Gesucht: 450-Euro-Kräfte für die Corona-Schnelltests
11.12.2020, 15:00 UhrWer sich die bundesweite Entwicklung ansieht, den wird diese Nachricht nicht wirklich überraschen. Das Landratsamt Roth hat am Freitag mitgeteilt, dass zwei weitere Bürger an oder in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben sind. Einer in einer Einrichtung, einer in einem Krankenhaus. Die Gesamtzahl erhöhte sich damit auf 22.
Auch im Schwabacher Awo-Heim gibt es einen weiteren Todesfall, es ist der 14. im Heim und der 24. insgesamt in der Stadt, der in Zusammenhang mit der Pandemie steht.
Alle drei jüngst Verstorbenen gehörten zur Risikogruppe. Gerade in Heimen und Pflegeeinrichtungen wütet das Virus gnadenlos. Doch wie kann man diese Alten- und Pflegeheime besser schützen?
Mehr Schnelltests
Ein Mittel ist bekanntlich der verstärkte Einsatz von Schnelltests, deren Zuverlässigkeit mit jeder neuen Generation steigt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich zweimal pro Woche vor Dienstantritt vor Ort testen lassen. Besucher können ebenfalls nur Zugang erhalten, wenn sie einen Abstrich machen lassen, der sofort analysiert wird.
Rainer Mosandl, der Awo-Vorstand für Pflege und Psychiatrie, glaubt, dass dieser umfassende Einsatz von Schnelltests das Einschleusen des Coronavirus in Einrichtungen verhindert – oder dass es zumindest schneller auffällt, wenn wirklich etwas im Anmarsch ist.
Denn das große Problem ist: Bis der erste Infizierte Symptome entwickelt, ist in einer Pflegeeinrichtung, wo Nähe unabdingbar ist, das Virus längst von Wirt zu Wirt gesprungen.
Höchstens sechs pro Stunde
Das Problem bei den Schnelltests: "Ein geschulter Mitarbeiter schafft vielleicht sechs Schnelltests pro Stunde", erklärt Mosandl. Weil in einer großen Einrichtung viele Menschen arbeiten und leben, seien pro Heim bis zu 600 Schnelltests pro Woche nötig. "Das entspricht zweieinhalb Vollzeitstellen, das kann man mit unseren Pflegekräften nicht abdecken", so der Awo-Vorstand.
Die Arbeiterwohlfahrt hat sich deshalb auf die Suche gemacht und wirbt derzeit um Unterstützung durch 450-Euro-Kräfte. "Die Resonanz ist erstaunlich gut", berichtet Mosandl. Die ersten Verträge seien schon ausgearbeitet und unterschrieben.
Gemeldet auf den Aufruf hätten sich bis jetzt vor allem Pflegefachkräfte, die schon in Rente sind, aber für einen begrenzten Zeitraum noch einmal anpacken wollen.
Interessant für Studenten
Mosandl glaubt aber, dass es auch für (Medizin-)Studenten, denen in der Gastronomie Einnahmemöglichkeiten weggebrochen sind, ein attraktives und auch lukratives Betätigungsfeld sein könnte. Immerhin zahle man 15 Euro die Stunde.
Dass die Abstriche möglicherweise nicht fachgerecht abgenommen werden, glaubt Mosandl im übrigen nicht. Erstens setze man in erster Linie auf Leute, die aus dem medizinischen oder dem pflegerischen Bereich kommen. "Und zweitens werden die Schnelltester natürlich intensiv geschult."
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