Grabowski und ich sind keine Freunde mehr

1.2.2015, 09:19 Uhr
Leibhaftige Maulwürfe sind im eigenen Garten längst nicht so beliebt, wie die bekannte Bilderbuch-Figur Grabowski im Kinderzimmer.

© Diogenes/Gary Cunningham Leibhaftige Maulwürfe sind im eigenen Garten längst nicht so beliebt, wie die bekannte Bilderbuch-Figur Grabowski im Kinderzimmer.

Ich muss zugeben: Obwohl ich, nun ja, nicht mehr ganz jung bin, hatte ich bis dato noch nie diesen putzigen Freund des Menschen live in Aktion gesehen.

Während ich mit meiner schweren Fotokamera leicht gehandicapt war, ließen ein paar Zuschauer sofort das Fußballspiel Fußballspiel sein, organisierten einen Karton, fingen den kleinen Racker ein und trugen ihn weit weg in den Wiesengrund – dort, wo er kein Fußballfeld mit seinen charakteristischen Erdhaufen verunstalten kann.

Nun, zum Dank für seine Rettung hat es sich Grabowski, nicht verwandt und verschwägert mit dem gleichnamigen Fußballweltmeister von 1974, seit Ende November in meinem Garten gemütlich gemacht. Er muss gekommen sein, kurz nachdem ich die paar Quadratmeter, die ich mein eigen nenne, winterfest gemacht hatte.

Weil der November dunkel, grau und ungemütlich war, fielen mir die Hügel gar nicht auf, die da zwischen Rosenbeeten und Johannisbeersträuchern entstanden. Es hätte mich vermutlich auch gar nicht sonderlich gestört. Erst als er beschloss, in meinem schönen, glatten, grünen Designer-Rasen Kriegsspiele mit leibhaftigen Schützengräben und Erdwällen abhalten zu müssen, war es vorbei mit unserer Freundschaft.

Weil Grabowski und seine Freunde streng geschützt sind, darf ich ihn nicht jagen. Schusswaffen und Gas sind streng verboten. Ich darf also nur versuchen ihn zu vertreiben. Das ist aber ungefähr so, als würde man mit Papierkügelchen auf einen angreifenden Löwen schießen. Grabowski, ich spüre das, findet das toll. Den ganzen Tag lang läuft er durch seine unterirdischen Gänge und lacht sich krank über meine stümperhaften Versuche, meinen Rasen zu retten.

Ich versuchte es mit teuren Stinkekugeln. Sie störten ihn nicht.

Auf den Rat eines Kollegen stellte ich Windrädchen auf. Grabowski weigerte sich, die weiße Fahne zu hissen.

Ich tränkte schmale Stofffetzen in Petroleum und steckte sie ihm in die freigeräumten Löcher. Er hielt sich zwei Tage lang die Nase zu und schob dann umso größere Haufen.

Ich probierte es mit saurer Milch. Mir wurde schlecht davon. Grabowski nicht.

Ich spazierte stundenlang mit stampfendem Schritt über die Reste des Rasens. Die Vibrationen machten Eindruck. Grabowski machte erst weiter, als ich mal schlafen musste.

Bleibt nur noch der Tipp meines Nachbarn: gegen Mittag auf die Terrasse setzen, gemütlich Schwabacher Tagblatt lesen und einen Kaffee trinken. Und den Spaten griffbereit halten. Denn Grabowski und seine Freunde neigen dazu, immer gegen 12 Uhr zu schieben.

Ich werde ihm also mit dem Spaten den Weg zurück in seinen Erdgang abschneiden. Dann muss er ans ungeliebte Tageslicht, und dann werde ich ihn fangen, in einen Karton stecken und nach Wendelstein fahren. Sollen sie doch beim TSV schauen, was sie mit ihm anfangen. Deren Rasen ist außerdem viel größer.

Archivbild: Auch auf dem Fußballplatz des TSV Wachendorf fühlte sich ein Maulwurf ganz offenbar wohl.

Archivbild: Auch auf dem Fußballplatz des TSV Wachendorf fühlte sich ein Maulwurf ganz offenbar wohl. © Hans-Joachim Winckler

 

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