Ausstellung in der städtischen Galerie
Ein sichtbares Kraftfeld
19.5.2022, 15:58 UhrGerhard Wendland (1910-1986) war von 1960 bis 1978 Professor an der Nürnberger Akademie. Als solcher galt er als wichtiger Vertreter der abstrakten Kunst nach dem zweiten Weltkrieg. 1959 gehörte er zu den Künstlern der zweiten Kasseler documenta. Wendland war Mitbegründer der „Gruppe N“ und Mitglied der „Albrecht-Dürer-Gesellschaft“. Aus seiner Schule sind so große Künstler wie Peter Angermann, Alf Schuler und Rainer Zitta hervorgegangen.
Wendlands abstrakte Malerei war stark vom Werk Paul Klees und Wassily Kandinskys beeinflußt. Er wechselte häufig den Stil. Der in Hannover geboren Maler orientierte sich am Bauhaus und experimentierte mit informellen sowie optischen Effekten. Die lyrische und expressive Abstraktion gehörten ebenfalls zu seinen Ausdrucksformen. Die Schwabacher Werkschau zeigt typische Bilder der gesamten Nürnberger Zeit Wendlands bis zu seinem Tod.
In die Kurse geschlichen
Gerlinde Wendland ist 1954 in Pegnitz geboren. 1983 haben sie und Gerhard Wendland geheiratet. Im selben Jahr kam Tochter Franziska zur Welt. Schon als Jugendliche hatte Gerlinde Wendland engen Kontakt zur Nürnberger Künstler- und Akademie-Szene. „Ich habe mich in die Kurse von Wendland geschlichen“, erinnert sie sich. Die erste persönliche Begegnung verlief für die damals 15-jährige allerdings ernüchternd. Der Professor wollte sie nämlich nicht aufnehmen. „Schau Dir erst einmal die Welt an“, lautete sein Rat. Die junge Frau absolvierte daraufhin eine Ausbildung zur Heilpädagogin. 1979 traf man sich ein zweites Mal. „Ich sollte ihm helfen die Ausstellung zu seinem 70. Geburtstag vorzubereiten“, schildert Gelinde Wendland den damaligen Kontakt.
Gerlinde Wendland hat sich zu einer Künstlerin entwickelt, die ebenfalls nicht gegenständlich und naturalistisch arbeitet. Ihre Malerei orientiert sich an einem Satz ihres Gatten. „Der ist der Glücklichste, der sich selbst überrascht kann“, hat Gerhard Wendland gesagt. „Ich gehe nicht von einem Motiv aus, sondern sehe, was ich entdecken kann und lasse mein Bild aufblühen“, sagt sie. Wichtig ist ihr dabei die Lebendigkeit durch jede Art des Kontrasts. Form, Material, Farbe sollen „lebendige Spannung entstehen lassen“. Sie will prozesshaftes sichtbar machen. Veränderungs- und Wachstumskräfte, aber auch Sterbeprozesse. „Das Werden und Vergehen in einem großen Spannungsbogen.“
So legt sie Zeitschichten übereinander und empfiehlt dem Betrachter „keine Urteile zu bilden, sondern in das Bild hinein zu lauschen, damit Wärme zwischen ihm und dem Bild entstehen kann“. Gerlinde Wendland ist schon von ihrem Beruf her eng mit Pädagogik verbunden. Entsprechend ist ihr die Arbeit mit Menschen auch bei der Malerei ein großes Anliegen. Zahlreich sind deshalb die Kurse, die sie in ihrem Atelier am Fuße des Moritzbergs zwischen Altdorf und Hersbruck anbietet.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 19. Juni. Dann findet um 14 Uhr eine Finissage statt. Sonst zu den Öffnungszeiten der Städtischen Galerie im Bürgerhaus: Do. u. Fr. 11-18, Sa. 10-13 u. So. 13-16 Uhr.