Klaus Huber und Ulrich Distler kritisieren Kirchensanierung

18.10.2014, 07:40 Uhr
Klaus Huber und Ulrich Distler kritisieren Kirchensanierung

© Wilhelm

Klaus Huber und Ulrich Distler sind bekannte Persönlichkeiten in der Stadt. Beide befassen sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich mit der Stadtgeschichte und damit auch mit der Geschichte der Stadtkirche. Deren laufende Sanierung unterstützen sie voll – auch finanziell durch Spenden.

Doch nachdem die Arbeiten im fünften und letzten Bauabschnitt, der Innengestaltung, angelangt sind, ziehen sie kritische Zwischenbilanz und wollen geplante Maßnahmen, die sie als Fehler bewerten, möglichst noch verhindern. Das Tagblatt hat zunächst mit den beiden Kritikern gesprochen und dann Pfarrer Dr. Paul-Hermann Zellfelder zu seiner Haltung zu den einzelnen Punkten befragt. Ein Überblick:

Klaus Huber und Ulrich Distler kritisieren Kirchensanierung

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Wappen der Familie Rosenberg: Die Familie gehörte zu den wichtigsten Stiftern für den Bau der jetzigen Stadtkirche. Das Rosenbergersche Wappen an der Außenseite zur Rosenberger Straße erinnert daran, ist aber stark verwittert und nach wie vor kaum mehr zu erkennen. „Sieht so eine Sanierung aus?“ fragt Klaus Huber. Seine Antwort: „Die Sanierung hat Mängel.“ Pfarrer Zellfelder sieht das nicht so: „Der Denkmalschutz hat die Haltung, den Bestand zu sichern, aber mit Ergänzungen sehr zurückhaltend zu sein. Wir haben das sorgfältig diskutiert und bewusst darauf verzichtet.“

Klaus Huber und Ulrich Distler kritisieren Kirchensanierung

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Heiligen-Figuren: Bis in die 1960-er Jahre zierten Figuren weiblicher Heiliger die Außenfassade zum Martin-Luther-Platz. Seitdem sind sie in der Rosenbergerkapelle, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen. „Das war auch sinnvoll“, sagt Ulrich Distler. Nun aber sei es ebenso sinnvoll, Duplikate anzubringen. Denn: „Die Bildnisse gehören zur Außenfassade. Die Stadtkirche hat außer dem Ölberg außen kein dekoratives Element.“

Zellfelder hält Kostengründe dagegen: „Das wäre Luxus. Und dann hätten wir dennoch nur Duplikate.“

Als Luxus empfinden Ulrich Distler und Klaus Huber dagegen Teile der Innengestaltung.

Neue Kanzel: Die jetzige Sandstein-Kanzel soll durch eine aus Holz ersetzt werden, die direkt an eine Säule angelehnt wird. Klaus Huber kommentiert das zunächst süffisant: „Die Qualität der Predigten wird sich dadurch kaum bessern.“ Dann aber wird er knallhart: „Die jetzige Kanzel reicht. Eine neue ist hinausgeworfenes Geld.“

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Versetzter Taufstein: Dies ist der Punkt, der Huber und Distler wohl am meisten stört. Der Stein soll um etwa fünf Meter vor die Rosenbergerkapelle versetzt werden. „Seit 520 Jahren ist er an seiner Stelle, und jetzt soll er versetzt werden. Dagegen wehre ich mich.“

Dass man bei Kulturveranstaltungen mehr Platz benötige, lässt Huber nicht als Argument gelten. „Will man etwa mehr Tanzfläche?“ fragt er mit bitterer Ironie.

Ums Tanzen geht es Zellfelder zwar nicht. Doch tatsächlich möchte er „mehr Raum vor dem Speisealtar“. Nicht nur für Chöre bei Konzerten, „sondern auch für modernere Gottesdienstformen“. Daher sollen Kanzel und Taufstein versetzt werden.

Die Kanzel habe ohnehin keinen historischen Wert, da sie erst bei der Sanierung in den 1960-er Jahren gebaut wurde. Die frühere Kanzel war dagegen mit einer Säule verbunden. „Das nehmen wir wieder auf.“ Gebaut wird sie übrigens aus dem Holz der zwei vordersten Kirchenbänke, auf die man künftig ebenfalls aus Platzgründen verzichtet.

Auch beim Taufstein geht es um Raum: „Es ist sehr an die Säule gedrückt.“ Noch wichtiger aber ist ein neues Konzept: „Die Rosenbergerkapelle soll eine Taufkapelle werden. Hier werden Taufgottesdienste gefeiert“, erklärt Zellfelder. Ein beweglicher Taufschalenständer wird aber weiterhin Taufen im Rahmen eines normalen Gottesdienstes oder während der Osternacht ermöglichen.

Zu wenig Informationen: Huber und Distler vermissen „eine offene Diskussion“ etwa in einer Gemeindeversammlung. Eine solche zu diesem Thema hat es tatsächlich nicht gegeben. Zellfelder verweist aber auf den Workshop „Zukunftswerkstatt Stadtkirche“ und eine Ausstellung zur Innengestaltung. Zudem habe der Kirchenvorstand lange und ausführlich darüber beraten. Und der sei schließlich auch das Entscheidungsgremium. „Uns allen war eine behutsame Sanierung wichtig. Wir wollten keine so brutalen Eingriff wie in den sechziger Jahren“, betont Zellfelder.

Verwendung der Spenden: Klaus Huber erinnert daran, dass der Initiativkreis „Dir werd ich helfen“ Geld ausdrücklich nur für die Sanierung des Kulturdenkmals Kirche, nicht aber für die liturgische Innengestaltung sammelt. Dafür hat auch er geworben und gespendet. „Wenn Geld nun in die Innengestaltung fließt, werde ich mir erlauben, meine Spenden zurückzufordern.“

Pfarrer Zellfelder versichert, dass es hier ein klare Trennung gibt. Spendengelder würden zwar auch etwa in die neue Heizung fließen, nicht aber für die neue Kanzel oder das versetzte Taufbecken: „Für die Innengestaltung hat uns die Evangelische Landeskirche einen Sonderzuschuss von 100 000 Euro gewährt. Das ist ein Dankeschön an die Schwabacher. Denn die enorme Spendenbereitschaft für eine Kirchensanierung ist in Bayern einmalig.“ Für die Innengestaltung sind 445 000 Euro veranschlagt.

Die Gesamtkosten betragen rund 5 Millionen Euro. „Wir sind im Kostenrahmen“, betont Zellfelder. Eine Million davon will „Dir werd ich helfen“ mit Spenden beisteuern. Mit diesem Geld rechnet die Gemeinde auch fest. Derzeit liegt der Spendenstand bei höchst respektablen 840 000 Euro. Die restlichen 160 000 Euro sollen noch folgen. „Wir sind darauf angewiesen“, macht Zellfelder deutlich.

Die Einweihung der Stadtkirche ist am 7. Juni 2015 geplant. Eine der ersten Führungen durch die „neue“ Kirche wird übrigens Klaus Huber leiten.

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