„MiXtur“ präsentierte sich wieder mit gemischtem Programm

29.12.2015, 09:27 Uhr
„MiXtur“ präsentierte sich wieder mit gemischtem Programm

© Foto: oh

In der Stadtkirche begrüßte Dehner-Reimann die acht Mitwirkenden der Gruppe „MiXtur“: Matthias Franz, Martin Hartnagel und Friedrich Custodio Spieser (Tenor), Clemens Nicol (Bariton, Rezitation), Michael Rapke (Bariton, musikalische Leitung), Tobias Wäschenfelder (Bariton, Organisation), David Reimann (Bass) und Michael Riedel (Orgel).

In die erwartungsvolle Stille der voll besetzten Kirche hinein begann ein Bariton-Solo von der Empore aus einem Wechselgesang der Renaissance-Zeit mit nachfolgendem Einsatz weiterer Stimmen, ein Beginn, der den Bogen von Renaissance und Frühbarock bis hin zur Vokalpolyphonie der Gegenwart spannen sollte.

Nach Michael Prätorius zwei weitere Stücke aus derselben Zeit. Zunächst Samuel Scheid; Michael Riedel begann an der Orgel, dann traten – im Kirchenraum verteilt – fugenartig zwei Stimmen hinzu. Alle Gesangsstücke des Programms begannen mit einer Orgelimprovisation. Im Fall des Satzes von Andreas Hammerschmidt in prächtiger Registrierung, sehr effektvoll dann die Verteilung der Sänger zur Hälfte auf der Empore, zur Hälfte im Altarraum. Die nach der Erneuerung der Stadtkirche veränderte Akustik kam dieser Aufstellung durchaus entgegen. Drei kurze, nachdenklich machende Texte überbrückten den Sprung aus der Renaissance in die Gegenwart.

„Aus Dunkel erschienen“ – das eindrucksvolle Arrangement eines italienischen Weihnachtsliedes mit dem nun komplett im Altarraum stehenden Chor – das Dunkle hörbar gemacht durch leere Quinten.

Ungewohnt auch die Vertonung des Tannenbaums – ein Satz des jungen deutschen Komponisten Simon Wawer. Ein weiterer Zeitgenosse, der amerikanische Komponist des 20. Jahrhunderts Norman Luboff, mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ – reizvolle Kontraste zwischen tonal verfremdetem und volksliedhaftem „Normalklang“.

Der aus dem Bayerischen Rundfunk bekannte Sprecher Clemens Nicol las in ausdrucksvoller Deklamation Erich Kästner: eine dringende Bitte um ein zeitgemäßes Auftreten des „lieben guten Weihnachtsmannes“ („Weißt du nicht, wie’s um uns steht?“)

Warmer Klang aus Finnland

Ein zeitlicher Griff zurück zu Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge BWV 532. Michael Riedel registrierte zunächst zurückhaltend, zog dann aber in der abschließenden Fuge „alle Register“. Virtuos differenziert und rhythmisch prägnant sein Spiel. Trotz kalter Weihnacht in Finnland kommt ein warmer Klang von dort, ein Satz des finnischen a-cappella-Ensembles Rajaton mit leuchtendem Tenor-Solo. Von Finnland nach Schweden – Michael Rapkes berührend schöner Satz des schwedischen Weihnachtsliedes mit einem kurzen Solo des „Neulings“ im Ensemble, David Reimann.

Zur akustischen Entspannung: Eine „weihnachtliche Lesung“ der augenzwinkernden Art, eine Taschendiebgeschichte von Ewald Arenz, nicht ohne ein nachdenkliches Ende.

Nach Skandinavien führte das Ensemble die Hörer nun in den englischsprachigen Raum: Das traditionelle englische Weihnachtslied, „The First Nowell“ (das erste Weihnachtsfest), ein moderner Satz von Michael Rapke. Bei einem weiteren englischen Lied, „The little Drummerboy“, ließ Michael Riedel bei der Orgelintonation bereits den Duktus des Satzes, das Spiel des Trommlers, anklingen, das der Chor dann aufgreift.

John Taverners „The Lamb“ ist nicht oft in Chorkonzerten zu hören, da es hohe Ansprüche an die Intonationssicherheit der Interpreten stellt. Umso eindrucksvoller, wenn ein kleines Ensemble dieses heikle Stück in bestechender Weise meistert. Einer der Höhepunkte des Abends!

Ein derb-komisches Wirtshausgespräch zum Thema Weihnachten – Robert Gernhardts Text ist bei aller agnostischen Grundhaltung ein satirisch-realistisches Schlaglicht auf das, was Weihnachten für die Drei am Stammtisch ist. Nach einer stürmischen Orgelintonation ging es im „Christmas-Medley“ rund. Verschiedene populäre Weihnachtsmelodien, verschiedene Solopartien – fließend aneinandergereiht, ein Ausholen vor dem Abschluss-Medley des deutschen Komponisten Rolf Zuckowski mit verschiedenen, eher lustigen Passagen.

Keine Kommentare