Mit dem "Sachsen-Paule" nichts gemeinsam

29.12.2010, 08:53 Uhr
Mit dem

© Giurdanella

Sein Teamkollege Felix Bindhammer hat ihn irgendwann mal scherzhaft als „Sachsen-Paule“ bezeichnet, und seitdem hat Alexander Flemming seinen Spitznamen weg. Der aus Leipzig stammende Ausnahmekönner nimmt‘s mit Humor, denn mit seinem „Namenspatron“ hat er bis auf die Herkunft wirklich nichts gemeinsam. Während sich der echte „Sachsen-Paule“ in seichten Talkshows, Dokusoaps und im Big-Brother-Container produzierte, überzeugt Flemming mit Leistung und nie versiegendem Kampfgeist.

Herzen der Fans erobert

„Der Alex kämpft immer wie die Sau und gibt wirklich keinen Ball verloren“, lobt Tischtennis-Abteilungsleiter Bernd Beringer den neuen Publikumsliebling der Hilpoltsteiner Bundesliga-Mannschaft. Mit seiner engagierten und spektakulären Spielweise hat der vor eineinhalb Jahren zum TV gewechselte 23-Jährige schnell die Herzen der Fans erobert und auch viel dazu beigetragen, dass die Burgstädter vergangene Saison den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Süd schafften.

Dabei war die Verpflichtung des 22-fachen sächsischen Meisters reiner Zufall, denn eigentlich wollte Flemming in der Saison 2009/2010 für den 1.FC Saarbrücken in der 1.Bundesliga spielen. Doch nach dem Aufstieg planten die Saarländer plötzlich ohne den Leipziger Crack und seinen damaligen Vereinskollegen Jörg Schlichter. Dabei waren die beiden erst kurz zuvor deutscher Meister im Doppel geworden, dennoch ging Flemmings damaliger Verein dann ausschließlich mit ausländischen Spielern an den Start.

Treue als Qualitätsmerkmal

„Mein erster Anruf danach war bei Bernd, denn Hilpoltstein ist eine gute Adresse im deutschen Tischtennis-Sport“, erinnert sich Alexander Flemming. Er habe immer nur Positives von der mittelfränkischen Tischtennis-Hochburg gehört; von der familiären Atmosphäre und der großen und treuen Fangemeinde. Zudem bleiben die Spieler dem TV meistens für sehr lange Zeit treu — angesichts der Schnelllebigkeit im deutschen Tischtennis-Zirkus ein großes Qualitätsmerkmal.

Schnell waren sich Flemming und Beringer einig, und inzwischen ist der sächsische „Import“ voll in der Hilpoltsteiner Tischtennis-Familie integriert. „Mir gefällt‘s wirklich super hier“, beteuert der 23-Jährige, dem vor allem die vielen persönlichen Kontakte zu den Aktiven und Fans zusagen. Wenn er an einem Heimspiel-Wochenende des TV am Freitag eintrifft, übernachtet er bei einer Gastfamilie, am Samstag gibt es oft ein großes gemeinsames Frückstück bei den Beringers, und nach dem Spiel sind die Hilpoltsteiner Tischtennis-Cracks gerne zusammen in den örtlichen Kneipen unterwegs.

Viele Einladungen

„Ich werde unheimlich oft eingeladen, kurz nach meinem ersten Spiel zum Beispiel zum Segeln auf dem Rothsee“, erzählt Alexander Flemming, der sich mit tollen spielerischen Vorstellungen revanchiert. Darüber hinaus will sich der Inhaber der Trainer-B-Lizenz künftig auch in der Nachwuchsförderung des TV engagieren. Zwischendurch soll der Leipziger das Jugendtraining leiten

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Neben seinen Punkten im Ligaspielbetrieb überzeugte Flemming in diesem Jahr mit zwei bayerischen Vizemeistertiteln im Einzel und im Doppel zusammen mit Philipp Floritz sowie mit einem dritten Rang bei der deutschen Meisterschaft. Zusammen mit seinem alten Sportfreund Jörg Schlichter kam er im Doppel erneut aufs Siegertreppchen.

Der größte sportliche Coup gelang Alexander Flemming, der in Leipzig Wirtschaftswissenschaften studiert, freilich erst vor wenigen Tagen, als er beim Bundesranglistenfinale des Deutschen Tischtennis-Bundes den zweiten Platz belegte. Die komplette erste Garde des deutschen Tischtennis-Sports war hier am Start, doch der 23-Jährige präsentierte sich in der Form seines Lebens und musste sich nur dem Erstliga-Spieler Ruwen Filus im Finale beugen.

Wahl-Franke seit zwei Jahren

Über seine Nominierung zum Sportler des Jahres war Flemming ziemlich überrascht: „Ich bin ja erst das zweite Jahr hier“, gibt sich der Wahl-Franke bescheiden. Zum Ehrungsabend will er aber auf alle Fälle da sein, denn das ist man der „Sportlerfamilie“ schließlich schuldig.