Die Kehrseite
11.8.2011, 10:00 UhrDas wird allerdings schnell zum zwiespältigen Vergnügen, wenn man die Kindergesichter genauer anschaut, die einem da entgegenblicken, ein jedes umrahmt von einem klassischen Medaillon und vor dem Hintergrund eines Ornaments aus abstrakten Mustern und Goldschlägerhämmern. Es sind Gesichter aus einer Fotoserie des Fotografen Hartmut Schwarzbach über Kinderarbeit, und die Kinder hier arbeiten in philippinischen Goldminen. Dana Widawski hat sie sehr präzise mit Hilfe ihrer handgefertigten Schablonen auf die Wand des Schuppens gepinselt. Die dem Ornament eigene Bemühung um Abstraktion und Idealisierung der Natur kippt spätestens hier ins Unangenehme und es offenbart sich die Kehrseite der goldenen Dekadenz. Ausbeutung und Not als Preis für Schönheit und Reichtum – wie zur Veranschaulichung liegt ein gravierter 1000-Gramm-Goldbarren in Griffnähe.
Das Ornament spielt generell eine wichtige Rolle für Dana Widawski, die über ihre Arbeit als Restauratorin alter Wandbilder die Drucktechnik für Wände entdeckt hat. Print-art wäre vielleicht der passende Gattungsbegriff für ihren künstlerischen Zugriff. Für Ortung VII bringt sie die uralte Geschichte der Goldgewinnung mit deren aktuellen Arbeitsbedingungen zusammen.
Für ihre Installation "Autum Roses" erhielt Dana Widawski zum Auftakt von Ortung VII den mit 5000 Euro dotierten Kunstpreis der Stadt Schwabach:
Schwabacher Kunstpreis: Die zwei Seiten des Goldes
(Station 8/9, Kanzlei Fürbeth, Holzschuppen)
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