Keine Armen Leute
17.11.2012, 11:13 UhrDas älteste testamentarische Inventar über das Badhaus liegt von 1632 vor (das nächste aus dem 18. Jahrhundert), als das Badhaus bereits privatisiert war. Die Privatisierung müsse wohl zwischen 1546 und 1578 erfolgt sein. 1632 ist das Badhaus mit ca. 650 Gulden angesetzt, dazu gehören ein Pferd mit Wagen, eine Kuh, ein Acker, eine Wiese, ein Wäldchen. Die Wendelsteiner Bader ab mindestens dieser Zeit sind nicht arm, wie vergleichsweise viele andere Landbader, wie seit dem Syphiliseinbruch ab ca. 1500 zu vermuten wäre. Im Gegenteil sind sie mit Barvermögen an die 1000 Gulden und darüber gut situiert.
Es bestehen nämlich Verträge mit den Steinbruchbesitzern (Wendelstein war das größte Steinbruchgebiet Nürnbergs) und Messerern, einige der Bader haben sogar einen hervorragenden Ruf als Wundärzte und federn wohl den nachlassenden Badstubenbetrieb mit dieser Tätigkeit ab.
Mehrere Bader sind Nürnbergische Burghauptmänner, gar Bürgermeister von Wendelstein. Über Einheiraten lässt sich eine längere genealogische Baderreihe über mehrere Generationen aufstellen.
Der schlechte Bauzustand des Badhauses mit Brandspuren des 16. und 18. Jahrhunderts spiegelt nicht das Vermögen der Bader wieder.
Zum Bader Rüdinger um 1800 entwickelt sich wohl nochmals eine kleine Geschichte: Er und sein Sohn waren bekennende Parteigänger des Kaisers und wurden von der preußischen Regierung in Schwabach deswegen schlimm gepiesackt. Der Sohn war ein hochgeschätzter kaiserlicher Feldscherer in der Festung Olmütz/Mähren. Bei den Testamenten scheint auch auf, dass die Söhne der Bader im 18. Jahrhundert meist wiederum Bader wurden und weit verstreut in Süddeutschland und Böhmen praktizierten.
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