Große Sprünge mit den „Munich Kangaroos“

30.3.2013, 11:00 Uhr
Große Sprünge mit den „Munich Kangaroos“

Und es handelt sich bei seiner Sportart nicht um den in unseren Breitengraden so populären Fußball. Mindestens genauso gefragt wie der Fußball bei uns, ist die Sportart, die Klaus Pfannenmüller betreibt, am anderen Ende der Welt. In Australien elektrisiert Australian Football die Massen.

Ein bisschen ruhiger

„Bei uns geht das alles ein bisschen ruhiger zu“, spannt Klaus Pfannenmüller den Bogen und endet in München, wo sein Verein zu Hause ist. Die Munich Kangaroos sind ein Gründungsmitglied der AFLG, der Australian Football League Germany, die am Ende ihrer „Premiership“ den Meister präsentiert.

Sechs Mannschaften umfasst die Liga. Die Berlin Crocodiles, Frankfurt Redbacks, Hamburg Dockers, Rheinland Lions, Stuttgart Emus und die Munich Kangaroos ermitteln ihre Besten in einer Hin- und Rückrunde. Die beiden Erstplatzierten dieser Rangliste spielen schließlich in einer Art Playoff-Finale den Titelträger aus. Im Jahr 2012 bestritten die Munich Kangaroos und die Rheinland Lions das Endspiel. München gewann, obwohl es nach der Runde Platz zwei belegt hatte.

Kangaroos-„Ruckman“

Ein Teil dieser siegreichen Mannschaft war Klaus Pfannenmüller, der bis auf ein Spiel alle Partien seines Teams bestritt und dabei als sogenannter „Ruckman“ durchaus eine Schlüsselrolle bekleidete. Ein „Ruck“ erfolgt beispielsweise beim Anstoß, indem der Schiedsrichter den Spielball so auf den Boden prellt, dass er einige Meter hochfliegt. Die Spieler im Anstoßquadrat, üblicherweise die größten Spieler der Teams, versuchen dann, den Ball aus der Luft zu einem Mitspieler zu lenken.

Große Sprünge mit den „Munich Kangaroos“

Klaus Pfannenmüller war einer von drei „Ruckmans“ bei den Kangaroos. In der neuen Saison will der 40-Jährige allerdings ins zweite Glied rücken und nur noch gelegentlich bei den „Pasing Hawks“, der zweiten Mannschaft der Kangaroos in der Bayern League mitmischen. Am 6. April, wenn die Kangaroos in Stuttgart als Titelverteidiger in die neue Saison starten, wird er folglich nur noch als Zuschauer mitfiebern.

Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft haben sich seine sportlichen Ziele erfüllt, nachdem er im Jahr 2007 mit München den zweiten Platz erreicht und in der Vorsaison das Endspiel verpasst hatte. Dazwischen weilte Klaus Pfannenmüller mit seiner Frau, einer Australierin, drei Jahre lang in Sydney. Allerdings nicht, um seine Fähigkeiten im Australian Football zu verfeinern. „Nur nebenbei“, so der Wolkersdorfer, habe er bei einem lokalen Verein mitgespielt.

Eher Zufall

Zum Australian Football kam Klaus Pfannenmüller eher zufällig. Als Lehrer hatte er beruflich acht Jahre lang in Dachau zu tun. 2006 schloss er sich einer Radsport-Trainingsgruppe an, die Kontakte zu Australian Footballern hatte. Sehr schnell hat er sich in diese Sportart verliebt, die nicht nur körperlich herausfordert, sondern auch nicht zu unterschätzende soziale Aspekte beinhaltet. Sich gegenseitig unterstützen, auch mal miteinander zu reden und auf diese Weise Spielzüge festzulegen — all’ das fördert die Gemeinschaft.

Dafür lohnt es sich auch, zwei, drei Mal die Woche zum Training beziehungsweise Ligaspiel in die Landeshauptstadt oder noch weiter nach Hamburg, Berlin oder Frankfurt zu reisen. Auf einer ehemaligen Klosterwiese bei Fürstenfeldbruck haben die Munich Kangaroos ihr Domizil aufgeschlagen. Dort bestreiten sie auch ihre Spiele der AFLG. „Quasi auf zwei nebeneinander liegenden Fußballfeldern“, versuchte Pfannenmüller die Dimensionen des ungewöhnlichen Spielfeld-Ovals zu beschreiben.

Down Under populär

Im riesigen Australien, wo dieser Sport sich aus dem irischen Gaelic Football entwickelt hat, spielt Platz ohnehin keine Rolle. Australian Football ist hier neben Cricket Volkssport und mobilisiert die Massen. 1858 hat sich ein gewisser Thomas Wills (Melbourne) das Regelwerk ausgedacht. Melbourne ist die Wiege des Australian Football. Die Clubs aus dieser Region stellten traditionell auch die Clubmeister, bis der Dachverband sich Gedanken darüber gemacht hatte, diesen Sport auch an der Ostküste Australiens populärer zu machen. Kurzerhand nahm der Verband die stärkste Mannschaft und siedelte sie in Sydney an. Mit dem Resultat, dass die Sydney Swans die beiden letzten Meisterschaften errungen haben.

Im internationalen Vergleich spielt Australien quasi keine Rolle, weil es für sie auf der restlichen Welt keine richtigen Gegner gibt. Es finden wohl regelmäßig Weltmeisterschaften statt, aber an diesen darf Australien nicht mitwirken, weil die anderen Nationen keine Chance hätten. Kurioses am Rande: Die WM 2011 fand dennoch in Australien, genauer gesagt in Melbourne statt. Die Australier durften nur zusehen.

Im Mittelfeld

Die deutsche Nationalmannschaft (German Eagles) ist im europäischen Vergleich in etwa im Mittelfeld anzusiedeln. Die beiden letzten EM-Titel gewann Irland. Der deutsche Meister, die Munich Kangaroos, stellt folgende Nationalspieler: Tim Horenburg (Half Forward), Sebastian Esche (Back), Johannes Enßlin (Center), Uli Schmoll (Center Forward), Martin Schmoll (Center Forward, verletzt), Martin Bauer (Center), Robert Macher (Center, Back), Michi Schuardt (Center) und Robert White (Forward).

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