Landkreis: Aufräumen nach dem Gewittersturm
19.8.2019, 13:20 UhrAusnahmen bestätigen die Regel: Schlimm erwischt hat es den Schwabacher Stadtteil Obermainbach. Dort hat der Sturm einen Kuhstall abgedeckt. Wie durch ein Wunder wurden weder Mensch noch Tier verletzt. Der materielle Schaden dürfte in die Zehntausende gehen. Teile des Daches ragten weit in die Straße hinein. "Es hat nur drei Minuten gedauert", sagte ein Anwohner. "Aber es war die Hölle."
Die Hilfskräfte waren im Dauereinsatz. Im Landkreis Roth hatte die Feuerwehr insgesamt rund 250 Einsätze, wie Kreisbrandinspektor Michael Stark erklärt. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk seien mit rund 400 Personen unterwegs gewesen. Los gegangen sei es um 19.10 Uhr, die letzten Kräfte seien erst morgens um 6 Uhr zurückgekehrt.
Dabei war das Ausrücken zum Teil schon mit Schwierigkeiten verbunden. Manche Wehrleute gelangten schon gar nicht zu ihren Feuerwehrhäusern, weil Bäume quer über der Straße lagen.
Die B 2 zwischen Rednitzhembach und Roth war wegen rund 20 umgestürzter Bäume unpassierbar. Ein Feuerwehrmann ist umgekehrt und hat von daheim seine Kettensäge geholt. Ein Schreiner hatte zudem eine Akku-Handkreissäge im Kofferraum, mit der er die umgestürzten Bäume entastete. Dennoch staute sich der Verkehr.
Die Feuerwehren mussten vor allem umgestürzte Bäume von den Straßen schaffen und auch abgedeckte Dächer notdürftig abdichten.
ICE steckte fest zwischen Bäumen
Die Zugstrecke zwischen Nürnberg und Treuchtlingen musste gesperrt werden. Auch hier lagen Bäume über den Gleisen. Bei Unterheckenhofen steckte ein ICE zwischen umgefallenen Bäumen fest. Zudem war die Oberleitung auf den Zug gefallen, wie Kreisbrandrat Werner Löchl erklärte. Die 350 bis 400 Fahrgäste des Zuges mussten über Waldwege evakuiert werden. Busse und Feuerwehrfahrzeuge brachten sie zum Bahnhof Georgensgmünd, von wo aus sie weiter Richtung Augsburg reisen konnten. Die Rettungsdienste unterstützten die Evakuierung.
Auch zwischen Nürnberg und Schwabach war der Zugverkehr beeinträchtigt. Ab Reichelsdorf war die Bahnlinie unpassierbar.
Das Unwetter fällte Bäume und ließ sie in Stromleitungen krachen. In Schwabach, Rednitzhembach und in Büchenbach fiel der Strom aus. Mancherorts war der Stromausfall nur ganz kurz, wie beispielsweise in Wendelstein. In Rednitzhembach hingegen dauerte der Stromausfall rund zwei Stunden. Büchenbach war bis etwa 23 Uhr ohne Strom. Im Schwabacher Stadtteil Schwarzach dauerte der Stromausfall länger. Hier kam ein mobiles Stromerzeugungsgerät zum Einsatz. Die Strom-Leute der Schwabacher Stadtwerke waren bis 3 Uhr im Einsatz. In Rednitzhembach-Igelsdorf und in Untermainbach war für ein paar Stunden der Strom weg. Probleme auch im Wasserwerk Rednitzhembach: Um 10 Uhr hatten die Brunnen 4 und 5 noch immer keinen Strom, teilte Klaus Helmrich, der Geschäftsleitende Beamte der Gemeinde Rednitzhembach, mit. "Solche Sturmböen habe ich noch nie erlebt", sagte er am Tag danach.
Hopfengärten umgelegt
Helmrich wusste auch, dass der Sturm zwischen Rittersbach und Georgensgmünd zwei Hopfengärten umgelegt hatte. Ein weiterer Hopfengarten in Obersteinbach ist eingestürzt. In Obersteinbach und Untersteinbach waren zwei Mastbetriebe ohne Strom und damit ohne Lüftung. Zwischen Obersteinbach und Untersteinbach sah es schlimm aus. "Da ist der halbe Wald auf der Straße gelegen", berichtet Heidi Berger, die Geschäftsleiterin der Stadt Abenberg. Für eineinhalb Stunden etwa sei die Stadt Abenberg ohne Strom gewesen.
Die Integrierte Leitstelle in Schwabach hatte reichlich zu tun. Sie musste 1100 Anrufe über die Notrufnummer 112 bewältigen, davon 240 aus dem Landkreis Roth, 20 aus Schwabach und 20 aus Weißenburg, berichtet Tobias Schmidt.
Schwabach kam insgesamt glimpflich davon. "So schlimm war es nicht", sagte Stadtbrandrat Holger Heller gestern. Die Feuerwehr habe im Wesentlichen Äste und Bäume von den Straßen holen müssen und sich um ein paar abgedeckte Dächer gekümmert. Der größte Einsatz war der Kuhstall in Obermainbach. Überdies stürzte in der Äußeren Rittersbacher Straße ein Baum auf ein Wohnmobil, in dem jemand schlief. Die Person blieb unverletzt.
Nach Mitternacht musste die Drehleiter der Schwabacher Feuerwehr nach Roth fahren, um dort auszuhelfen. Es galt in der Kreisstadt abgedeckte Dächer zu sichern und Bäume zu schneiden. Auch die Feuerwehren aus Schwanstetten, Rednitzhembach und Wendelstein wurden in Roth mit ihren Drehleitern gebraucht.
Grundschule in Roth abgedeckt
Dort war es besonders schlimm. Der Wind deckte unter anderem die Grundschule am Nordring ab.
Sehr gut geklappt hat nach Angaben von Kreisbrandinspektor Michael Stark die Zusammenarbeit zwischen Technischem Hilfswerk und den Feuerwehren im Landkreis Roth. Koordiniert wurden die Einsätze von der Integrierten Leitstelle und der Kreis-Einsatzzentrale in Roth.
Die Unwetternacht hat auch die Rettungsdienste gefordert. Um kurz nach Mitternacht alarmierte die Integrierte Leitstelle den Verpflegungsdienst. In Roth wurden rund 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren versorgt, die seit Stunden dabei waren, die Sturmschäden zu beseitigen.
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