Ein Amt, das Ehre und Opfer zugleich bedeutet
28.04.2008, 00:00 Uhr
Hartwig Reimann vergaß nicht, gleich am Anfang all derer zu gedenken, die auch früher einmal dem Schwabacher Stadtrat angehört hatten und die während der zurückliegenden Stadtratsperiode (2002 bis 2008) gestorben sind. Dies waren Richard Garhammer, der in dieser Periode selbst noch Stadtrat war (gestorben 2004), Kurt Kestler (gest. 2003), Sepp Engelhardt (gest. 2007), Fritz Rauh (gest. 2003), Ewerst Krawczyk (gest. 2004), Eduard Schmiedkunz (gest. 2005), Robert Reichel (gest. 2007) und Charlotte Hausmann (gest. 2007).
Respekt und Dank
Der Oberbürgermeister schilderte, dass das Stadtratsmandat ein Ehrenamt sei und für diejenigen, die es ausfüllen, zwar Ehre bedeute, aber oftmals auch Opfer. Nicht nur wegen der Zeit und der Kraft, die man für das Gemeinwohl aufwenden müsse, sondern auch, weil man oftmals mit egoistischen Forderungen Einzelner, mit Verspottung oder gar Drohungen konfrontiert werde, so Reimann. Weiterhin käme hinzu, dass die zu entscheidenden Vorgänge immer komplexer würden und oftmals verstrickt und daher schwierig zu bewerten wären. Umso mehr müsse man denjenigen Respekt und Dank zollen, die sich dieser Aufgaben trotzdem annähmen und die ihre persönliche Lebenserfahrung, ihre Wertvorstellungen und ihre Sachkunde einbrächten. Dabei sei aber eben auch wesentlich, nicht nur etwas zu tun, sondern auch darauf zu achten, wie etwas getan werde.
Gerade von Externen sei in den vergangenen Jahren oftmals der Stil der Schwabacher Politik gelobt worden, erzählte Reimann, ein Stil, der durch Sachlichkeit und Respekt getragen werde und der es jederzeit zulasse, sich über Parteigrenzen hinweg in die Augen zu sehen. «Ich hoffe», so Reimann weiter, «dass der künftige Stadtrat weiter so verfährt.»
Die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 seien bis auf die lokale Eben deutlich geworden, sei es im Zusammenleben der Menschen und Religionen, sei es aber auch durch wirtschaftliche Tiefschläge - für Schwabach waren die Jahre 2002/03 die schlimmsten Jahre. Jetzt aber finde der ab Mai amtierende Stadtrat wieder eine solide finanzielle Grundlage vor.
Stadt stößt an Grenzen
Geprägt wurden die Jahre 2002 bis 2008 in Schwabach unter anderem durch die Schulhausbauten und die Themen Krankenhaus und Gesundheitszentrum - letzteres als Public-Private-Partnership durch den Wegfall des Privaten eine besonders schwierige Aufgabe. Viel passiert sei auch im Bereich «Soziale Stadt». Gleichzeitig wurden aber immer wieder schmerzlich die räumlichen Grenzen der Stadt bewusst und damit die Schwierigkeiten, für Ausgleichsflächen und Gewerbe Flächen zu finden.
An die scheidenden Stadträte gerichtet, formulierte Reimann: «Mit Genugtuung und berechtigtem Stolz können Sie sich aus dem Stadtrat verabschieden, denn Sie haben mitgewirkt, dass unsere Stadt schöner, lebenswerter und für ihre Bürger leistungsfähiger geworden ist und auf einem soliden Fundament die weitere Zukunft gestaltet werden kann. Vieles wurde geschaffen, viele Probleme wurden gelöst - dafür entstehen neue, werden neue entstehen, so war es und so wird es bleiben, solange Menschen leben und sich mühen.»
