegen drohender Zahlungsunfähigkeit am Nürnberger Amtsgericht Insolvenz angemeldet.

Wie so oft bei Insolvenz-Anmeldungen in den vergangenen Jahren führt auch das Schwabacher Unternehmen die Coronakrise und die steigenden Energiekosten als Gründe an. Doch bei dem Traditionsbetrieb, der schon lange nicht mehr nur Strick- und Nähnadeln produziert, sondern auch Bauteile für Spielzeug, Klimaanlagen und Dieseleinspritzpumpen fertigt, rumorte es schon vor Ausbruch der Pandemie. Nach größeren Investitionen Ende der Nullerjahre, als Zulieferteile für die Automobilindustrie gefragt waren, machte 2019 der Dieselskandal dem Unternehmen zu schaffen. Belastungen aus der Investitionsphase seien "nur mehr schwer zu tragen" gewesen, blickte Insolvenzverwalter Florian Schott in der "WirtschaftsWoche" zurück. Der Rechtsanwalt wurde vom Amtsgericht Nürnberg als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.

Dennoch zeigte man sich 2023 noch optimistisch. Im Zuge des 300-jährigen Bestehens hieß es von Unternehmensseite, man wolle noch "viele weitere Jahre hochwertige Präzisionsteile und Nadeln hinaus in die Welt schicken". Doch der Plan ist nun stark ins Wanken geraten, dem Unternehmen droht die Zahlungsunfähigkeit. Schmauser würde "unter allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungen leiden", so Schott. Aktuell beschäftigt die Firma etwa einhundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Betrieb soll vorerst weitergeführt werden. Währenddessen beginnt die Überprüfung, ob das Traditionsunternehmen noch zu retten ist oder aber für immer schließen muss.