Als „Momentensammler“ in Schwabach eifrig unterwegs
21.6.2014, 12:12 UhrMit seiner Facebook-Plattform „Du kennst Schwabach erst richtig, wenn“ hat der 63-Jährige und vierfache Familienvater Pflaumer eine Lawine losgetreten.
Seit 2012 hat er rund 10.000 Fotos geschossen, Pflaumer könnte das Stadtarchiv bis unters Dach füllen, Vereinschroniken bereichern. Er bezeichnet sich selbst als „Momentensammler“. Er hat Autoschlosser gelernt und war danach stets im Außendienst tätig, auch in einer Werbeagentur. Nach einem Schlaganfall wechselte Pflaumer zu einer Versicherungsagentur. Nach Bandscheibenvorfall und Tinnitus ging er 2010 vorzeitig in Rente.
Viele Informationen
„Er ist der Beste, mehr gibt es über ihn nicht zu sagen.“ So einfach ist das. Yesim, die Schwester von „Kabuff“-Betreiberin Nesli am Pinzenberg, hat Wolfgang Pflaumer ins Herz geschlossen. Durch seine Facebook- Seite erfährt Yesim einiges bis viel über Schwabach, über bauliche Veränderungen, über die Stadtteile, über verborgene Schätze und versteckte Winkel. Und nicht nur sie. Durch Facebook und Internet kommen immer wieder Anfragen aus der ganzen Welt „von Leuten, die einstmals in Schwabach gelebt haben, ob ich ihnen nicht ihr früheres Haus, die eine oder andere Straße fotografieren könne“, sagt Pflaumer. Und fährt fort: „Neulich wollte eine Frau, die in Alaska wohnt, Bilder von ihrem ehemaligen Haus in der Rittersbacher Straße.“ Pflaumer, der geschichtliche Nachlassverwalter. Dank des Internets heutzutage kein Problem mehr.
Pflaumer und seine Facebook-Gruppe sind sehr aktiv. Mit Hund Terry ist der 63-jährige Rentner jeden Tag unterwegs, mich wachem Auge und scharfem Blick. „Zum Glück muss der Hund ja drei Mal am Tag Gassi geführt werden, und da kommt man rum“, lacht Pflaumer, und dabei kommen eben die Foto-Geschichten heraus. Die alte Schmiede in der Nähe des Pinzenbergs hat er von Beginn der Umbauphase an mit dem Fotoapparat verfolgt und bearbeitet. „In meinem Computer habe ich einen Schwabach- Ordner, der alphabetisch nach Straßen geordnet ist.“ Quasi der Vorläufer von Google Street-View und dergleichen. Auf zwei Beinen statt auf vier Rädern.
„In letzter Zeit“, freut sich der Stadtgeschichtsforscher, „zeigen viele junge Leute Interesse an der Geschichte Schwabachs, auch Leute aus dem Umland.“ Ein Blick ins Internet, ein paar Klicks in Richtung Facebook. Pflaumer: „Man kann bei uns posten oder Nachrichten im Chatroom hinterlassen.“ Was 2010 verhalten begann, hat sich zu einer großen Community entwickelt. Aktuell sind 3113 Mitglieder bei Pflaumer registriert, ein harter Kern von 20 bis 30 kommt stets dienstags zum losen Smalltalk im Lokal am Pinzenberg zusammen.
Jüngst beim Kellerfest am Pinzenberg kamen Pflaumer und Karl Freller, Mitglied des Landtages, aber eher zufällig vor dem „Kabuff“ zusammen. Bratwurst, ein Bier und schon begann die historische Diskussion über Schwabach. Alte Bücher, Postkarten, Münzen, so das Spektrum. Zwei Tage später saßen beide in Frellers Büro, gleich nebenan. zusammen. Eine Tassee Kaffee, jede Menge Geschichtchen, Ideen- und Bücheraustausch – da haben sich zwei gefunden.
Immer mehr Fans
Die ursprüngliche Idee stammt dabei nicht von Wolfgang Pflaumer, für den der Pinzenberg „mein Wohnzimmer ist“. Ursprünglich hat Nicole Frahm aus Niedersachsen diese Idee geboren, aber aus logistischen Gründen den Schwabacher Pflaumer zum Administrator bestimmt, seitdem läuft die Facbook- Seite wie geschmiert, bei stetig wachsender Anhängerschaft. Als Pflaumer im Jahr 2012 einstieg, waren rund 1400 User unterwegs, inzwischen hat sich der Freundeskreis mehr als verdoppelt.
Wolfgang Pflaumer: „Ich bin gern unterwegs, habe großes Interesse an der Schwabacher Geschichte. Das ist mein Hobby. Und ich bin kein Vereinsmeier, also auch nicht Mitglied im Geschichtsund Heimatverein - und ich habe keinerlei Ambitionen.“ Und er hat die Sache im Griff. „Von zehn Anfragen zur Mitgliedschaft sind drei Gewerbetreibende oder Firmen, die mit ihrem Logo bei uns rein wollen. Da läuft nichts, die lasse ich gar nicht erst rein zur Gruppe“, meint er und liefert die Begründung, das Credo, gleich mit: „Wir sind eine Gruppe mit einer netten, offenen, privaten Art, ohne geschäftliches, religiöses und politisches Interesse, um unsere liebliche, alte Stadt Schwabach in Kultur und Historie kennenzulernen, indem man schaut, was Andere noch wissen.“
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