Der OB vergaß auch nicht, diejenigen im Stadtrat um Verzeihung zu bitten, die er während seiner Amtszeit mit seiner «manchmal etwas spitzen Zunge» verletzt habe. «Ich habe mich jedenfalls nach dem Maß meiner Möglichkeiten bemüht, alle Mitglieder des Hauses gleich gut oder gleich schlecht, jedenfalls aber gleich, und damit gerecht, zu behandeln.»
Einzeln bedankte sich Reimann dann persönlich, aber auch im Namen der gesamten Stadt bei Rudolf Büttner, Margot Feser, Eckhard Göll, Athanassios Nastos, Doris Kneuer, Margit Kettner, Harald Schmauser, Johann Schleier und Oliver Hörauf. Ele Schöfthaler, Jürgen Kriese, Dr. Klaus Uhl und Alwin Schmiedl waren entschuldigt.
Freude und Freiwilligkeit
Rudolf Büttner, der ja nicht nur seit 1972, also seit 36 Jahren im Stadtrat war, sondern von 1996 - 2002 als 2. und von 2002 - 2008 als 3. Bürgermeister fungierte, bedankte sich selbst nach der Laudatio noch mit den Worten, dass man am Anfang Mühe habe, in den Stadtrat rein, später aber, wieder raus zu kommen. Er habe aber sein Amt stets mit Freude ausgefüllt und sei auch überzeugt, dass diese Freude und Freiwilligkeit wichtig sei, wenn man erfolgreich sein möchte. Er freue sich über das Lob, aber er sei nicht wegen der Ehre Stadtrat geworden, sondern aus dem Antrieb, anderen Menschen helfen zu können. Einiges ginge aber eben auch nicht und er gäbe an die künftigen Stadträte den Rat weiter, bei offensichtlichen Egoismen auch Nein zu sagen.
Die «Ortung» angestoßen
Bei Margot Feser hob Reimann als Steckenpferd vor allem die Kultur hervor. Auf ihre Idee gehe u. a. das Kunstfestival «Ortung» zurück, das es sicher noch länger gebe und bei dem man sich immer an sie erinnern werde.
Eckhard Göll sei am Beginn seiner Stadtratstätigkeit sehr streitbar gewesen, meinte Reimann, habe sich aber mit der Zeit zum «ökonomischen Gewissen» des Stadtrates entwickelt. «Und auch gerade beim Thema Krankenhaus werden wir Sie sehr vermissen», meinte Reimann.
Athanassios Nastos war der erste ausländische Mitbürger, der überhaupt in den Schwabacher Stadtrat eingezogen ist, nachdem die Kommunalwahl-Berechtigung in den EG-Staaten beschlossen wurde. «Das war ein wichtiges Zeichen in die Bürgerschaft hinein,» so Reimann.
Doris Kneuer gehörte eher zu den Stillen im Stadtrat, sei aber als Pflegerin des Stadtkrankenhauses sehr tätig und ein großer Segen gewesen. Sie habe sich persönlich um einzelne Menschen gekümmert, ohne dabei Auszeichnungen zu erwarten.
Margit Kettner sei die Stimme des Gartenheims gewesen und habe sozusagen ihren Vater im Stadtrat beerbt, der dem Gremium ebenfalls 30 Jahre lang angehörte.
Harald Schmauser habe nach seinem großen Engagement in vielen Bereichen nun auch noch als «Methusalem und Nesthäkchen zugleich» dem Stadtrat angehört und dort seine reichen Erfahrungen eingebracht.
Johann Schleier sei aus einem traurigen Anlass, nämlich dem Tod Richard Garhammers in den Stadtrat gekommen, habe aber gerade mit seiner menschlichen Kompetenz das Gremium ungemein bereichert.
Polarisiert und integriert
Alwin Schmiedl habe interessanterweise aufgrund der durch ihn praktizierten Polarisierung gleichzeitig zur Integration des restlichen Gremiums beigetragen.
Und Oliver Hörauf gehörte dem Gremium als Nachrücker nur zehn Monate an. Er selbst gab zu verstehen, dass er nun, da er den Stadtrat «von innen» kennen gelernt habe, nur sage: «Hut ab, was ein Stadtrat alles leisten muss.»